48 - Die Fehde von Antares
Kov Barca mir in gewisser Weise seine Gastfreundschaft erwiesen und dabei nicht wissen können, daß sie unerwünscht war. Bedeutete das also, daß ich mich auf seine Seite schlagen mußte? Bei dem Hängebauch und den dicken Oberschenkeln der Heiligen Dame von Belschutz, nein!
Ein wahrer Riese von einem Fristle, der gekonnt einen Krummsäbel schwang, sprang ein paar Schritte von mir entfernt aus einer dunklen Nische und stürzte sich ins Getümmel. Er war ein Söldner; das verrieten sein wehender Pakai und das gleichzeitige Fehlen des blöden Halstuchs.
Einer der Eindringlinge, ein Krieger mit einem Schnurrbart, dessen Spitzen fast bis zu dem Tuch unter seinem Kinn reichte und der zwei Schwerter schwang, warf sich dem Fristle entgegen. Die Klingen wirbelten umher. Der Krummsäbel des Fristles wurde zu einem Schemen, und der seiner Sache zu sichere Krieger duckte sich und stieß eines seiner Schwerter nach oben, um den Hieb zu parieren. Gleichzeitig jagte er die andere Klinge in die Achselhöhle des Katzenmannes, und zwar mit einer Präzision, die jeden Anhänger Kurins erfreut hätte.
Ich kniff die Augen zusammen.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund blieb der Fristle auf seinen Füßen stehen, und der völlig überraschte Krieger taumelte aus dem Gleichgewicht gebracht nach vorn. Ein junger Mann aus Barcas Gefolgschaft trat vor, hieb zu und schickte den Eindringling blutend zu Boden. Der Fristle drehte sich um, und ich verlor ihn inmitten der vielen Kämpfer aus den Augen.
Trotzdem, beim Schwarzen Chunkrah! Die Klinge hatte ihn glatt durchbohrt. Dafür hatte das Schwert, das den niedersausenden Krummsäbel hätte parieren sollen, nichts ausgerichtet, der Krummsäbel war durch Schwert und Krieger gefahren.
Also lauerte der Illusionszauberer San Furney irgendwo in den Schatten eines Wandteppichs oder einer Säule. Er schickte Phantomkrieger in den Kampf. Sie waren sehr wirkungsvoll, zweifellos, bei Krun! Der verwirrte Krieger war dem jungen Burschen völlig ausgeliefert gewesen.
Nun gut. Diese Farce hatte lange genug gedauert. Es gab keine Entschuldigung für mich, hier herumzulungern und das Spektakel zu genießen, wie sich ein Haufen überheblicher Onker gegenseitig massakrierte. Ich mußte handeln. Dieses ganze Durcheinander bot mir die Chance, mich aus dem Staub zu machen, meinen Aufenthaltsort festzustellen und dann einen Plan zu schmieden.
Es herrschte ein ohrenbetäubender Lärm. Die auf Säulen ruhende gewölbte Decke warf die Echos vielfach verstärkt zurück. Das Hämmern aufeinanderprallender Waffen, das helle Klirren sich berührender Braxter, die Schreie der Verwundeten und das Stöhnen der Sterbenden vermengten sich mit dem wütenden Gebrüll der Kämpfenden. Die ganze Szene erinnerte an ein Tollhaus. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß mir derartige Anblicke nur allzu vertraut sind, möge Zair mir vergeben.
Der Lärm war ungeheuerlich, aber er konnte nicht verhindern, daß ich die metallischen Schritte wahrnahm, die sich von der anderen Korridorseite näherten. Ich drehte mich vorsichtig um.
Die Gruppe von Kriegern, die heranrückte, gehörte nicht zu Barcas Haushalt. Der Schnitt ihrer Halstücher ähnelte dem der Eindringlinge, die in dem säulenübersäten Gemach kämpften. Man konnte getrost von der Annahme ausgehen, daß jeder Klan sein eigenes Halstuchmuster hatte. Von der Gruppe, die da mit grimmigen Gesichtern und gezogenen Schwertern auf mich zumarschierte, ging eine tödliche Entschlossenheit aus.
Da ich nur ein gelbes Gewand über dem guten alten scharlachroten Lendenschurz trug und keine Waffen mein eigen nannte – abgesehen von denen, die mir die Natur und die Disziplinen der Krozairs von Zy mitgegeben hatten –, hielt ich es für unklug, mich den Neuankömmlingen entgegenzustellen. Diese Entscheidung beruhte auf den Umständen, nicht auf meiner Waffenlosigkeit. Hätten meine Freunde dort drinnen gekämpft, und dieser Haufen wäre auf meine Kameraden losgegangen, ich wäre wie ein Teufel dazwischengesprungen. Und ob, bei Kurins Klinge!
Ein Windstoß aus dem Nichts ließ mich das bittere Aroma vergossenen Blutes riechen und schmecken.
Der Mann, der die Gruppe anführte, war nicht ihr Lord. Er war genauso groß, häßlich und wild wie die anderen; nicht nur seine prunkhaften Gewänder verrieten seine Stellung als Kapitän der Wache, sondern auch noch jene ganz bestimmte überlegene Entschlossenheit. Er schwang ein Schwert, sein dunkelrot verfärbtes Gesicht glich einer
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