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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein.“
    „Glücklich? Hole Euch der Teufel! Wird man denn durch das Heiraten etwa glücklich?“
    „Natürlich.“
    „Unsinn. Das fällt keinem Menschen ein. Man verliert nur seine Freiheit und Selbständigkeit; der Charakter, das Temperament und das Ehrgefühl gehen verloren, und man sinkt nach und nach zu einem Dinge herab, mit dem die Frau machen kann, was ihr beliebt. Ich rate Euch ab.“
    „Es ist zu spät.“
    „Sapperlot! Es ist nicht zu spät. Jagt sie zum Teufel! Hat denn diese dort Eltern?“
    „Leider nicht mehr.“
    „So müßt Ihr sie auf alle Fälle fortjagen.“
    „Warum?“
    „Weil Ihr ja durch diese Heirat nicht einmal zu einem Schwiegervater kommt. Weshalb heiratet man denn? Um einen Schwiegervater zu haben, mit dem man sich gut steht.“
    „Das möchte ich zugeben. Aber wie gesagt, es ist bereits zu spät.“
    „Na, so bedaure ich Euch von ganzem Herzen. Willkommen, Señor und Señorita. Tretet gefälligst ein!“
    Diese Worte waren an den Begleiter und die Begleiterin Gerards gerichtet, welche jetzt näher traten, um sich nach der Gaststube zu begeben.
    „Könnten wir die Ladung in Eurem Magazin unterbringen?“ fragte Gerard.
    „Ja. Ich werde gleich meine Leute rufen. Sapperment, seid Ihr vorsichtig. Ihr habt diese Bleisäcke doch sogar zugesiegelt.“
    „Sicher ist sicher. Seht darauf, daß mir die Siegel nicht beschädigt werden, und sorgt dann für ein gutes Abendbrot!“
    Er folgte den beiden anderen in die Stube. Pirnero holte seine Leute herbei, und dann eilte er nach der Küche, um seiner Tochter die nötigen Befehle zu geben.
    „Wo ist Resedilla?“ fragte er die alte Magd, welche allein da war.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete die Gefragte, „aber ich hörte, daß sie die Treppe hinaufging.“
    „So ist sie ausgerissen“, meinte er. „Hm, ich nehme es ihr auch nicht gerade übel. Der Kerl ist doch zu dumm!“
    „Warum?“ fragte die Alte, der es selten passierte, ihren Herrn einmal mitteilsam gegen sein Gesinde zu finden, und die daher diese Gelegenheit schleunigst ergriff.
    „Weil er heiratet“, antwortete er.
    „O, Madonna, sollte das wirklich dumm sein?“
    „Natürlich!“
    „Señor, ich halte es ganz und gar nicht für eine Dummheit, Señorita Resedilla zur Frau zu nehmen. Erstens ist sie jung, zweitens hübsch, drittens wohlhabend, viertens –“
    „Erstens, zweitens, drittens und viertens hast du das Maul zu halten“, unterbrach er sie zornig. „Resedilla ist es ja nicht, die er heiraten will.“
    „Nicht?“ fragte die Magd ganz erstaunt.
    „Nein.“
    „Wer denn?“
    „Eine andere natürlich. Aber da kommt er bei mir nicht zum Richtigen. Wenn er etwa geglaubt hat, daß ich ihm meine Resedilla zur Frau geben werde, da hat er sich gewaltig geirrt. Der könnte vom Kopf bis zu den Füßen in Gold gefaßt sein, er kriegte dennoch meine Tochter nicht. Ich habe mir einen anderen Schwiegersohn eingebildet, und den bekomme ich. Ich habe meine Tochter nicht so fein vom Vater auf die Tochter herüber erzogen, daß sie einen Jäger heiraten soll. Sie wird einen bekommen, der sich gewaschen hat.“
    Er hatte sich in einen Zorn hineingeredet, der sich von Wort zu Wort mehr steigerte. Der Umstand, daß der ‚Schwarze Gerard‘ eine andere heiraten wolle, hatte ihm seine Hoffnung zerstört und versetzte ihn in einen Grimm, wie er ihn lange Zeit nicht gefühlt hatte. Er tat nun so als ob ihm an dem früher Gewünschten gar nichts gelegen habe und fuhr fort:
    „Wenn du überhaupt wüßtest, was ich vorhabe, so würdest du dich nicht wenig wundern.“
    „Wundern? Hm, Señor, ich wundere mich gar zu gern ein bißchen. Wollt Ihr es mir nicht sagen?“
    „Warum nicht! Ich werde verkaufen.“
    „Verkaufen?“ fragte sie ganz erstaunt.
    „Was denn?“
    „Nun, was denn sonst als mein Geschäft und meine Besitzungen.“
    „Heilige Madonna! Was soll denn da aus uns werden!“ rief sie, die Hände zusammenschlagend.
    „Na, ihr bleibt da. Der Käufer muß euch mit übernehmen.“
    „Habt Ihr denn schon einen Käufer?“
    „Nein.“
    „Gott sei Dank!“
    „Gott sei Dank? Dumme Liese. Ich will vielmehr Gott danken, wenn ich einen finde. Dann ziehe ich fort.“
    „Wohin denn?“
    „Weit fort, fort aus Mexiko, fort aus Amerika, dahin, wo es noch andere Schwiegersöhne gibt als diesen Gerard. Ich freue mich darüber, daß Resedilla so klug gewesen ist, mit ihm gar keinen großen Kram zu machen. Wir wollen sie lassen, wo sie ist. Er will zwar ein Essen haben,

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