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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber sonst?“
    „O, sehr einfach: Sie haben den Erzherzog Max zum Kaiser gemacht. Sie werden ihn bewegen, freiwillig abzudanken, und wie ich ihn, besonders die Herzogin und seine Ratgeber kenne, wird er es nicht tun. Die Franzosen werden also gezwungen sein, ihn sich selbst zu überlassen. Sie werden sich zurückziehen und Stadt für Stadt, Provinz für Provinz ihm überlassen. Er aber wird nicht imstande sein, einen Ort für die Dauer zu behalten, und darum wird das Land Juarez zufallen. In Wahrheit wird es allerdings ganz so sein, als ob Bazaine das Land direkt an Juarez zurückgibt.“
    „Und Kaiser Max?“
    „Er wird die Folgen der Tatsachen zu tragen haben. Er hat Napoleon getraut, und dieser läßt ihn fallen. Es bleibt ihm nichts übrig, als mit den Franzosen das Land zu verlassen, oder sich bis auf den letzten Mann zu verteidigen und mit zu sterben.“
    „Mein Gott! Das letztere doch wohl nicht!“
    Der Lord zuckte die Achsel.
    „Haben Sie von seinem unglücklichen Dekret gehört?“
    „Leider ja.“
    „Nun, darüber, daß er mit demselben sich das Todesurteil selbst geschrieben hat, gibt es nur eine Stimme. Es sind infolge dieses Dekrets nicht nur die Soldaten des Juarez, sondern auch dessen Offiziere und Generäle erbarmungslos hingeschlachtet worden. Das Volk von Mexiko wird nach Vergeltung schreien, und diese Vergeltung wird nicht Napoleon oder Bazaine treffen, sondern Max, welcher das Dekret unterzeichnet hat.“
    „Juarez ist edel; er wird ihn retten!“
    „Ja, dieser Indianer ist ein Ehrenmann!“ sagte der Lord nachdenklich.
    „Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?“
    „Ja.“
    „Was sagte er?“
    „Nichts Gewisses und nichts Deutliches; er ist ja Diplomat. Er muß der Stimme seines Volkes gehorchen, wenn er nicht selbst fallen will. Er darf Max nicht freisprechen, wenn dieser in seine Hände fällt. Aber wie ich ihn kenne, wird er dafür Sorge tragen, daß Max entkommt. Mehr läßt sich natürlich über diesen Gegenstand nicht sagen.“
    „Was wird England, was werden die Regierungen der anderen Länder sagen, wenn man es wagt, einen Sohn des Hauses Habsburg zu ermorden?“
    „Lieber Freund, einem anderen als Ihnen würde ich keine Antwort geben. Englands Regierung ist weitsehend genug, um zu ahnen, was geschieht. Dennoch kann, wenn ich Ihnen unter vier Augen ein Wort anvertraue, dieses nur meine persönliche Meinung enthalten.“
    „Ich bitte darum.“
    „Nun, England, Frankreich und Spanien okkupierten Mexiko, weil dasselbe Verbindlichkeiten hatte. Sobald Mexiko bewies, daß man ihm Unrecht tat und daß es anderseits reell seinen entstandenen Verbindlichkeiten nachkam, traten England und Spanien zurück. Frankreich hatte die Pflicht, dasselbe zu tun, tat es aber nicht, sonst wäre seine berühmte ‚Gloire‘ getrübt worden. Um aber einen Sündenbock zu haben, wurde Erzherzog Max solange bearbeitet, bis er sich erklärte, derjenige zu sein, welcher Frankreich den Rückzug decken wolle. Er ist ein Mann von seltenen Geistesgaben; er ist sogar ein Dichter, aber Dichter pflegen selten Eroberer und Herrscher zu sein. Die Wahlen, welche man anstellte, waren nur Scheinwahlen oder wurden unter französischem Zwang ausgeführt. Mexiko hat Max niemals als Kaiser anerkannt. Mexiko hält ihn für einen Eindringling und wird ihn als solchen behandeln, ohne zu fragen, ob er der Sohn eines Bäckers oder der Nachkomme der Dynastie Habsburg ist. Fällt er den Mexikanern in die Hände, so wird er für die Opfer Frankreichs bluten müssen. Es wird ein etwas lauter Schrei über den Ozean erschallen; aber Mexiko wird sich um diesen Schrei nicht kümmern, und die Regierungen, von denen Sie sprachen, werden gezwungen sein, ihn zu ignorieren.“
    „Welch ein Schicksal! Könnte ich bei ihm sein, um ihn zu warnen!“
    „Sie würden keinen Erfolg haben, ebensowenig wie General Mejia, von dem man weiß, daß er der aufrichtigste Berater ist. Fast möchte man annehmen, Max habe sich für eine Kaiserkrone bestimmt gehalten. Als er im Jahre 1851 Spanien besuchte und im Gruftgewölbe des Domes zu Granada an den Särgen seiner Ahnen Ferdinand und Isabella stand, hat er ein eigentümliches Gedicht verfaßt. Kennen Sie es?“
    „Nein.“
    „Nun, ich habe es gelesen und wörtlich behalten. Es lautet:
    Düsterer, dumpfer Fackelschein
Führt den Enkel zu der Stätte,
Wo der Könige Gebein
Ruht im kalten, engen Bette.
    An dem Sarg er sinnend steht,
Bei dem Staub der großen Ahnen,
Lispelt stille sein Gebet
Den

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