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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagte:
    „Richtig! Es ist Annette, meine Schwester, liebe Resedilla.“
    „Dieselbe, welche Señor Sternau damals in Paris aus der Seine gerettet hat, als sie sich in das Wasser stürzte?“
    „Dieselbe!“
    „Willkommen, tausendmal willkommen. Welch eine Freude! Eine solche Überraschung hätte ich nicht für möglich gehalten.“
    Sie umarmte die Französin und diese sah und erkannte, welche Perle ihr Bruder in diesem guten, herzlichen Mädchen gefunden hatte. Sie erwiderte die Umarmung auf das herzlichste und sagte:
    „Habt Dank, Señorita, für die Liebe, welche mein Bruder in Eurem Haus gefunden hat. Wir werden Euch das nie vergessen. Gott segne Euch dafür, da wir es Euch nicht vergelten können.“
    Nach einiger Zeit kam Resedilla in die Küche, wo ihr Vater mit der alten Magd zwischen den Schüsseln und Tellern wirtschaftete. Als er sie erblickte, fragte er:
    „Wo warst du?“
    „Oben in meiner Stube“, antwortete sie.
    „Gehe rasch wieder hinauf.“
    „Warum?“
    „Wir brauchen dich nicht.“
    „Ich habe doch das Essen zu bereiten.“
    „Dummheit. Wir bringen das schon selbst fertig. Dieser Gerard braucht sich auf keine großen Delikatessen zu spitzen.“
    Sie wußte, weshalb er sich in einer so grimmigen Stimmung befand.
    Sie verbarg ihr Lächeln und meinte: „Ich denke, du hältst so große Stücke auf ihn!“
    „Papperlapapp! Diese Zeiten sind vorüber.“
    „Warum denn?“
    „Das geht dich gar nichts an. Wo ist der Kerl?“
    „In seiner Stube.“
    „Der kann eigentlich bei den Vaqueros auf dem Heu schlafen. Nicht einen lumpigen Julep hat er sich geben lassen. Wo sind die beiden anderen?“
    „Oben.“
    „Hast du sie gesehen?“
    „Natürlich!“
    „Donnerwetter! Weißt du, wer das Mädchen ist?“
    „Nun?“
    „Seine Braut.“
    Resedilla machte eine Miene des allergrößten Erstaunens.
    „Seine Braut?“ fragte sie. „Nein, das glaube ich nimmermehr.“
    „Glaube es meinetwegen oder nicht. Er hat es mir selbst gesagt. Aber die Strafe kommt auf dem Fuß. Hier, dieses Essen soll ihm gut bekommen. Ich habe statt Butter Talg, statt Zucker Pfeffer, statt Milch Essig und anstatt des guten Fleisches eine alte Rindslunge genommen. Das steht am Feuer bis es verbrannt ist, und dann mögen sie sich die Zähne ausbeißen und die Zungen am Pfeffer verbrennen.“
    „Aber Vater! Was denkst du – – –“
    „Still! Kein Wort“, unterbrach er sie. „Wer so dumm ist, heiraten zu wollen, für den ist eine verbrannte und verpfefferte Ochsenlunge noch immerhin eine Delikatesse, welche er gar nicht wert ist. Packe dich fort. Wir brauchen dich nicht.“
    „Aber das geht nicht. Ihr beide versteht ja vom Kochen und Braten nicht das Allergeringste.“
    „Gerade darum kochen und braten wir für dieses Volk. Teufel noch einmal! Will ich mich freuen über die Gesichter, welche sie schneiden werden, wenn sie in die famose Lunge beißen. Du aber, du kannst verschwinden. Wir brauchen dich nicht.“
    Er faßte sie an und schob sie zur Tür hinaus. Sie ließ es unter heimlichem Lachen geschehen und begab sich zu dem Geliebten, um diesen vor der famosen Rindslunge zu warnen. Dann aber setzte sie sich in das Gastzimmer an ihr Fenster.
    Nach einiger Zeit trat die Magd ein und begann zu decken. Pirnero beaufsichtigte dieses Geschäft und schickte sie dann hinauf, um die drei Gäste zur Tafel zu holen. Dann setzte er sich an sein Fenster, aber so, daß er den Tisch, an dem gegessen werden sollte, übersehen konnte. Er freute sich über die Gesichter, die er nach seiner Ansicht zu sehen bekommen würde.
    Die drei traten ein und nahmen mit den ernstesten Mienen Platz. Pirnero sah zum ersten Mal Annettes Gesicht.
    „Pfui Teufel!“ brummte er vor sich hin. „Sich so eine alte Grille aufzulesen. Aber, hm, ja. Eine andere hätte er auch nicht bekommen.“
    Gerard nahm die Gabel und spießte sie in die Lunge. Er mußte Gewalt anwenden, um die Gabel hineinzubringen.
    „Sapperlot“, meinte er schmunzelnd und vor Appetit mit der Zunge schnalzend. „Welch ein saftiger und weicher Braten. Was ist denn das, Señor Pirnero?“
    „Gebackene Kalbslunge“, antwortete dieser.
    „Ah, mein Leibgericht.“
    „Meins auch, lieber Gerard“, meinte die Dame, „aber gebackene Kalbslunge sollte eigentlich kalt gegessen werden.“
    „Ja, kalt ist sie mir auch zehnmal lieber“, antwortete Gerard. „Wie wäre es, wenn wir sie uns bis zum Abend aufheben?“
    „Ich bin dabei. Aber was essen wir dann?“
    „O, ich habe

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