47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
versprochen habe.“
„Das ist gut. Man weiß nicht, wann und wie man es gebrauchen kann.“
„Sie sind also bereit, mich zu geleiten?“
„Hm, was will man machen? Sie stecken in der Not, und ich helfe gern. Außerdem gibt es tausend Dollar zu verdienen. Ja, ich gehe mit.“
„Ich danke Ihnen! Erreichen wir die Hacienda glücklich, so kommt es mir auch noch auf eine besondere Gratifikation nicht an. Wann brechen wir auf?“
„Mir einerlei.“
„Sie müssen nicht erst nach Ihrer Wohnung hinüber?“
„Nein.“
„Das ist gut, ich sorge nämlich, daß diese Apachen das Ufer absuchen, um zu sehen, ob ihnen ihr Streich gelungen ist. Finden sie mich, so bin ich verloren.“
„Und ich mit, weil sie mich bei Ihnen treffen. Also sofort aufbrechen?“
„Ja.“
„Werden Sie aber bei Ihrem Zustand einen solchen Ritt vertragen können.“
„Man muß das abwarten.“
„Gut, so wollen wir auch keine Zeit verlieren. Forschen die Apachen nach, so finden sie ganz sicher unsere Fährte. Sie werden uns dann verfolgen. Darum schlage ich vor, die ganze Nacht hindurch zu reiten, damit wir einen tüchtigen Vorsprung erhalten. Morgen früh nehmen wir dann frische Pferde.“
Sie bestiegen die beiden Tiere und ritten davon.
Cortejo fiel das Reiten außerordentlich schwer. Er fühlte jeden Schritt des Tieres in seinem verletzten Kopf, aber er wußte, daß in der Eile seine Rettung lag, und so biß er die Zähne zusammen und versuchte, die Schmerzen im stillen zu ertragen, was ihm allerdings nur schwer gelang.
Als sie den Urwald hinter sich und die offene Prärie vor sich hatten, sprach der Jäger, ihn mit besorgten Blicken musternd:
„Sie leiden Schmerzen, Señor Pirnero?“
„Ja“, antwortete der Gefragte.
„Wollen wir ein wenig ausruhen?“
„Nein. Nur vorwärts.“
„Gut! Jetzt sind wir Trab geritten, das erschüttert natürlich Ihr Gehirn. Da wir nun aber die freie Savanne vor uns haben, können wir galoppieren. Das wird Ihnen weniger wehtun.“
Grandeprise hatte recht. Cortejo konnte den Galopp viel besser vertragen. Zwar brannten ihm die Augenwunden, und er fieberte, aber bei jedem Wasser, an welches sie kamen, wurde das Tuch von neuem genäßt, und kurz vor Einbruch des Abends gelang es dem Jäger, das gesuchte Wundkraut zu finden. Er steckte einen Vorrat davon zu sich und kaute einige Stengel und Blätter, um sie Cortejo auf die Verletzungen zu legen. Es währte auch gar nicht lange, so fühlte dieser die lindernde Wirkung derselben.
Sie ritten die ganze Nacht hindurch. Am Morgen waren die Pferde so ermüdet, daß sie anhalten mußten. Cortejo war so angegriffen, daß er fast aus dem Sattel fiel. Ohne das Wundkraut hätte er sich nicht halten können.
Sie lagerten an einem kleinen Buschwerk. In der Ferne waren die Gebäude einer Meierei zu sehen.
„Da drüben liegt eine Hacienda“, sagte Grandeprise. „Soll ich hinübergehen und Pferde holen, während Sie sich ausruhen?“
„Ja. Aber Señor, werden Sie auch wiederkommen?“
Nur die äußerste Angst konnte ihm diese Frage auf die Lippen legen.
„Halten Sie mich für einen Schuft?“ antwortete Grandeprise. „Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, und ich bin nicht gewohnt, es zu brechen.“
„So gehen Sie. Werden Sie die Pferde einfangen, ohne zu fragen?“
„Man könnte es wagen, aber ich meine, daß es besser ist, ich spreche mit den Leuten. Ich nehme die unserigen mit und vertausche sie. Auf diese Weise werde ich wenig darauf zu geben haben. Die Sättel und das Zaumzeug lasse ich Ihnen hier. Das mag Sie zugleich überzeugen, daß ich sicher wiederkomme.“
Er nahm den Pferden das Lederzeug ab und ritt dann davon.
Cortejo fühlte sich heute bereits viel sicherer als gestern. War er ja doch der allernächsten und größten Gefahr entgangen. Auch schien es ihm, als ob er sich auf Grandeprise verlassen könne. Dieser Jäger hatte ein zwar rauhes, aber gerades und aufrichtiges Wesen. Der Kranke fiel, als der Hufschlag verklungen war und ringsum tiefe Stille herrschte, in einen Schlummer, welcher sehr lange gedauert haben mußte, denn als er erwachte, hörte er Hufgestampfe neben sich. Grandeprise war also bereits zurückgekehrt.
„Endlich wachen Sie auf!“ sagte der Jäger, als er bemerkte, daß Cortejo sich zu regen begann.
„Habe ich lange geschlafen?“ fragte dieser.
„Eine ganze Ewigkeit. Fast ist der Mittag nahe.“
„Wetter, so müssen wir aufbrechen!“
„Nur Geduld! Selbst wenn man uns verfolgen sollte, ist unser
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