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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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»Halbblut«.
    »Chikara darf die Baracke nicht verlassen. Jemand musste kommen – und ich kenne mich etwas mit Heilmitteln aus. Allein wärst du gestorben.«
    Kai hatte versucht, genug Kraft zu sammeln, um Bashō zu fragen, was ihn das scherte. Doch er schwieg.
    »Du musstest leben«, sagte Bashō, als hätte er Kais Gedanken von seinem Gesicht abgelesen oder aus seinem Schweigen erraten. »Um Madame Mikas willen. Und um Fürst Asanos willen ... Er wartet auf deine Gebete.«
    Kai blickte ihn an. »Was ...?«
    Bashō sah nach unten. »Fürst Asano ... war gezwungen,
seppuku
zu begehen.«
    »
Was?
« Irgendwie schaffte Kai es, sich auf einen Ellbogen aufzustützen. »Meinetwegen?«
    »Nein.« Bashōs große Hand berührte kaum seine Brust, aber Kai brach unter dem Gewicht zusammen. »Lieg still.«
    Und dann erzählte er. Alles.
    Danach war er gegangen und hatte Kai zurückgelassen, um die Scherben seines verkorksten Lebens zusammenzufegen, das ihm nichts außer Schmerz und Schuldgefühlen beschert hatte.
    Kai hatte mehr Tage, als er glaubte, ertragen zu können, hilflos in seiner Hütte gelegen und Bashōs Besuche über sich ergehen lassen müssen. Erst dann konnte er langsam wieder kriechen, und schließlich kurze Strecken gehen. Er war noch immer nicht auf dem Hügelkamm gewesen, um für Fürst Asanos Seele zu beten und Abschied zu nehmen ... Um Vergebung zu bitten und, wenn es ihm vergönnt war, sie zu gewähren. Aber er hatte noch nicht genug Kraft für den Aufstieg.
    Der Weg zur Burg führte über relativ ebenes Gelände, und so hatte er endlich den langen, anstrengenden Weg hinter sich gebracht, um am Schrein der Familie Asano zu beten, bevor der letzte Gedenktag vergangen war.
    Er betrat den unteren Burghof und wünschte, dass er in weiße Kleider gehüllt wäre, die für den Besuch, den er heute machen wollte, angemessen wären. Aber wie immer besaß er nur die Kleider, die er am Leib trug. Und obwohl er sie sorgfältig repariert und geflickt hatte, nahm er an, dass er für einen Bettler durchgehen konnte, so wie er aussah. Er hoffte, dass die Leute, die um die Verkaufsstände und Baracken herumwimmelten, ihn geflissentlich übersehen würden, wie sie es gewöhnlich mit Bettlern taten.
    Es war schwieriger, auf den oberen Burghof zu gelangen. Bettler wurden nicht in der Nähe des Wohnbereichs der Familie des
daimyō
und seiner höheren Offiziere geduldet. Aber Kai war unter den Wachen der Burg bekannt, sodass er zum Schrein gelangen konnte, bevor ihn jemand aufhielt.
    Er glitt hinein und schloss die Tür so leise wie möglich hinter sich. Der Duft von Räucherstäbchen stieg ihm in die Nase. Mika war allein und kniete mit geneigtem Kopf vor der Buddhastatue. Ein zartes Rauchwölkchen stieg von den Räucherstäbchen in die Luft. Er ging durch den Schrein und kniete sich neben sie. Sein Körper gehorchte seinem Willen gut genug, um sie nicht bei ihren Gebeten zu stören.
    Obwohl sie nicht zu ihm aufsah, konnte er an dem kurzen Erzittern ihres Körpers erkennen, dass sie wusste, wer gekommen war, um neben ihr zu beten. Er neigte seinen Kopf und betete stumm und in aller Dankbarkeit und Trauer, die in ihm gefangen war, dass Fürst Asanos Seele ihren Lohn bekommen würde. Dass er in einer besseren, gerechteren Welt wiedergeboren wurde, die er sich erarbeitet und verdient hatte.
    Und dann betete er von ganzem Herzen für Mika, die mehr verloren hatte, als er je begreifen konnte, als ihr Vater gestorben war. Sie würde niemals wieder jemanden haben, bei dem sie in schweren Zeiten Trost suchen konnte, der sie bedingungslos liebte und unterstützte ... für den Rest ihres Lebens. Und er wusste aus Erfahrung, dass dieses Schicksal schlimmer war als der Tod.
    Seine Erinnerung an das Turnier und wie es geendet hatte, war verschwommen. Einige Bilder hatten sich aber in sein Gedächtnis eingebrannt und würden schlimmere Narben hinterlassen als die, die er aus der Prügelstrafe davongetragen hatte.
Die Erniedrigung, wie ein Tier behandelt zu werden ... Wieder ein Tier genannt zu werden, nach so langer Zeit und dazu von Fürst Asano selbst
.
    Aber er hatte es sich selbst zuzuschreiben, weil er versucht hatte, jemand zu sein, der er nie werden konnte ... und mit dieser Tat hatte er die Ehre Mikas und ihres Vaters und ganz Akos mit in den Schmutz gezogen. Nun, da er wieder klar denken konnte, verstand er, warum der Fürst das gesagt hatte. Darum war es leicht, ihm zu vergeben. Er hatte es gesagt, um seine Tochter vor ihren

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