47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
seine Frage ihren Verdacht seine wirklichen Absichten betreffend bestätigte. »Sie alle haben Ako verlassen«, sagte sie. »Ich hörte, Hara sei Mönch geworden. Und Hazama ein Bauer.«
»Und die Dame Asano?«
Riku senkte den Kopf. »Sie ist ›Gast‹ des Fürsten Kira, eine Gefangene in seiner Burg. Ihre Trauerzeit ist fast vorüber. Fürst Kira hat bereits mit den Vorbereitungen für seine Hochzeit mit Mika zu
Shunki koreisai
begonnen.«
Zum Fest des Frühlingsneumonds?
Oishi wurde klar, dass ihm kaum noch Zeit blieb, Fürst Asanos Untergebene zu finden, die noch immer willens waren, alles für den Frieden der Seele ihres Herrn zu tun – und ihre gerechte Rache zu fordern.
Oishi wandte sich wieder an Chikara. »Was ist mit dem Halbblut?«, wollte er wissen. Er brachte es kaum über sich, den Widerwillen aus seiner Stimme herauszuhalten, als die Erinnerung an Chikaras Loyalität zu Kai ihn stach wie die Spitze eines Schwerts. Dennoch schwang auch eine gewisse Neugier in seiner Frage mit.
Chikara sah angesichts der Frage überrascht aus, als habe er sie nicht erwartet, und sein Lächeln erstarb, als er antwortete: »Kiras Männer haben ihn zur Insel der Holländer gebracht.«
Ihr Götter. Dann haben sie es also tatsächlich getan
. Und er hatte gedacht, dass sein eigenes Schicksal grausam gewesen wäre ...
Oishi senkte den Blick, um sein Gesicht zu verbergen, während er überlegte, ob Kai nach all dieser Zeit noch am Leben sein könnte ... und wenn er es war, ob es eine Möglichkeit gab, ihn von der verbotenen Ausländerinsel herunterzuholen.
Er erkannte, dass es nur eine Möglichkeit gab, das herauszufinden. Denn so sehr er auch hasste, es zuzugeben, ohne die Hilfe des Halbbluts sähen sie alle im Kampf gegen Kira einem schmachvollen Tod entgegen. Er sah wieder auf und sagte zu Chikara: »Wir brauchen Pferde. Drei Pferde.«
Chikara verneigte sich. In seinen Augen blitzten Eifer und Entschlossenheit auf, als er zur Tür ging. Er hielt inne und warf seinen Eltern über die Schulter hinweg ein Lächeln zu. Dann ließ er seine Schultern hängen und setzte eine Miene der Hoffnungslosigkeit auf, bevor er auf die Straße hinaustrat und die Tür hinter sich zuschob.
Riku sah zur Tür, durch die ihr Sohn verschwunden war. Sie drehte sich zu Oishi um, konnte ihm aber nicht wirklich in die Augen sehen. Sie kämpfte darum, ihren Kummer nicht zu zeigen. Nach so vielen Jahren des Friedens und des Glücks und dann einer solchen Tragödie hatte sie geglaubt, dass all ihre Gebete ihr endlich ihren Ehemann wiedergebracht hatten, nur um festzustellen, dass sie ihn – und mit ihm auch noch ihren Sohn – beinahe sofort wieder verloren hatte, wie Wasser, das durch ihre offenen Hände rann.
Oishi hob zärtlich ihr Kinn mit seinen Fingerspitzen an, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. Als er die Sorge darin sah, die sie nicht verbergen konnte – nicht vor ihm, nicht nach so langer Zeit – versuchte er nicht mehr, seine eigene zu verstecken. »Du musst die Welt glauben machen, du hättest dich von mir getrennt«, sagte er sanft. »Das ist der einzige Weg, um dich vor dem zu schützen, was ich tun muss.« Er unterbrach sich angesichts ihrer wie vom Donner gerührten Miene. Er raffte die letzten Fetzen seiner Selbstbeherrschung zusammen und murmelte: »Niemand außer dir und mir darf je erfahren, dass du die Freude meines Lebens bist, und es immer sein wirst.«
Riku zog ihn in ihre Arme und hielt ihn fest. Sie klammerte sich an ihn, als müsse die Wärme seiner Umarmung für einen Winter ausreichen, der den Rest ihres Lebens andauern würde. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, um ihre Tränen zu verbergen, aber er spürte dennoch, wie sie seinen fadenscheinigen Kimono durchtränkten, während sie seine nackte Haut küsste und er ihr langes dunkles Haar von seinem Tuch befreite. Er strich mit seinen Händen darüber, die sich so lange danach gesehnt hatten, sie einfach nur zu berühren ...
Schließlich löste sie sich von ihm und war wieder vollkommen gefasst. In ihren Augen waren jetzt Mut und Verständnis statt Verlust und Trauer zu sehen.
»Ich bin die Frau eines Samurai«, sagte sie still. »Wie auch immer deine Pflichten und Aufgaben aussehen mögen, es sind auch meine.« Sie lächelte ihn an.
Es war nicht einfach nur das Lächeln einer pflichtbewussten Ehefrau, sondern das einer liebenden, mitfühlenden Frau mit der Seele eines Kriegers.
Als er das sah, wusste er, dass er sie nie mehr geliebt oder
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