48 - Die Fehde von Antares
verriet mir ein Blick, daß sich dieser Palast gewaltig von dem unterschied, durch den die Diener mich geführt hatten.
Also war der Gang mit dem durchsichtigen Dach ein Trugbild gewesen, ganz wie ich es mir gedacht hatte. Ich mußte mich im Palast von Kov Barca befinden. Und so ging ich langsam in die Richtung, aus der Rufe, Schreie und widerwärtiges Klirren aufeinandertreffenden Stahls ertönten.
Das waren Geräusche, die ich in meiner stürmischen Laufbahn auf Kregen nur allzuoft gehört hatte, bei Krun!
Ja, dieses Gebäude war in der Tat ein Palast voller Marmorsäulen, Marmorböden und Marmorwänden. An jedem Sims und jeder Ecke prunkten goldene Verzierungen. Kandelaber – zweifellos aus anderen Ländern importiert – verbreiteten ein sanftes Licht. Allerdings paßten die Gerüche nicht ganz ins Bild, denn die Düfte der von der Decke hängenden Blumenkübel wurden von den Ausdünstungen undichter Abwasserkanäle überlagert; es war zwar nur schwer wahrzunehmen, aber immerhin.
Einer der jungen Krieger taumelte sich den Kopf haltend an mir vorbei. Blut glänzte schmierig, und ich erkannte, daß er sich bemühte, sein Ohr vor dem Abfallen zu bewahren. Der Hieb, der das angerichtet hatte, war mit brutaler Gewalt geführt worden.
Welches Gemetzel mich da auch erwartete, ich hatte nicht vor, für irgendeine Seite Partei zu ergreifen, o nein, bei Krun!
Der Junge taumelte weiter, und ich verlangsamte meine Schritte.
Auf der Schwelle einer hohen Flügeltür, die mit goldenen Zhantils geschmückt war, verharrte ich und blickte in das Gemach.
Nun, alle waren fleißig dabei, aufeinander einzuschlagen. Jeder Kämpfer schien ein Krieger zu sein. Meinem ersten Blick nach zu urteilen, befand sich unter ihnen nicht ein einziger Paktun. Das hier mußte eine Auseinandersetzung unter Adligen sein. Eines stand fest: Ich wollte nichts damit zu tun haben.
Also blieb ich einen Augenblick lang dort stehen und schaute zu.
Diese Krieger waren von Kindheit an in den Sitten und Gebräuchen ihrer Kriegerkaste unterrichtet worden. Das schloß mit ein, Sklaven und jede andere Person, die gesellschaftlich unter einem stand, wie Dreck zu behandeln. Außerdem setzte es eine lange und intensive Unterweisung in der Kunst des Kampfes voraus. Ich musterte sie mit der kühlen Sachlichkeit eines erfahrenen Kämpfers.
Ja, sie waren wirklich gut. Daran bestand kein Zweifel. Keiner schien dem anderen überlegen zu sein. Sie kämpften mit einer auf einer Akademie gelernten Präzision, sehr korrekt und sehr steif. Nichtsdestotrotz brachte ein im Ziel gelandeter Hieb die erwünschten schrecklichen Resultate, wovon der arme Junge, der beinahe sein Ohr verloren hatte, Zeugnis ablegte.
Es gab nur wenig Geschrei, ein paar Anfeuerungsrufe oder der Befehl, sich unter einem Namen zu sammeln. Es fiel auf, daß die Krieger sich untereinander nur selten eine Warnung zuriefen.
Ich fühlte mich richtig wohl. Das war wie ein Zuschauersport. Für mich war das eine höchst ungewöhnliche Situation, wie Sie sicher sofort erkannt haben, denn normalerweise war Dray Prescot eher daran gewöhnt, in den Kampf verwickelt zu werden und Schläge auszutauschen. Aber diese Leute bedeuteten mir nichts, nicht einmal als Herrscher von ganz Paz. Ihre Sitten und Gebräuche gefielen mir nicht. Wenn sie sich gegenseitig umbringen wollten, hatte ich nichts dagegen.
Ich bedauerte nur eines. Es wäre mir lieber gewesen, sie wären im Kampf gegen die verdammten Shanks umgekommen.
Soweit ich sehen konnte, befand sich Kov Barca nicht unter den Kämpfenden. Die Kostbarkeit der Rüstungen und die lächerliche Größe der Halstücher verrieten allerdings, daß einige der Gegner den unterschiedlichen Adelsrängen angehörten.
Daß ich diesen Strom Mario, den Neffen, nirgendwo entdecken konnte, überraschte mich nicht weiter. Um der Fairneß willen mußte ich den beiden Männern allerdings zugestehen, daß sie keine Rüstung getragen hatten. Vielleicht legten sie die gerade so schnell an, wie sie nur konnten.
Meiner groben Schätzung zufolge kämpften auf jeder Seite so etwa dreißig oder vierzig Mann. Barcas Männer setzten sich je zur Hälfte aus Anwärtern und richtigen Kriegern zusammen. Ihre Gegner waren alles gestandene Männer. Die Schlacht ging weiter, aus allen Richtungen des Palastes kamen weitere von Barcas Gefolgsleuten angerannt und stürzten sich ins Getümmel. Wie diese kleine Verteidigerschar den Kampf gewinnen wollte, entzog sich meinem Verständnis.
Nun hatte
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