48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
Freude?“
„Natürlich!“
„Ihr gebt mir einem Schmatz und quetscht mich an Euch gerade so, wie Ihr Resedilla die Hand gequetscht habt, als Ihr fortgegangen seid, Señor, Ihr seid ein tüchtiger Kerl und ein gutes Gemüt. Ich wünschte nur – na, davon darf man bei Euch nun einmal nicht anfangen, da Ihr partout ledig bleiben wollt. Aber sagt mir doch, wer der Señor ist und die Señora, welche Ihr bei Euch habt?“
„Das werde ich Euch drin erzählen. Aber sagt mir lieber, ob Señorita Resedilla munter ist.“
„Munter? O leider nein.“
„Ah! Sie ist doch nicht krank?“
„Das eigentlich nicht. Aber sie muß sich den Magen verdorben haben, denn sie kann fast gar nichts mehr essen. Sie magert ab, und im stillen da stöhnt und seufzt sie, da piept und pfiept sie, als wenn es bald zu Ende gehen solle. Ich habe ihr schon Senfteig angeraten, Senfteig auf den Magen und die Schulterblätter mit Melissengeist einreiben; aber sie hört nicht eher, bis es zu spät ist. Hier gehört eben ein tüchtiger Schwiegersohn her, der ihr den Standpunkt klar macht, was Senfteig und Melissengeist zu bedeuten haben, wenn man einen kranken und übergesperrten Magen hat.“
Der ‚Schwarze Gerard‘ kannte den Alten. Auf ihn wirkten die Worte des Alten nicht so, wie es bei einem anderen gewesen wäre. Er sagte:
„Wo befindet sie sich jetzt?“
„Drinnen in der Stube.“
„So erlaubt, daß ich sie zunächst begrüße.“
Er trat in den Flur, öffnete die Tür der Stube und blickte hinein.
„Hier ist niemand“, sagte er.
„Freilich ist sie drin“, behauptete der Alte.
„Nein.“
„Donnerwetter, seid ihr denn blind? Sie steht ja da am Fenster, guckt euch an und macht ein Gesicht, als wenn sie ein halbes Dutzend Maulwürfe lebendig verschluckt hätte.“
„Aber wo denn nur?“ fragte Gerard lachend.
„Da! Hier!“
Der Alte kam an die Tür, um nach der Stelle zu zeigen, an welcher er Resedilla verlassen hatte; aber sie war allerdings leer.
„Weiß Gott, sie ist nicht da“, rief er ganz erstaunt.
„Seht Ihr!“
„Sie ist fort. Reine weg fort. Ist das ein Benehmen. Himmeldonnerwetter! Was habt Ihr ihr denn eigentlich getan?“
„Getan? Wieso?“
„Nun, weil sie Euch so ganz und gar nicht leiden kann.“
„Ja, das kann ich mir auch nicht erklären.“
„Ja, Ihr müßt es mit ihr verdorben haben, ganz gewaltig verdorben. Als sie Euch kommen sah, stieg ihr gleich die Galle in die Höhe; das sah ich ihr an. Darum ist sie ausgerissen. Sie will von Euch gar nichts wissen.“
„Leider. Aber sagt, mein lieber Señor Pirnero, kann kann ich unsere Pferde und Maultiere bei Euch unterbringen?“
„Das versteht sich.“
„Und die Ladung auch?“
„Jawohl!“
„Aber ich kann sie nicht im Freien liegenlassen, ich möchte sie vielmehr einschließen.“
„Ah, ist sie wertvoll?“
„So ziemlich.“
„Worin besteht sie denn?“
„Es ist Blei.“
„Blei? Sapperlot, das ist ja gut. Blei wird außerordentlich gesucht. Wo wollt Ihr es denn hinschaffen?“
„Zunächst will ich es hierlassen. Ich dachte, mit Euch ein kleines Geschäftchen zu machen.“
„Schön! Aber woher habt Ihr das Blei?“
„Ich kannte eine Bleimine da droben in der Sierra. Und da ich nächstens in die Lage kommen werde, viel Geld zu gebrauchen, so reiste ich hinauf und holte mir so viel, bis ich genug hatte.“
„Na, ich denke, daß Ihr mir den Preis nicht gar zu hoch stellt. Aber, was ist es denn, weswegen Ihr soviel Geld braucht?“
„Etwas sehr Eigentümliches!“
„Wirklich?“
„Ja. Sogar etwas sehr Wichtiges.“
„Alle Teufel! Ihr macht mich ganz bedeutend neugierig.“
„Nun so ratet einmal.“
„Raten? Hm, sagt es mir doch lieber gleich!“
„Meinetwegen. Ich werde heiraten.“
Der Alte sprang vor Erstaunen einen Schritt zurück.
„Heiraten? Unsinn!“ rief er.
„O, doch“, antwortete Gerard.
„Wann denn?“
„In einigen Tagen.“
„Und wen denn?“
„Die Señorita, welche ich mitgebracht habe.“
Er deutete auf die verschleierte Frauengestalt, welche noch im Sattel saß, während ihr Begleiter bereits abgestiegen war und sich mit den Tieren zu schaffen machte. Pirnero warf einen forschenden Blick auf sie. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber ebensowenig die Gefühle seines Herzens zurückhalten.
„Seid Ihr denn verrückt oder gescheit?“ fragte er.
„Wieso?“
„Daß es Euch einfällt, zu heiraten.“
„Nun, man will doch endlich einmal glücklich
Weitere Kostenlose Bücher