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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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treffen?“
    „Ja.“
    „Sie sind nicht sein Freund, sondern sein Feind?“
    „Ich war sein Freund, bin aber jetzt sein Feind. Er hat mich getäuscht und betrogen; er hat eine Aufgabe, welche ich ihm erteilte, nicht wörtlich gelöst, sondern er ist dabei mit eigener Willkür verfahren und hat mir großen Schaden gemacht.“
    Cortejo wußte noch nichts von Sternaus Rückkehr. Seine gegenwärtigen Worte konnten also nur darauf berechnet sein, Vertrauen zu erwecken.
    „Sie wollen sich an ihm rächen?“ fragte der Jäger.
    „Ja.“
    „Darf ich Ihr Verbündeter sein?“
    „Wenn ich wüßte, daß ich Ihnen trauen darf.“
    „O Señor, geben Sie mir Gelegenheit, mit diesem Ungeheuer abzurechnen, und ich tue für Sie alles mögliche, was in menschlichen Kräften steht. Ich habe förmlich geschmachtet nach Rache und Vergeltung. Wo gedenken Sie, diesen Landola wiederzutreffen?“
    „Das ist jetzt noch unbestimmt. Vor allen Dingen kommt es jetzt darauf an, daß ich die Hacienda glücklich erreiche. Bin ich in Sicherheit, so kommt ganz gewiß die Stunde, in welcher ich Nachricht über ihn erhalte.“
    „So lassen Sie uns aufbrechen. Die Pferde sind gesattelt. Vorher aber wollen wir nach Ihren Augen sehen.“
    Er nahm Cortejo die Binde ab, und dieser bemerkte dabei zu seiner größten Freude, daß er, wenn auch jetzt noch spärlich, das Augenlicht wieder erhalten habe. Er bekam abermals Wundkraut aufgelegt, und dann stiegen sie zu Pferd, um ihren Ritt fortzusetzen. – – –
    Unterdessen war die Fahrt der beiden Dampfer und ihrer Fracht vonstatten gegangen. Natürlich saßen Amy und Mariano während der ganzen Zeit beisammen um sich für eine so lange Zeit der Entbehrung zu entschädigen. ‚Geierschnabel‘ stand am Bug des ersten Dampfers. Er hatte die Führung des Schiffszuges übernommen. Der Lord hatte vollauf zu tun, um mit Juarez über ihre gegenseitigen diplomatischen Konzessionen Klarheit zu erlangen, und Sternau wurde sehr oft zu diesen Besprechungen gezogen, da sein unparteiischer Scharfblick ihnen eine Einigung zu erleichtern schien.
    Man war bereits am anderen Morgen aus dem Rio Grande del Norte in den Sabina eingefahren und näherte sich dem Punkt immer mehr, an welchem die beiden Arme desselben sich vereinigen und die Ladung erwartet wurde.
    Sternau stand in der Kajüte, tief in die Betrachtung der beiden Bilder versunken, als Juarez bei ihm eintrat. Dieser hatte gehört, wen die Fotografien darstellten. Er sagte:
    „Allem Anschein nach sind Sie ein ebenso beneidenswerter Gatte, wie Vater. Haben die Ihrigen bereits eine Ahnung von Ihrer Wiederkehr?“
    „Nein. Ich hatte bereits bei unserer Landung in Guaymas die Absicht, ihnen zu schreiben, aber es gibt dort keine Briefbeförderung.“
    „Hier leider auch nicht, wenigstens ist sie außerordentlich unsicher.“
    „So werden meine Angehörigen noch lange warten müssen“, meinte Sternau in trübem Ton.
    „Ich möchte Ihnen gern helfen, mein lieber Señor, aber die Franzosen machen mir dies unmöglich.“
    „Inwiefern?“
    „Ich habe bereits zweimal den Versuch gemacht, ganz unschädliche Privatbriefe ihnen zur Beförderung anzuvertrauen, bin aber abgewiesen worden.“
    „Waren Sie selbst der Absender?“
    „Nein. Die Briefe waren von mir ganz unbekannten Leuten geschrieben, welche mich baten, ihre Beförderung zu gestatten. Ich erlaubte dies gern; an der französischen Okkupationslinie aber wurden sie zurückgewiesen, obgleich die Schreiben offen waren, so daß sich ein jeder von ihrem ganz unverfänglichen Inhalt überzeugen konnte. Der eine verlor dadurch sein Vermögen, und der andere erlitt auch einen bedeutenden geschäftlichen Schaden. Man muß sagen, Frankreich marschiert sehr an der Spitze der Zivilisation. Die Nation ist die größte Beschützerin der internationalen Humanität.“
    Diese Worte waren mit tiefer Erbitterung gesprochen. Doch fuhr er gleich darauf unter einem teilnehmenden Lächeln fort:
    „Wie wäre es, wenn wir versuchten, ihnen ein Schnippchen zu schlagen?“
    „In welcher Weise?“
    „Sie schreiben nach Hause und zwar zwei gleichlautende Briefe. Kommt der eine nicht an, so gelangt doch vielleicht der andere an seine Adresse.“
    „Auf welchem Weg?“
    „Sie senden den einen nach Tampico und den anderen nach Santillana. Ich habe an beiden Orten zuverlässige Vertrauensmänner, welchen es große Freude machen würde, die Briefe einem Schiff zur Beförderung zu geben.“
    „Und wer bringt sie hin? Das ist

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