47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
roten Film aus Blut überzogen und reflektierte das Licht, während es sich ihm näherte und nach mehr verlangte.
Oishi bahnte sich einen Weg durch die Menge der übernatürlichen Feinde, die ihn mit einem rücksichtslosen Hagel aus Schlägen eindeckten, und rannte auf seinen Sohn zu. Er warf sich gegen den
tengu
und versuchte, ihn wegzuzerren, bevor er einen von ihnen niederstrecken konnte. Doch Chikaras Angreifer wurde zunächst wieder körperlos, als er ihn schlagen wollte, und versetzte ihm dann einen so schweren Hieb, dass er auf dem Rücken landete.
Oishi schlug hart auf, kam wieder auf die Füße und wirbelte herum. Er spürte keinen Schmerz, nur Verzweiflung darüber, dass die
tengu
seinem Sohn, der sein Schwert erhob, immer näher kamen. Ein weiterer Dämon erwischte Chikara von hinten und hielt ihn fest, während der erste sein Schwert zum Todesstoß erhob.
Oishi suchte verzweifelt nach etwas, das er benutzen konnte, um den
tengu
aufzuhalten, bevor sein Sohn starb.
Seine Hände senkten sich zu seinem Schwert, seine rechte Hand schloss sich um den Griff. Doch da war nichts – nichts außer ...
Kai atmete tief durch und schloss die Augen. Er stellte sich dem Angriff absichtlich ohne Deckung. Sein Geist löste sich von der Gegenwart und kehrte zurück in seine Vergangenheit mit den
tengu
: zu den Zweikämpfen, die er mit Bewegungen geführt hatte, von denen kein Mensch jemals auch nur geträumt hatte ... Bewegungen auf dem verborgenen
yōkai
-Pfad, dem er absichtlich seinen Geist verschlossen hatte, als er in die abergläubische Welt der Menschen geflohen war und sich auf das beschränkte, was sie ihm erlaubte, zu sein ...
Schlagartig öffneten sich seine Augen, als Sojobo umgeben von einer Aura aus goldenen Blitzen auf dem Pfad erschien. Kai wechselte in derselben Sekunde in das Reich der Geister hinüber, auf den Pfad, der durch die Zwischenräume von Zeit und Raum verlief. Die Realität der Menschen verschwand wie das Trugbild, das sie war. Sojobos Geist wurde plötzlich wieder für ihn sichtbar und floss wie Eis, das sich in Wasser verwandelt hatte. Die Entfernung zwischen dem
tengu
und seinem glühenden Schwert schwand allmählich, und er streckte die Hand nach seinem Griff aus.
Doch dieses Mal war Kai schneller, weil er es sein musste.
Er sah die Bewegung des
tengu
-Fürsten voraus, ließ sich auf den Rücken fallen, zielte mit dem Fuß auf die Spitze des Schwerts und schlitterte auf die Stelle zu, wo es so sorgfältig ausbalanciert am Rande des Abgrunds stand. Er trat fest dagegen.
Das Schwert flog hoch und glitt dem
tengu
-Fürsten durch die Finger, während es einen Halbkreis nach oben beschrieb. Es drehte sich um sich selbst und wurde zu einem Lichtstrahl, der während seiner Reise durch den nicht greifbaren Raum zwischen den Welten aufleuchtete ...
... und direkt in Kais ausgestreckte Hand fiel, der dort, wo er vorher gestanden hatte, wieder aufgetaucht war und es aus der Luft an sich riss. Seine Faust schloss sich um den Griff, und er wirbelte herum. Dabei stieß er es nach vorn – dorthin, wo sein früherer
sensei
aus dem Nichts materialisierte und die Schwertspitze genau an seiner Kehle spürte.
In der Tempelhöhle sah Oishi, wie die Klinge des
tengu
durch die Luft schnitt und Chikaras Kopf immer näher kam. Seine linke Hand löste das Schwert aus der Scheide und befreite die Klinge. Seine rechte Hand schloss sich um den Griff und zog ...
Plötzlich verschwanden Chikara und der
tengu
vor seinen Augen, als hätte es sie nie gegeben.
Oishis Hand öffnete sich wie im Krampf und ließ den Griff seines halb gezogenen Schwertes los. Er schaute sich um und durchsuchte den Raum um sich herum nach einer Spur von Chikara oder den Dämonen ... nach einer Spur seiner Männer, tot oder lebendig. Nirgendwo in der Höhle befanden sich noch andere menschliche Wesen. Die
tengu
-Mönche saßen noch immer an ihren Plätzen und sangen unbeirrt weiter, als hätten sie nichts anderes gesehen, gehört oder getan, als dazusitzen und zu beten.
Oishi sah an sich hinunter. Die schwere Verletzung an seinem Arm sowie die zahllosen Schnittwunden waren verschwunden. Er spürte keinen Schmerz, als wären die Schläge und Blutergüsse, die er erlitten und ausgeteilt hatte, und alles, was er gerade erlebt hatte, nichts weiter als ein Albtraum gewesen. Er stieß sein halbgezogenes Schwert mit einem Ruck wieder in die Scheide und hörte zufrieden das Klacken, als es wieder einrastete. Dennoch begannen seine Hände
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