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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dolch?“
    „Dolch? Donnerwetter! Es wird wohl ein Bowiemesser von einem Dolch zu unterscheiden sein!“
    „Ah, ein Bowiemesser! Haben Sie damit bereits Menschen erstochen?“
    „Ja.“
    „Schrecklich! Hier diese Revolver. Sind sie von Hippolyt Mehles?“
    „Der Teufel hole den Hippolyt mitsamt dem Mehles! Ich kenne ihn nicht. Diese Revolver sind gute Louvainer Ware. Übrigens bin ich doch nicht etwa arretiert und gefesselt worden, um Ihnen hier Unterricht in der Waffenkunde zu geben!“
    „Geduld! Jetzt kommt die Hauptsache. Sagen Sie, was dort so gelb unter dem Sack hervorschimmert.“
    „Die Höllenmaschine.“
    „Donnerwetter!“ rief der Polizist. „Sie gestehen das zu?“
    „Ja.“
    „Daß es wirklich eine Höllenmaschine ist?“
    „Ja.“
    „Ist sie geladen?“
    „Zum Zerplatzen.“
    „Zum Zerplatzen? Meine Herren, also größte Vorsicht! Halten Sie den Mann ganz fest, damit er sich nicht bewegen kann. Arrestant, ich frage Sie, ob diese Maschine wirklich geladen ist?“
    „Ja. Ich sagte es ja bereits.“
    „Womit?“
    „Mit Luft.“
    „Ah, jedenfalls mit Knallgasen oder sonstigen, sofort tötenden Luftarten. Darf man die Maschine berühren, ohne daß sie explodiert?“
    „Ja“, antwortete ‚Geierschnabel‘ sehr ernsthaft.
    Da stellte sich der Polizist feierlich vor ihn hin und sagte eindringlich:
    „Ich mache Sie nochmals auf die fürchterliche Sünde aufmerksam, welche Sie begehen würden, falls Sie durch unwahre Angaben beabsichtigen, eine Explosion herbeizuführen. Also wir dürfen die Maschine anrühren, ohne für unser Leben befürchten zu müssen?“
    „Es ist keine Gefahr vorhanden.“
    „Wir können auch die Kleidungs- und Wäschestücke entfernen, unter denen diese Maschine verborgen ist?“
    „Tun Sie es ohne Sorge.“
    „Aber wie wird dieses Ungeheuer zur Explosion, zur Detonation gebracht?“
    „Einfach dadurch, daß man hineinbläst.“
    „Gut, so wollen wir es wagen. Meine Herren, ich könnte Ihnen befehlen, das Ungeheuer von seiner Umhüllung zu befreien, allein das hieße, den größten Teil der Gefahr auf Sie zu wälzen. Ich bin bereit, mit dem Mut eines braven Beamten meine Pflicht zu tun. Ich selbst werde die Höllenmaschine zuerst berühren, denn ich bin bereit, die ersten Kugeln zu empfangen und mich für Sie aufzuopfern.“
    Er ergriff ein Hemd, dann eine Hose, dann eine Bluse und einige Strümpfe, welche auf dem Instrument lagen. Alle diese Gegenstände faßte er mit den Spitzen zweier Finger an und zog sie mit der denkbarsten Behutsamkeit fort. Endlich lag das Ungetüm bloß und unverhüllt vor ihm.
    „Die frappanteste Ähnlichkeit mit einer Posaune“, sagte er. „Darin liegt ja eben die Raffiniertheit dieses Bösewichtes. Einer solchen Mordmaschine eine solche unscheinbare, unbefangene Gestalt zu geben. Ich werde jetzt versuchen, wie schwer sie ist.“
    Mit derselben Vorsicht, mit welcher er vielleicht eine am Zünder qualmende Bombe angegriffen hätte, hob er die Posaune empor.
    „Leicht, wie eine gewöhnliche Posaune“, sagte er. „Ja, Knallgase pflegen ja leichter zu sein, als andere Luftarten.“
    Er hatte wohl in seinem Leben noch keine Posaune in der Hand gehabt. Er faßte sie nur bei dem einen Ende an und hielt sie hoch empor, um sie auf ihre geheimnisvolle Konstruktion zu untersuchen, da plötzlich glitten die Züge auseinander, und der schwere Teil mit der Stürze fiel zu Boden.
    Der gute Mann glaubte nicht anders, als daß jetzt die Höllenmaschine losgehen werde. Er stieß einen Schrei aus und stand da, als ob er den Tod erwarte. Dem Fall der einen Posaunenhälfte folgte allerdings eine Explosion, aber eine ganz andere, als der Polizist erwartet hatte. Sobald er seinen Todesschrei ausstieß, konnte ‚Geierschnabel‘ nicht mehr an sich halten. Er platzte mit einem so fürchterlichen Lachen heraus, daß die Wände zu beben schienen. Und dieses Lachen war so ansteckend, daß alle mit einstimmten, da sie gar wohl sahen, daß es sich wirklich nur um eine alte Posaune handelte.
    Der Beamte war im ersten Augenblick ganz perplex, dann aber warf er auch den zweiten Zug, den er in der Hand behalten hatte, zu Boden und donnerte ‚Geierschnabel‘ an:
    „Mensch, ich glaube gar, Sie lachen über mich.“
    „Über wen denn sonst?“ fragte der Jäger, noch immer lachend.
    „Ich verbiete es Ihnen aber, sich über mich lustig zu machen.“
    „Bin ich etwa schuld?“
    „Ja, nur Sie allein.“
    „Oho!“
    „Haben Sie nicht eingestanden, daß Sie

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