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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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auch diese Liebe vorherbestimmt. Sie lag außerhalb ihres Schicksals und selbst jenseits der Fähigkeit ihrer Zauberkraft, in die Zukunft zu sehen.
    Sie seufzte. Ihr Blick glitt wieder über sein Gesicht, als sie sich anschickte, sich neben ihn zu legen und ihn mit Küssen aufzuwecken.
    Seine Augen öffneten sich, und er sah zu ihr auf. Er war hellwach, und sie erkannte, dass er es schon die ganze Zeit gewesen war. Kein anderer Mensch konnte sie so überraschen wie er.
    »Ist Asano noch am Leben?«, fragte er.
    Sie stand vollkommen still und sah auf ihn hinunter, wusste, dass ihr Schweigen ihm alles verriet, was er wissen musste.
    Er stützte sich auf den Ellbogen und wandte seine Aufmerksamkeit der exquisit gezeichneten Karte Japans zu, die auf dem Boden neben ihm lag. Seine Finger folgten seinem Blick und deuteten erst auf eine Länderei, dann eine andere, bevor er sagte: »Der Stahl von Nagato liefert zwar gute Waffen und das Gold von Izu sichert die Loyalität der Männer, aber der fruchtbare Boden von Ako kann eine Armee ernähren ...« Sein Zeigefinger bohrte sich in die Position von Ako auf der Karte, als könne er den
daimyō
dieses Gebiets durch pure Willenskraft töten. »Ako ist der Schlüssel zu Japan. Wenn ein Mann mit einer Vision dort regiert, könnte er sich eines Tages vielleicht sogar Shogun nennen.«
    Er warf die Felldecke ab, stand auf und wandte ihr seinen Blick zu. Darin lag mehr Enttäuschung als Tadel.
    Sie konnte nicht wegsehen, konnte nicht einmal protestieren oder ihn gar wegen seiner Undankbarkeit zurechtweisen. Es war die komplizierteste Manipulation der Kräfte von Himmel und Erde gewesen, die sie je versucht hatte: Sie hatte ein
kirin
mit einem bösen Zauber belegt, Fürst Asanos Bild als Schuldigen für seine Qualen ins Gedächtnis der Kreatur eingeprägt und es aus seinem entlegenen Rückzugsort in den Bergen nach Ako gelockt, wo es in seinem Wahn furchtbare Zerstörung angerichtet hatte. Fürst Asano hatte es selbst gejagt. Sie hatte genau gewusst, dass er so handeln würde. Er hätte sterben sollen ...
    »Herr«, versicherte sie. »Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan.« Und das stimmte.
    Sie erinnerte sich plötzlich an den Bauernjungen, der das
kirin
mit einem Streich erlegt hatte, nachdem selbst Akos beste Samurai versagt hatten. Er hatte ihr in die Augen gesehen und plötzlich die Illusion durchschaut. Er hatte ganz klar
sie
angesehen. Sie war sicher, dass er nur ein Mensch war. Nicht einmal ein Priester.
Und doch
...
    »Du hast mich enttäuscht«, erklärte Kira. In seiner Stimme schwang eher Resignation als Wut mit, was sie innerlich erzittern ließ. Er berührte sanft ihr Gesicht, doch in dieser Geste lag keine Wärme oder Vergebung.
    Kira ging an ihr vorbei zum Fenster und schob es auf. Er ignorierte den eisigen Hauch, der an ihm vorbei ins Innere zog, während er dastand und über sein karges Land schaute. Dabei verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und ahmte damit unbewusst einen Gefangenen nach. »Meine Vorfahren haben ihr Leben gegeben, um die Familie des Shoguns an die Macht zu bringen, und das war ihr Lohn«, sagte er mit harter Stimme, in der eine ihr wohlbekannte Bitterkeit mitschwang. »Asanos Vorfahren gaben ihre Befehle von ihrem Stuhl im Lager aus und bekamen dafür Ako. Nun erweist der Shogun ihm die Ehre eines Besuchs, und mir wurde befohlen, dabei anwesend zu sein.«
    Er ballte die Hände zu Fäusten. »Ako sollte
mir
gehören!« Er sprengte die unsichtbaren Ketten der Frustration, die seine Entschlossenheit gefesselt hatten, stützte sich auf den Fenstersims und betrachtete die windumtosten Gipfel seines unfruchtbaren Landes. Seine Augen waren so kalt und erbarmungslos wie die schneebedeckten Berge.
    Mitsuke folgte ihm durchs Zimmer und schlang die Arme um ihn, presste sich mit der ganzen Wärme ihres Körpers gegen seinen. Sein Körper fühlte sich so kalt an, als hätte der bloße Anblick seines eigenen Landes ihn zu Eis erstarren lassen. Mitleid erfasste sie, und sie drückte ihn umso fester an sich. Sie versuchte, die Wärme seiner Hoffnung und seiner Liebe neu zu entfachen. »Was kann ich tun, um meinen Herrn zu versöhnen?«
    Er drehte sich abrupt um, entzog sich ihrer Umarmung und wollte nicht getröstet oder abgelenkt werden. »Tu einfach, was ich erwarte«, sagte er schroff. »Ich brauche Ako, und du musst mir helfen, es zu bekommen.«
    Sie konnte seinem unnachgiebigen Blick nicht standhalten und senkte den Kopf.
Schicksal
... Er

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