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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wandte sich einen Moment von dem Schauspiel um das Halbblut ab. »Ruhe!«, zischte er mit todernster Stimme. Es gab absolut nichts Komisches daran. Ihr Herr war gerade im wichtigsten Moment seines Lebens öffentlich erniedrigt worden. Ausgerechnet von diesem ausgestoßenen Bastard, der ihm alles verdankte – selbst sein Leben.
    Wie und warum das Halbblut Yasunos Platz im Turnier eingenommen hatte, war ein vollkommenes Rätsel ... und es schien, als wäre der Einzige, der diese Frage beantworten konnte, sein eigener Sohn.
    Oishi sah wie gelähmt zu, als der Shogun auf Kai zuging und sich herunterbeugte, um sein Gesicht mit morbider Faszination in Augenschein zu nehmen.
    Was Oishi von dem Gesicht erkennen konnte, sah nach dem Schlag des Riesen mit seinem gepanzerten Ellbogen noch schlimmer aus als sonst.
    Der Aufprall hatte den Gesichtsschutz verbeult und ihm den Helm vom Kopf geschlagen. Der Kopfschutz war fast bis zu der Stelle geflogen, von der Oishi und die anderen Samurai zusahen. Das Halbblut hatte Glück gehabt, dass der Hieb ihm nicht auch den Schädel eingeschlagen hatte ... obwohl noch abzuwarten war, wie viel Glück er wirklich hatte. Blut rann aus seiner Nase und seinem Mund, und ein faustgroßer blauer Fleck begann bereits, sich auf einer Seite seines Gesichts rot und violett auszubreiten.
    Kais Augen öffneten sich – zumindest eines davon –, als der Shogun sein Kinn ergriff. Er drehte das zerschundene Gesicht des Ausgestoßenen von einer Seite zur anderen und studierte es ebenso gelassen und beiläufig, als würde er ein exotisches Tier untersuchen.
    Oishi konnte sehen, dass Kai bei Bewusstsein war, obwohl das Halbblut nicht protestierte oder gar einen Laut von sich gab, während der Shogun sein Gesicht stupste und drückte. Er zog ihm sogar die Lippen auseinander, um seine Zähne zu betrachten. Ob Kai sich diese grobe Behandlung gefallen ließ oder sie lediglich erduldete, er machte es wenigstens nicht noch schlimmer, weil er stillhielt.
    Der Shogun lächelte amüsiert und schüttelte leicht den Kopf, während er sich wieder aufrichtete. Er ging weg und ließ Kai auf dem Boden liegen. Als er die Reihen seiner Leibwächter passierte, sagte er zwei Worte: »Tötet es.«
    Die Tokugawa-Samurai umringten Kai und zogen ihre Schwerter.
    »Nein ...«
    Oishi blickte unwillkürlich zur Tribüne, als er die Frauenstimme hörte. Es war eine Stimme, die er nur zu gut kannte. Er sah, dass die Dame Mika ihren Platz auf der Tribüne verlassen hatte und auf den Shogun zurannte. Sie fiel vor ihm auf die Knie und verbeugte sich bis zum Boden.
    Götter, nein
... Oishi wusste nicht, ob er das nur gedacht hatte oder die Worte tatsächlich laut ausgesprochen hatte, als er sah, wie Mika-
hime
vor dem Shogun auf die Knie fiel und um das Leben des Halbbluts bettelte. Ihr Vater stand noch auf der Tribüne. Er starrte sie an, und seine Verwirrung verwandelte sich langsam in Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass trotz all seiner Anstrengungen ein einziger Akt der Gnade sein gesamtes Leben auf diesen einen tragischen Moment hingetrieben hatte.
Dass seine Tochter Kai liebte. Ihn immer geliebt hatte
...
    Resigniert und betrübt senkte Fürst Asano den Kopf. Das einzige Geräusch, das Oishi hören konnte, war das Flattern der Banner von Ako im Wind.
    Er zwang sich, sich zu bewegen. Er ging durch die erstarrte Welt, um sich an die Seite seines Herrn zu stellen. Fürst Asano hob den Kopf und sah sich zu seinem
karō
um. In den Tiefen seiner Augen konnte Oishi erkennen, dass das Herz seines Herrn gebrochen war, obwohl sein Gesicht Entschlossenheit ausstrahlte.
    »Tono ...«
Oishi streckte in seiner eigenen Verzweiflung und Verwirrung unbewusst die Hand aus und wagte den Versuch, seinen Herrn von seinem Vorhaben abzuhalten. Aber Fürst Asano schüttelte Oishis Hand ab, stieg die Tribüne hinab und eilte schützend an Mikas Seite.
    Oishi warf einen verstohlenen Blick auf Kira. Der bewegte sich wenigstens nicht und blieb stehen, wo er war. Er sah ebenso ehrlich überrascht aus wie alle anderen.
    Asano näherte sich dem Shogun und fiel ebenfalls auf die Knie. Er verbeugte sich so tief, dass seine Stirn den Boden berührte. »Vergebt mir, mein Fürst«, sagte er. »Aber in Ako ist die Todesstrafe Menschen allein vorbehalten.« Er hob den Kopf und blickte zu Kai hinüber. »Tiere verdienen sie nicht.«
    Kais Körper krampfte sich zusammen, und er versuchte, sich umzudrehen. Er fiel wieder zurück, als wären diese Worte der Todesstoß für

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