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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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alles, was ihn am Leben erhalten hatte. Aber Mika hob den Kopf, um ihren Vater anzusehen. Sie wusste, dass er sich, obwohl er schockiert und enttäuscht war, gerade für sie erniedrigte.
    »Die Schuld liegt bei mir«, erklärte Fürst Asano.
    Der Shogun starrte schwer enttäuscht auf den Fürsten von Ako und seine Tochter hinunter. Hinter ihnen sahen Fürst Kira und alle anderen
daimyō
dabei zu. Der Fürst sah aus wie ein Raubtier, während er seinen Sieg genoss. Oishi wandte sich ab. Er starrte quer durch die Arena ins Leere und nahm nichts wahr. Er konnte den Schmerz nicht mehr ertragen, den ihm die Szene, die sich vor ihm abspielte, bereitete.
    Der Shogun wandte sich an seinen Adjutanten und zeigte auf Kai. »Zieht ihm die Rüstung aus und schlagt ihn.«
    Fürst Asano verbeugte sich noch einmal, als der Shogun sich umdrehte und gefolgt von seiner Leibgarde die Arena verließ.
    Mika hob noch einmal den Kopf, um ihren Vater anzusehen und dann Kai. Sie konnte ihre Augen nicht einmal jetzt von ihm abwenden, obwohl tiefe Qual in ihrem Blick lag.
    Der Adjutant des Shoguns rief die Samurai von Ako, die unsicher auf ihrer Tribüne warteten. Nun sollten sie vortreten und dem Halbblut seine Strafe zukommen lassen. Sie gehorchten wortlos, konnten den Befehl nicht ignorieren, wussten aber nicht, was sie tun sollten. Hazama blickte zu Oishi hinüber, der noch immer neben dem leeren Sitz von Fürst Asano stand.
    Oishi starrte zurück. Ihm war schmerzhaft bewusst, dass sich die Aufmerksamkeit nun plötzlich auf ihn konzentrierte. Er fühlte sich, als hätte man ihm das letzte bisschen Würde geraubt.
    Oishi blickte zu Kai hinüber, der hilflos am Boden lag. Bilder, wie das Halbblut sich bewegt hatte, zuckten wie Blitze vor seinem inneren Auge. Es war egal, warum Kai Yasunos Platz eingenommen hatte, er hatte für Akos Ehre gekämpft – nicht wie ein Samurai, sondern wie ein Dämon. Keiner der anwesenden Männer aus Ako hätte eine Chance gegen Kiras Kämpfer gehabt, auch wenn dieser keine Rüstung getragen hätte, an der ein
katana
zerschellte. Aber Kai hatte ebenbürtig gegen ihn gekämpft. Er wäre siegreich gewesen, wenn er eine faire Chance bekommen hätte. Yasuno hätte das niemals geschafft. Dass Kai das
kirin
besiegt hatte, war kein Glück gewesen.
    Es war nicht richtig
. Nichts ergab mehr einen Sinn für ihn: Statt zu siegen, war Kai von etwas besiegt worden, dass nur Zauberei sein konnte. Statt den größten Triumph seines Lebens zu feiern, lag Fürst Asano gedemütigt im Staub zu Füßen des Shoguns. Nur weil seine über alles geliebte Tochter das Halbblut noch mehr liebte. Die Dame Mika hatte die Liebe ihres Vaters, ihre Ehre und ihren guten Namen für etwas weggeworfen, das nicht einmal ein menschliches Wesen war. Oishis erster Eindruck von Kai war richtig gewesen:
Er war ein Dämon
.
    Die Vorstellung, dass das Halbblut gleichzeitig auch der beste und mutigste Krieger in Ako war, ergab noch weniger Sinn als alles andere.
Dieser mischblütige Bastard ... er verdiente ihr Mitleid nicht, und schon gar nicht ihren Respekt
...
    Oishi sah Hazama an und nickte.
    Die Samurai von Ako nahmen
bokken
mit Stahlspitzen zur Hand, die die Männer des Shoguns von dem Stapel auf dem Übungsplatz geholt hatten, und umringten den am Boden liegenden Kai. Der schwarze Samurai sah ein letztes Mal auf Kai herab, ohne auch nur einmal seine dämonische Gesichtsmaske zu entfernen. Dann trat er zur Seite und überließ sein Opfer der Rache seiner eigenen Leute.
    Der Adjutant des Shoguns wartete ebenfalls mit einem Kontingent von Männern, um zu überwachen, dass die Befehle seines Herrn ordentlich ausgeführt wurden. Die anderen
daimyō
blieben auf ihren Plätzen, um schweigend der Erniedrigung von Akos Kämpfer zuzusehen. Allen war klar, dass dieser Skandal dem Asano-Clan noch sehr lange anhaften würde. Oishis Mund war zu einer ausdruckslosen Linie zusammengepresst, als er sah, wie Kai versuchte, sich aufzurichten. Das Halbblut wollte sich irgendwie gegen das, was auf ihn zukam, verteidigen, aber ein bösartiger Schlag von Hara warf ihn wieder zu Boden. Hazama landete einen weiteren ...
    Danach gab es kein Entkommen mehr für das Halbblut, als die anderen ihre ohnmächtige Wut an dem Bastard ausließen, an dem Dämonenabkömmling, der nur dank der Gnade ihres Herrn unter ihnen aufgewachsen war … Nur um Schande über seinen stolzen Familiennamen zu bringen, über sein einziges Kind, seine Samurai, und damit auch über das ganze Volk seines

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