48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
wollt Ihr mich etwa konfus machen?“
„Nein, sondern Ihr habt mich ganz konfus gemacht!“ antwortete dieser höchst ernsthaft.
„Euch? Womit?“
„Mit Eurem wirklichen Geheimen.“
„Wie kann ich Euch mit dem konfus machen? Hattet Ihr denn ein Auge auf die Resedilla geworfen?“
„Ja, alle beide sogar!“
Da brauste der Alte zornig auf:
„Und dort steht Eure Braut!“
„O nein, Señor.“
„Nicht? Ihr sagtet es doch!“
„Ich machte nur Scherz. Diese Señora ist meine Schwester und die Frau meines Schwagers, der da neben Ihr steht.“
Da machte Pirnero ein Gesicht, als ob er Scheidewasser verschluckt habe.
„Also Scherz?“ fragte er. „Sackerment, was sind mir das für Sachen! Dadurch kann ein braver Kerl nur in die gewaltigste Klemme geraten! Übrigens mag Euch die Resedilla ja gar nicht!“
„Wißt Ihr das so genau?“ fragte Gerard.
„Ja. Sie reißt ja vor Euch aus!“
„Das tut nichts. Ich bin ihr nachgefolgt.“
„Ah, wirklich?“
„Ja, und habe sie gefragt, ob sie aus Haß oder aus Liebe vor mir ausgerissen ist.“
„Dummheit! Aus Liebe reißt keine aus!“
„Es ist aber doch so gewesen. Resedilla hat mir gesagt, daß sie mich lieb hat und daß sie bereit sei, meine Frau zu werden.“
Da drehte der Alte sich nach seiner Tochter um.
„Ist das wahr?“ fragte er.
„Ja, lieber Vater“, antwortete die Gefragte, zwar errötend, aber doch ohne Furcht und Scheu.
Da schlug Pirnero die eine Hand auf die andere und rief:
„Nun hört mir aber doch alles und verschiedenes auf! Reißt vor ihm aus und will ihn dennoch heiraten! Also Ihr seid Euch gut?“
Sein Gesicht war plötzlich ein ganz anderes geworden; es glänzte förmlich vor Befriedigung und Freude.
„Ja“, antworteten beide.
„Na, da nehmt Euch denn in Gottes Namen!“
Er wollte ihre Hände ergreifen, aber Gerard wehrte ab und sagte:
„Ich danke, Señor! Damit ist es nichts!“
„Nichts? Alle Wetter! Warum denn?“
„Ihr müßt ja Eurem wirklichen Geheimen Wort halten.“
„Unsinn! Der lebt ja nicht!“
„Wie? Was? Er lebt ja drüben in Pirna!“
„Nein. Den gibt es ja gar nicht.“
„Aber Ihr sagtet es ja.“
Pirnero befand sich in Verlegenheit, doch kam ihm ein Gedanke, den er sofort zur Ausführung brachte.
„Ja, gesagt habe ich es“, meinte er, „aber nur, um Euch zu bestrafen, Señor Gerard.“
„Das begreife ich nicht.“
„Und doch ist es so einfach. Haltet Ihr mich etwa für gar so dumm, daß ich Euch nicht durchschaue? Ich habe es längst gewußt, wie es mit Euch und Resedilla steht, ich habe nicht geglaubt, daß diese Señora Eure Braut sei; aber weil Ihr mir das weismachen wolltet, habe ich zur Strafe das Märchen von dem wirklichen Geheimen erfunden.“
Niemand glaubte es ihm; aber sie ließen sich das nicht merken, und Gerard fragte:
„Also Señor, so sagt mir allen Ernstes, ob ich Euch als Schwiegersohn recht und willkommen bin.“
Da streckte der Alte beide Hände entgegen und rief:
„Na und ob! Junge willst du das Mädchen wirklich haben?“
„Von ganzem Herzen!“
„Und Mädel, bist du in den Kerl wirklich so verliebt, daß du ihn heiraten willst?“
„Ja“, lachte Resedilla unter Tränen.
„So kommt an mein Herz, Kinder! Endlich, endlich habe ich einen Schwiegersohn. Und was für einen!“
Er drückte sie beide an sich und schob sie dann einander in die Arme, indem er sagte:
„Und da, umarmt euch und gebt euch einen Kuß, damit ich sehe, ob es wahr ist, was ich beinahe nicht glauben möchte.“
Sie küßten sich und nun faßte er sie bei den Köpfen und rief: „Wahrhaftig, sie küssen sich! Na, da gibt es keinen Zweifel mehr. Kommt her, Kinder! Auch von mir soll ein jedes seinen Schmatz haben, der Gerard, die Resedilla, der Schwager und auch die Schwester!“
„Nicht auch die alte Köchin, von wegen der gebackenen Lunge?“ fragte Gerard lachend.
„Kinder, laßt das gut sein. Die Lunge war ein Braten vor Ärger. Ihr sollt etwas ganz anderes bekommen.“
Er nahm die vier Anwesenden nacheinander beim Kopf. Er fühlte sich so glücklich, wie noch nie, ja, er vergaß sogar in seiner Freude das Gold, bis er fast über den Sack hinweggestürzt wäre.
„Ah, die Nuggets“, sagte er da. „Was geschieht mit denen?“
„Mit denen werde ich bezahlen“, antwortete Gerard.
„Was denn?“
„Ah, hast du denn unseren Handel vergessen, lieber Vater?“
Pirnero machte einen Luftsprung und rief:
„Lieber Vater, sagt dieser Kerl, und du nennt er mich!
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