Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
geschätzt hatte als in diesem Augenblick. Und er erkannte, dass die Götter ihn zwangen, anzuerkennen, was es hieß, den wahren Preis zu bezahlen, den es kostete, sein Leben für eine Sache zu geben, die größer als man selbst war. Er zog sie wieder an sich.
    Er brauchte ihre Wärme jetzt mehr denn je.

    Chikara stand mit seinem Vater in den Wäldern nahe einer Kreuzung. Dort war er bei Sonnenuntergang angekommen, mit Pferden und Proviant, die er bei seinem Streifzug durch die Stadt organisiert hatte. Dabei hatte er strengstens auf die Blicke Fremder und Bekannter geachtet, die zu genau beobachteten, was er tat.
    Er war zuerst zu der Stelle gegangen, an der sein Vater und er einige Dinge vergraben hatten, bevor der Shogun nach Ako gekommen war – eine Handvoll kleiner, aber wertvoller Besitztümer: Familienerbstücke, von denen er die meisten bereits während der Gefangenschaft seines Vaters hatte verkaufen müssen, um sich und seine Mutter zu ernähren. Auch das Dach über ihren Köpfen hatte er damit bezahlt.
    Seine Mutter hatte sich geweigert, Ako zu verlassen, solange sein Vater hier festgehalten wurde, und überraschenderweise hatten Kiras Diener es gestattet. Chikara hätte jede Arbeit angenommen, gleichgültig wie niedrig oder schwierig sie war, um das lebensnotwendige Geld zu verdienen, aber niemand hatte ihn angestellt – vermutlich auf Fürst Kiras Befehl hin.
    Wenigstens war von den Erbstücken ihrer Ahnen genug übrig, um für sich und seinen Vater die Reisen zu bezahlen, die sie zu unternehmen hatten – und um eine Sänfte zu mieten, die seine Mutter den langen Weg zu ihren Eltern zurücktragen würde. Glücklicherweise stammte ihre Familie nicht aus Ako. Wenn sie erst wieder bei ihnen war, würde wenigstens sie sich in Sicherheit befinden – auch wenn er sich angesichts ihrer Miene beim Abschied gefragt hatte, ob sie wohl je wieder lächeln würde.
    Immerhin waren ihre letzten Worte beim Abschied gewesen: »Ihr sucht, ein Verbrechen zu sühnen, das niemand sonst überhaupt als solches anerkennen wird. Ihr sucht Gerechtigkeit. Eure Namen werden nie vergessen werden.«
    Und die Tränen in ihren Augen waren Tränen des Stolzes.

    Oishi ging noch einmal zu Fuß den Wald um sie herum ab und lauschte, alle Sinne von der Zeit in der Isolation geschärft. Nach einer Weile seufzte er, endlich sicher, dass man sie nicht heimlich beobachtete.
    Er hob eines der beiden Dinge auf, die zu verkaufen er Chikara verboten hatte – sowohl zu seiner eigenen Sicherheit als auch deshalb, weil sie nicht seiner Familie gehörten. Das eine war ein antikes Schwert, das Fürst Asano einst von seinen Vorfahren geerbt hatte und das die Dame Mika ihm anvertraut hatte. Er gab es seinem Sohn. Den anderen Gegenstand behielt er. Es war der
tantō
, mit dem Fürst Asano sich das Leben genommen hatte. Es hatte noch eine rituelle Aufgabe zu erfüllen, bevor er es als Opfergabe auf das Grab seines Herrn legen konnte.
    Chikara nahm das Schwert und starrte das Familienwappen der Asano auf dem Heft an.
    »Zeig ihnen das.« Oishi nickte. »Und sag ihnen, ich erwarte sie am Berg des Buddha am Schwarzen See in ... zwei Wochen. Vergiss nicht, dass der Feind uns beobachtet«, wiederholte er zum hundertsten Mal. Er sah seinem Sohn lange in die Augen, um sicher zu sein, dass Chikara verstanden hatte, wie vorsichtig er sein musste. Gleichzeitig musste er sich jedoch beeilen, um seinen Teil des Plans zu erfüllen.
    »Ja, Vater. Ja, Herr.« Chikara nahm Haltung an und erwiderte seinen Blick mit derselben Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit, bis Oishi schließlich zufrieden nickte.
    Er half Chikara aufs Pferd, eine väterliche Geste, aus Tagen, in denen sein Sohn zu klein gewesen war, um sich selbst in den Sattel zu hieven. Chikara lächelte zurück und hob Fürst Asanos Schwert zum Abschied. Der Sonnenuntergang, der jetzt das letzte Tageslicht durch die Bäume warf, ließ das
mon
der Asano auf dem Heft kurz aufleuchten. Dann ritt Chikara auf seinem Pferd wie ein Pfeil in die hereinbrechende Nacht.
    Oishi hob einen der letzten Gegenstände auf, die ihnen noch geblieben waren: ein Paar passender Lang- und Kurzschwerter, die seinem Vater gehört hatten, mit dem Familienwappen der Oishi-Familie auf den Heften. Kira hatte unrechtmäßigerweise Anspruch auf seine eigenen Schwerter erhoben und sie ihm zusammen mit denen von Oishis Männern in Burg Ako weggenommen. Es waren wertvolle Schwerter, die er bekommen hatte, als man ihn zum
karō
gemacht

Weitere Kostenlose Bücher