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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mündchen zu einem spaßhaften Schmollen zusammen und rief, ihn mit großen Augen betrachtend:
    „Du, der berühmte Jäger? Du fürchtest den alten Pirnero?“
    „Ja“, wiederholte er lächelnd.
    „Nun meinetwegen. Aber du bist nicht allein. Du findest Hilfe.“
    „Bei wem?“
    „Bei mir, mein Gerard. Übrigens weißt du ja, was mein Vater von dir denkt. Er ist förmlich verliebt in dich.“
    „So meinst du also, daß ich mit ihm sprechen soll?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    Sie errötete ein wenig, doch antwortete sie mit sicherer Stimme:
    „Wann du willst, mein Lieber.“
    Er drückte sie abermals innig an sich und fragte im Ton der größten glücklichsten Zärtlichkeit:
    „Baldigst?“
    „Ja“, antwortete sie.
    „Noch heute?“
    „Noch heute“, nickte sie, ihre strahlenden Augen zu ihm erhebend.
    „Ich danke dir, mein Leben, meine Seligkeit. Gott, wie habe ich denn solches Glück verdient. Ich bin nicht wert, eins der lieben, kleinen, warmen Händchen in meiner Hand zu halten, und doch soll ich dich ganz besitzen, und du willst mein Eigen sein für das ganze Leben!“
    „Ja, Gerard, dein Eigen für immerdar“, fügte sie hinzu. „Aber, sage, wer sind die beiden, welche du mitgebracht hast?“
    Da zuckte ein schelmisches Lächeln über sein Gesicht. Er antwortete:
    „Der eine ist mein Freund, und die andere ist – meine Braut.“
    Sie blickte verwundert zu ihm auf. „Deine – Braut?“ fragte sie.
    „Ja“, nickte er übermütig.
    „Aber das – das verstehe ich nicht.“
    „So muß ich es dir schleunigst erklären, meine Resedilla. Dein Vater war nämlich wißbegierig, was ich nun beginnen werde und ich antwortete: Heiraten. Er fragte mich, wen? Da machte ich mir den Spaß, ihm zu sagen, daß diese Dame meine Braut sei.“
    Resedilla lachte, rief aber dennoch:
    „O wehe!“
    „Warum?“
    „Nun wird er außerordentlich schlechte Laune haben. Wo ist er?“
    „In der Küche. Wir haben Essen bestellt.“
    „Das wird nicht zum besten ausfallen. Aber, wo werdet Ihr wohnen? Magst du dein Zimmer wieder haben?“
    „Das, wo ich damals vor Ermüdung eingeschlafen war?“
    „Ja“, lachte sie. „Wo ich deine Büchse untersuchte, ob ihr Kolben von Gold sei. Ist dir dieses Zimmer recht?“
    „Ich wollte dich bereits darum bitten.“
    „So mögen die anderen beiden – ah, ich weiß ja noch immer nicht, wer sie sind.“
    „Warte noch ein wenig, meine gute Resedilla. Ich will sehen, ob du es erraten wirst. Für jetzt genügt es, zu wissen, daß sie Mann und Frau sind.“
    „So werden sie neben dir wohnen können. Die Señora wird ermüdet sein. Ich werde sie holen, um sie auf ihr Zimmer zu führen, damit sie den Staub der Reise los wird.“
    „Bleibe, mein Lieb! Ich werde sie selbst holen.“
    Er ging hinab und gab durch die leise geöffnete Tür den beiden einen Wink, ihm zu folgen. Draußen aber fragte die Dame:
    „Ist sie daheim, Gerard?“
    „Ja“, antwortete er unter einem fröhlichen Nicken.
    „Hast du mit ihr gesprochen?“
    „Soeben.“
    „Ah, dein Gesicht hat einen nichts weniger als unglücklichen Ausdruck. Darf ich raten?“
    „Ja. Rate einmal Kind.“
    „Sie ist dein?“
    Da holte er tief Atem und antwortete:
    „Ja, sie will mein sein, sie, die Gute, die Reine, will mir angehören, dem Bösen, dem Unreinen.“
    Da ergriff sie seine Hand und bat:
    „Still, Gerard! Was du warst, das warst du ohne deine Schuld. Und damals, als du zu den von Gott scheinbar Verlassenen gehörtest, hat dich die Liebe veredelt welche du zu mir im Herzen trugst. Komm. Ich bin begierig, die kennen zu lernen, welcher du verdankst, daß du es über dich gewonnen hast, dich mit deinem Gewissen auszusöhnen.“
    „Sie weiß noch nicht, wer du bist.“
    „Du hast es ihr nicht gesagt?“
    „Nein.“
    „Warum?“
    „Weil ich sehen will, ob sie scharfsinnig genug sein wird, es zu erraten. Kommt herauf.“
    Oben hatte Resedilla die Zimmer geöffnet, und erwartete die beiden.
    „Willkommen, Señor! Willkommen, Señorita!“ sagte sie, ihnen die Hände gebend. „Ich hoffe, daß Ihr mit uns fürlieb nehmen werdet. Ah!“
    Diesen Ausruf stieß sie aus, indem sie die Dame näher betrachtete.
    „Was ist's, meine Resedilla?“ fragte Gerard.
    „Ah, diese Ähnlichkeit“, antwortete sie mit allen Zeichen freudiger Überraschung. „Soll ich raten, wen du mir bringst?“
    „Ja, rate.“
    „Diese Señora ist deine Schwester.“
    Da nickte er unter einem befriedigten Lächeln mit dem Kopf und

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