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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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noch ein Stück am Spieß gebratene Büffellende in meinem Sattelsack. Das hole ich und wir wärmen es. Habt Ihr noch Feuer, Señor Pirnero?“
    „Nein“, antwortete dieser, ganz ärgerlich, daß er um die gehoffte Genugtuung kommen sollte.
    Gerard aber ließ sich nicht irre machen. Er öffnete die Küchentür, blickte hinaus und sagte:
    „Dort brennt es ja noch hell und lichterloh. Ich werde das Lendenstück holen. Señorita Resedilla, werdet Ihr so gut sein und es unter Eure Aufsicht nehmen?“
    Ihr Vater warf ihr einen befehlenden Blick zu. Sie sollte die Frage verneinen; aber sie erhob sich vom Stuhle und antwortete: „Ich kann es Euch doch wohl nicht abschlagen, Señor, obgleich es um die schöne Lunge jammerschade ist.“
    „Ja“, meinte Pirnero. „Kalbslunge kalt essen. Habe das noch nie gehört, weder hier noch drüben in Pirna, wo sie doch auch wissen, was gut schmeckt.“
    Aber er konnte es nicht ändern. Gerard holte seinen Braten herbei und übergab ihn Resedilla, welche mit ihm in der Küche verschwand. Dann wendete er sich an Pirnero: „Können wir einstweilen einen Julep erhalten, Señor?“
    „Ja. Doch einen nur für alle drei?“
    Gerard tat, als ob er die Malice, welche in dieser Frage lag, gar nicht bemerkte und antwortete:
    „Nein, sondern pro Person einen.“
    „Ah! Die Señora trinkt auch Julep?“
    „Natürlich!“
    „Hm! Das erwartet man eigentlich nur von einer Indianerin!“
    „Sie hat auch lange Zeit in der Nähe von Indianern gewohnt.“
    Pirnero holte die Schnäpse und setzte sich dann an sein Fenster. Es trat eine Stille ein, welche niemand unterbrechen wollte. Gerard wußte, daß der Alte es nicht lange so aushalten werde; er kannte seine Eigentümlichkeiten. Er hatte sich auch nicht verrechnet, denn nach fünf Minuten rückte Pirnero auf seinem Sitz hin und her, und nach abermals derselben Zeit sagte er, einen Blick zum Fenster hinaus werfend:
    „Schlechtes Wetter.“
    Kein Mensch antwortete. Darum wiederholte er nach einer Weile:
    „Miserables Wetter!“
    Als es nun noch still blieb, drehte er sich halb um und rief:
    „Na!“
    „Was denn?“ fragte Gerard lächelnd.
    „Armseliges Wetter.“
    „Wieso?“
    „Diese Hitze!“
    „Nicht so sehr schlimm!“
    „Nicht? Donnerwetter! Wollt Ihr die Trockenheit noch schlimmer?“
    „Ich habe sie noch viel schlimmer erlebt. Da draußen in der Llano estacado zum Beispiel.“
    „Ja, aber hierher paßt sie nicht. Habt Ihr den Fluß gesehen?“
    „Natürlich!“
    „Fast kein Wasser darin. Die Fische verschmachten und die Menschen beinahe auch. Verfluchtes Land. Aber ich werde gescheit sein.“
    „Wieso?“
    „Ich ziehe fort.“
    Dieser Gedanke kam Gerard überraschend.
    „Ah? Wirklich?“ fragte er.
    „Ja. Es ist fest bestimmt.“
    „Wohin zieht Ihr denn?“
    „Hm! Wißt Ihr, wo ich her bin?“
    „Ja.“
    „Nun?“
    „Aus Pirna in Sachsen.“
    „Richtig. Nun wißt Ihr ja auch, wohin ich ziehe!“
    „Wie? Nach Pirna wollt Ihr?“
    „Das versteht sich. Übrigens kann ich fast gar nicht anders.“
    „Weshalb?“
    „Weil ich gestern einen Brief bekam, aus Pirna nämlich. Könnt Ihr Euch etwa denken von wem?“
    „Ich habe keine Ahnung.“
    „Ja, zu so einer Ahnung seid Ihr auch der richtige Kerl gar nicht, dazu fehlt es Euch an den nötigen Begriffen. Wißt Ihr vielleicht, was man unter einem Schulfreund versteht?“
    „Das wenigstens weiß ich, trotzdem ich keine Begriffe habe“, antwortete Gerard lachend.
    „Nun, so einen Schulfreund habe ich. Der hat es so nach und nach bis zum geheimen Stadtgerichtsamtwachtmeistersobersubstituten gebracht. Wißt Ihr, was das ist?“
    „Ich ahne es.“
    „Ja, so etwas könnt Ihr nur ahnen. Dieser Obersubstitut hat einen Sohn, der erst bei der Eisenbahn, dann bei der Marine und endlich bei der Oberstaatsanwaltschaft gedient hat. Nun ist er wirklich geheimer Oberlandessporteleinzahlungskassenrevidierungsfeldwebel, und dieser wirkliche Geheime hat in dem Brief um die Hand meiner Resedilla angehalten.“
    „Alle Teufel! Kennt er sie denn?“
    „Dumme Frage. So vornehme Leute heiraten stets nur aus der Entfernung.“
    „Habt Ihr bereits geantwortet?“
    „Ja.“
    „Was?“
    „Ich habe mein Jawort gegeben und meinen Segen erteilt.“
    „Das ist sehr schnell gegangen.“
    „Warum nicht? Dieser Schwiegersohn stammt aus einer der feinsten Familien des Landes. Er ist ein wirklicher Geheimer. Wen aber hätte Resedilla hier bekommen? Höchstens einen armen Teufel von Trapper

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