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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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hatte.
    Angesichts der Verbrechen, die Kira danach an ihm verübt hatte, war dieser Diebstahl nur ein kleines Vergehen. Aber indem er Akos Samurai die Schwerter abnahm, hatte Kira sie alle demoralisieren und demütigen wollen. Er hatte ihnen zeigen wollen, dass man sie nicht nur ihres Heims und ihres Lebensunterhalts beraubt hatte, sondern auch ihrer Identität, ihres Menschseins.
    Es war ein weiterer Punkt auf der Liste der Dinge, für die Oishi Kira seinen eigenen Anteil an der Rache des Himmels schuldete. Nun war er mehr als froh darüber, dass er besorgt genug um die Zukunft gewesen war, nicht nur Lord Asanos, sondern auch die Schwerter seines Vaters in die versteckte Truhe zu legen.
    Er schob die beiden Schwerter in den Gürtel seiner abgetragenen, aber standesgemäßen
hakama
. Auch wenn er gebadet und andere Kleider angezogen hatte, erkannte er, dass er sich bis zu diesem Augenblick nicht vollständig angezogen – oder überhaupt vollständig – gefühlt hatte.
    Er kletterte ein wenig steif in den Sattel und nahm die Zügel des dritten Pferdes an sich. Er saß einen Augenblick mit gebeugtem Kopf da und schickte ein letztes Gebet zu den Göttern: für eine sichere Reise seines Sohns und seiner Frau, für die Stärke, das zu ertragen, was ihn selbst am Ende seiner eigenen Reise erwartete, und für den Mut, allem entgegentreten zu können, was ihn dort erwarten würde.
    Er wendete sein eigenes Pferd in die Richtung des verblassenden Sonnenuntergangs und begann seine lange Reise hin zur Insel der Holländer.

11
    Dejima, die Insel der Holländer, schien in der Mitte der Nagasaki-Bucht zu treiben wie ein gewaltiger Fächer, den ein achtloser Gott vom Himmel hatte herabfallen lassen. Aber es gab keinen anderen Ort in Japan, der weniger mit den Göttern und mehr mit irdischen Versuchungen zu tun hatte. Der dritte Tokugawa-Shogun, Iemitsu, hatte im Zuge der Bemühungen seines
bakufu
, ausländische Einflüsse vom frisch geeinten Land fernzuhalten, allen Kontakt Japans mit anderen Nationen verboten. Nichts sollte die einzigartige Identität seines Volkes verunreinigen. Nicht zuletzt sollte so verhindert werden, dass fremde Waffen oder Technologie nach Japan gelangten, die vielleicht einen ehrgeizigen
daimyō
dazu inspiriert hätten, eine Rebellion gegen das Tokugawa-Regime anzuzetteln.
    Nur den Holländern, die auf ihrer winzigen Insel vor der Küste lebten, und einer kleinen Niederlassung von chinesischen Händlern wurde der Kontakt erlaubt, und das nur im isolierten Nagasaki. Die niederländische Ostindien-Kompanie besaß Niederlassungen in ganz Asien. So hatte sie Zugang zu Dingen, die Japan über Jahrhunderte hinweg frei importiert hatte, sodass sie nun fester Bestandteil des japanischen Lebens waren. Darüber hinaus waren die Repräsentanten der Kompanie ausschließlich daran interessiert, ihren Profit zu vermehren, nicht daran, Teil des japanischen Lebens zu werden, und so schien es unwahrscheinlich, dass sie etwas taten, das ihr einzigartiges Handelsabkommen mit dem
bakufu
hätte gefährden können.
    Wie die meisten Japaner hatte Oishi nie auch nur einen Ausländer gesehen – die »Goldhaarigen«, wie man sie nannte –, weil selbst den obersten Kaufleuten der Gesellschaft nur einmal im Jahr gestattet wurde, Dejima zu verlassen. Und selbst dann wurden sie direkt zu ihrer Audienz zum Shogun und seinen Ratgebern gebracht.
    Er hatte Gerüchte über sie gehört – die seltsame Färbung ihrer Augen und Haare, ihre fremdartig geformten Gesichter und die haarigen, übergroßen Körper, die sie mehr wie Monster und Dämonen denn Menschen aussehen ließen. Die meisten hatten das Benehmen von Tieren und die Moral von Dämonen. Selbst ihr Geruch war eine Beleidigung, glaubten sie doch seltsamerweise, dass Baden ungesund sei.
    Die Mannschaften der niederländischen Schiffe durften nur Dejima betreten, genau wie die Kaufleute der Gesellschaft selbst, die für die Kapitäne der Schiffe die Abkommen aushandelten. Sie lebten und arbeiteten jahrelang auf der Insel und lebten dicht an dicht mit den Büros und Lagerhäusern, inmitten einer ständig wechselnden Menge von
gaijin
– nicht vertrauenswürdigen Fremden – von ihren eigenen Schiffen. Und das alles auf einem klaustrophobisch engen Fleckchen Erde, das an der breitesten Stelle kaum dreihundert Schritte von einem Ende zum anderen maß.
    Selbst mit den Anlegestellen, die wie Stachel ins Wasser ragten, war nur wenig Platz, um ein menschliches Leben inmitten all dieser

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