47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
ohne Mika auch nur einmal anzusehen, dass ihnen dann die Entscheidung mitgeteilt würde, was mit Ako geschehen würde. Es gab schließlich keinen männlichen Erben ...
Mit diesen Worten hatte er diesen Zweig des Ako-Clans zu Totholz erklärt, das gestutzt werden musste: Das Land Akos würde entweder den bereits immensen Ländereien der Tokugawa zugeschlagen, oder einem der favorisierten Berater des Shoguns zufallen. Fürst Asanos Samurai würden zu Ronin – durch ihre Blutlinie zwar noch immer Samurai, aber in der Realität herrenlose, unehrenhafte Vagabunden. Man würde sie hinauswerfen und sie müssten selbst für ihr Überleben sorgen. Fürst Asanos Tochter ... wurde nicht einmal beachtet.
Abgesehen von der Todesstrafe war das das Schlimmste, was ihnen passieren konnte. Sie waren vor Schreck über diese schreckliche Nachricht wie betäubt, als sie seine flüchtige Verbeugung zum Abschied erwiderten und ihn wegreiten sahen. Dem Abzug des Hofstaats zusahen ... sahen, wie Fürst Kira sich mit mehr als nur beiläufigem Interesse umdrehte, als er das Heim ihrer Vorfahren verließ.
Oishi und Mika standen Seite an Seite und schwiegen, bis der Tross durch das letzte Tor verschwunden war und die Brücke überquert hatte. Dann drehte Mika sich mit einem erstickten Schrei um und schlug mit der Faust so fest sie konnte gegen die Säule der Veranda. Oishi starrte sie ungläubig an, als hätte
sie
den Hieb ausgeführt, den er gerne ausgeteilt hätte, bevor er sich überhaupt bewegen konnte. Sie drehte sich wieder zu ihm um. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Hand pochte und sie spie einen Fluch gegen den Shogun aus, der selbst seine Truppen hätte erröten lassen.
»Mika-
hime
!«, sagte Oishi streng. Aber sie konnte in seinen Augen nur große Erleichterung darüber erkennen, dass sie sich beherrscht hatte, bis der Hofstaat des Shoguns außer Hörweite war.
»Ich bin nicht unsichtbar! Oder taub und dumm!«, schimpfte sie. »Ihr mögt vielleicht der Einzige sein, der hier Befehle geben darf – aber Ihr seid auch der Einzige, von dem verlangt wird, ihnen zu gehorchen«, fügte sie bitter hinzu. »Ich bin die Tochter meines Vaters ... und Ihr werdet niemals mein Vater sein, Oishi Yoshio. Sprecht nicht noch einmal in diesem Ton mit mir.«
»Vergebt mir, Madame Mika.« Er fiel auf die Knie und verbeugte sich so tief, dass seine Stirn die Zedernplanken auf dem Boden der Veranda berührte. Als er den Kopf wieder hob, erkannte sie in seinen Augen wahres Verständnis für die Demütigung, die sie gerade erlitten hatte. Sie sah auch die Erschöpfung, seine hilflose Wut und die Bedrohung, die er genau wie sie erkannt hatte. Beide hatten verstanden, dass der Shogun noch einen weiteren Scheiterhaufen innerhalb der Tore der Burg Ako errichtet hatte, der bereitstand, um Akos Zukunft zu verschlingen. Und die Worte seines Adjutanten hatten ihn gerade entzündet.
Sie erinnerte sich auch, dass Oishi sie wiederholt um Vergebung gebeten hatte, als er ihr das Abschiedsgedicht ihres Vaters überbracht hatte, damals, im Garten, nachdem er ... Sie schloss die Augen.
»Oishi-
sama
«, murmelte sie. »Bitte steht auf. Ich bin diejenige, die Euch um Vergebung bitten und ihre Dankbarkeit ausdrücken sollte, weil Ihr mich immer mit Würde behandelt habt, egal ... Egal was Ihr vielleicht von meinem Benehmen gehalten habt ...«
Sie sah beschämt zur Seite. »Ich weiß, Ihr habt noch viel für die Beerdigung meines Vaters vorzubereiten. Und ich ... Ich sollte nun gehen und die Knochen meines Vaters aus der Asche sammeln.« Es war Tradition, dass die Familienmitglieder dieses letzte Ritual ausführten, die Überreste für die Beerdigung vorzubereiten ... Und sie war das letzte verbliebene Familienmitglied. Sie stieg von der Veranda herab und schaute in die Ferne.
»Madame Mika«, sagte Oishi leise und stand hinter ihr auf. »Riku, meine Frau, würde sich geehrt fühlen, wenn Ihr ihr gestatten würdet, Euch zu helfen. Und ... da sind noch andere ... Ihr seid nicht allein. Wir sind alle noch hier, die Familie Eures Vaters, unseres Herrn.«
Sie sah sich verwundert zu ihm um und war so gerührt, dass sie nicht sprechen konnte.
Es gelang ihm, zu lächeln. Es war unsicher, aber doch freundlich. »Und was die Zukunft angeht ... wir haben einen Monat. Der heutige Tag hat vielleicht das Ende unserer Ehre, so wie wir sie kennen, angekündigt, aber noch haben wir unsere Ehre. Die Zukunftspläne des
Inu-Kubō
werden die Gedenkfeier für Euren Vater nicht stören,
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