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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Kommentar zu antworten, während sie den unteren Burghof in Richtung Tor überquerte. Sie musste aus dieser Burg entkommen, die immer ihr Zuhause gewesen war und ihr alles bedeutete. Fürs Erste jedenfalls, solange sie von den Feinden ihres Vaters, die auch ihre waren, besetzt war. Ihr Mut würde schwinden, wenn sie Ako nicht ohne Mauern sehen konnte und sich wieder daran erinnerte, warum es so wichtig war, dass sie weiterlebte.
    Die Wachen am äußeren Tor fragten, wohin sie ging und warum. Sie behandelten sie so unhöflich, als wäre sie eine Frau, die allein reist und an einem Kontrollpunkt an der Tokaida-Straße angehalten wurde. Nicht, als wäre sie die Tochter eines
daimyō
, die noch vor Kurzem ihre Gastgeberin gewesen war.
    Sie starrte sie nur an. Die Erinnerung an ihren Vater brannte in ihren Augen. Und das reichte, wie sie irgendwie bereits geahnt hatte. Die Männer wurden still und verbeugten sich, als sie den Weg freimachten, um sie durchzulassen.
    Sie ging weiter. Ihre Schritte wurden schneller, als sie die Brücke erreichte. In der Mitte blieb sie stehen und sah auf den Fluss hinunter, der unter ihr entlangfloss. Zuverlässig und stet war er ein Segen für alle, die hier lebten. Von den Hügeln bis zur See brachte er lebensspendendes Wasser auf die Felder und zu den vielen Menschen, die sie bestellten. Er war auch ein Segen für die Burg von Ako, denn dieser ständig wachsame Beschützer hielt die Burggräben an ihren Verteidigungsmauern stets gefüllt.
    In ihren Augen schwammen erneut Tränen, hier, wo sie so frei sein konnte, ihnen ihren Lauf zu lassen. Aber dieses Mal waren es keine Tränen des Verlusts ... es waren Tränen des Erstaunens darüber, dass die Schönheit Akos so stet war wie der Fluss.
Wabi-sabi
-Schönheit ... Ewig nur, wenn man sie mit den flüchtigen Leben der Menschen verglich, ewig und doch ständig wechselnd wie die Jahreszeiten, das Wetter ... Ewig und doch jedes Mal neu, wenn sie sie betrachtete.
    Wie würde es hier wohl in hundert Jahren aussehen, oder in zweihundert? Wenn sie hier wiedergeboren würde, könnte sie noch alles an der sanften Form des Landes unter einer Oberfläche erkennen, die sich bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte? Würde sie ihren Vater erkennen, wenn ihre Seelen sich begegneten? Wenn sich die Masken ihrer Gesichter bis zur Unkenntlichkeit verändert hatten?
    Nichts auf dieser Erde währte ewig, außer der Veränderung, hatte ihr Vater immer gesagt. Aber wenn die Veränderung ewig währte und auch ihre Seelen ewig waren ... wie konnten sie sich dann nicht eines Tages wieder in die Augen sehen und freudig erkennen?
    Sie ging über die Brücke und presste die Hände auf das Gedicht, das sie an ihrem Herzen trug.
    ...
frage mich, was ich tun soll, mit dem Rest der Frühlingszeit
.
    Als sie das andere Ende der Brücke erreichte, erhob sich ein Wind, der seichte Wellen auf dem Fluss hinterließ und einen Schneesturm aus Kirschblüten an seinen Ufern entlangtrieb – als wären sogar die Götter angesichts der Ungerechtigkeit verstört, die sich heute ereignet hatte.

    Der Shogun und sein Hofstaat waren fast augenblicklich abgereist, noch bevor die Asche auf dem Scheiterhaufen von Fürst Asanos Verbrennung kalt war. Die anderen Gäste/Besatzer gingen mit ihm, sehr zur Erleichterung von allen, die hierhergehörten.
    Der Adjutant des Shoguns hatte Oishi – und Mika, die er niemals mit mehr als einer höflichen Verbeugung bedachte – darüber informiert, dass sein Herr nach Beendigung seines zeremoniellen Streifzugs in den Westen, auf dem Rückweg nach Edo wieder nach Ako kommen würde. Er wollte den benachbarten Clans seinen Respekt erweisen, die die Tokugawa bei der Schlacht unterstützt hatten, die ihnen das Shogunat eingebracht hatte. Das Tokugawa-Regime hatte über das letzte Jahrhundert Länderei um Länderei erobert und dabei ihre Alliierten strategisch platziert wie die Steine auf einem
shōgi
-Brett. Die Verbündeten saßen zwischen den Lehen der Clans, die nicht dem inneren Kreis angehörten, und verhinderten so sehr effektiv, dass unzufriedene
daimyō
sich zu einer Rebellion zusammenschlossen.
    Der Shogun würde etwa in einem Monat zurück nach Ako kommen, hatte der Adjutant angekündigt und
Kuranosuke
Oishi befohlen, als stellvertretender Kommandeur anstelle des
daimyō
dafür zu sorgen, dass alles in Ordnung gebracht wurde und alle Dokumente und Informationen auf dem neuesten Stand und bereit für eine Inspektion waren. Außerdem sagte er Oishi,

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