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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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was zwischen ihnen passiert war, als sie ihn in seiner Hütte besucht hatte, und den Ereignissen beim Turnier, fragte sie sich, ob sie ihn jemals wieder zu Gesicht bekommen würde. Auch wenn es nur lange genug war, um ihn um Vergebung zu bitten ...
    Als die Sonne gerade unterzugehen begann, fiel ihr plötzlich ein, dass Kai so schwer verletzt sein mochte, dass er den Hang nicht hinaufsteigen konnte. Auch nicht, um für ihren Vater zu beten.
Hatte ihm vielleicht niemand berichtet, dass Fürst Asano tot war?
Sie schaute über die Felder zu Kais einsamer Hütte, aber der Waldrand lag bereits im Schatten.
    Die letzte Andacht und der Tag waren zu Ende. Die anderen Leute begannen den Abstieg und bewegten sich schnell und vorsichtig, bevor der Pfad mit dem Nachteinbruch vollkommen verschwand. Oishi und seine Familie sammelten sich besorgt um Mika. Sein Sohn Chikara begleitete sie nach unten, stolperte im zunehmenden Zwielicht aber öfter als sie, weil es für ihn ein unbekannter Weg war.
    Sie gingen zurück über die Felder. Laternen und Glühwürmchen leuchteten ihnen den Weg, als das letzte rot-goldene Licht von Akos Ehre am Horizont verblasste.

    Zum ersten Mal seit zwei Wochen machte sich Kai auf den Weg zur Burg, obwohl er dafür fast den ganzen Morgen und weit mehr als die Hälfte seiner Kräfte brauchte.
    Fürst Asano war tot ... durch seine eigene Hand, auf Befehl des Shoguns
. Kai hatte erst von seinem Tod und wie es dazu gekommen war, erfahren, als er Tage später in seiner Hütte zu sich kam. Er hatte keine Ahnung, wie viele Tage seit seinem schändlichen Auftritt vergangen waren.
    Das Letzte, an das er sich wirklich erinnerte, war, dass man ihn aus der Burg geworfen hatte. Auf Oishis Befehl ... Aber als seine Augen endlich wieder klar blickten, bemerkte er, dass einer von Oishis Samurai bei ihm in der Hütte war. Es war ein Mann, der so groß war, dass er fast den gesamten Innenraum einnahm.
Bashō
... Yasunos bester Freund und ein unerträglicher Spaßvogel, dessen Witze öfter auf Kais Kosten gingen, als er sich erinnern wollte.
    Bashō saß in einer Position, die eigentlich der Meditation vorbehalten war, und las schweigend eine Schriftrolle.
    »Warum ...?«
    Kai war sich nicht bewusst, dass er laut gesprochen hatte, bis Bashō sich umdrehte und die Schriftrolle wieder zurück in das geschnitzte Kästchen hinter sich legte. Fürst Asano selbst hatte Kai dieses Kästchen geschenkt, um eine kleine Sammlung geschätzter Bücher und Schriftrollen sicher aufzubewahren. Kai hatte ihn gefragt, ob er manchmal statt mit der üblichen Ration Reis mit aussortierten Büchern aus der Bibliothek des
daimyō
bezahlt werden könnte.
    »Geht ...«, flüsterte Kai und seine Stimme zitterte gleichermaßen vor Wut wie vor Schwäche. »Mein Haus. Raus ...« Er versuchte, einen Arm zu heben und auf den Ausgang zu zeigen.
    Bashō nickte bedächtig und sagte: »Wenn ich fertig bin.«
    Kai schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Der Schmerz hatte nachgelassen, der Nebel sich gelichtet. Kein Regen ... Endlich erinnerte er sich, dass Chikara ihn im Schlamm gefunden hatte ... und dieser Mann war auch dabei gewesen. Sie hatten versucht, ihn nach Hause zu bringen. Dann war Oishi gekommen und hatte Chikara eine Ohrfeige gegeben und ihm befohlen, zurück in die Burg zu gehen. Chikara war gegangen, weil sein Vater ebenfalls sein Kommandeur war. Aber Bashō hatte lediglich genickt und gesagt: »Wenn ich fertig bin.«
    Und das war alles ... bis jetzt.
    Bashō hob Kais Kopf an und ließ ihn Tee trinken. Er schmeckte nach erdigem Ginseng, bitterem Geißblatt und scharfem Ingwer ... Um seinen Körper zu stärken, seinen fiebrigen Geist und seinen empfindlichen Magen zu beruhigen. Dann bemerkte Kai, dass er nach Zwiebeln stank. Fast sein ganzer Körper war mit Tüchern bedeckt, die in einem Sud aus Frühlingszwiebeln gekocht waren, um den Schmerz seiner Wunden zu lindern.
    »Du kennst deine Arzneien, Halbblut«, sagte Bashō. Er sah sich um, als wäre er wirklich beeindruckt von den Körbchen, die mit kleinen Bündeln von Kräutern gefüllt waren, und von den Pflanzen, die zum Trocknen von der Decke hingen. »Du hattest schon alles, was ich brauchte. Ich habe den Schrein draußen gesehen. Wurdest du von Yamabushi-Mönchen aufgezogen?«
    »Nein.« Kai wandte das Gesicht ab. »Warum seid Ihr hier?« Er konnte sich nicht erinnern, dass Bashō einmal mehr als zwei Worte mit ihm gesprochen hatte, und gewöhnlich war eines davon

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