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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Himmelbataillon, da könnte man vor Freude gleich den Mond vom Himmel reißen. Ja, sobald man einen Schwiegersohn hat, ist man ein ganz anderer Kerl! Aber unser Handel? Hm, das ist nun so ein Ding. Soll ich denn wirklich verkaufen?“
    „Ich denke, du bist dazu entschlossen“, meinte Gerard.
    „Ich tat allerdings so. Es war so vor Grimm und Wut.“
    „Schade.“
    „Wieso, schade?“
    „Ich hätte die Geschichte gekauft und meiner Schwester geschenkt.“
    „Mensch, das wäre toll!“
    „Nein. Mein Schwager und meine Schwester sehnen sich nach einem Platz, wo sie fest und sicher wohnen können. Beide sind arm, ich aber habe mehr als genug. Da dachte ich, wir und der Vater könnten ihnen das Geschäft und die Meiereien ablassen, und dann zögen wir an einen anderen Ort.“
    „Hm“, meinte Pirnero. „Nicht übel. Aber an welchen Ort?“
    „Das würde sich finden. Nach Mexiko, nach New York, nach London, nach Paris, nach Dresden –“
    „Oder nach Pirna!“ unterbrach ihn der Alte fast jauchzend. „Himmelsapperlot, Kinder, glaubt ihr denn, daß ich jemals so einen Gedanken gehabt habe?“
    „Welchen?“ fragte Resedilla.
    „Meine Vaterstadt zu besuchen. Man hielt es nicht für möglich, aber ich habe niemals daran gedacht. Jetzt aber werde ich auf einmal gescheit. Hallo, hurra! Was werden sie in Pirna sagen, wenn ich komme! Aber, ah, da habe ich einen Gedanken!“
    Er machte plötzlich ein so nachdenkliches Gesicht, daß Gerard sich erkundigte:
    „Was für ein Gedanke ist es?“
    „Hm. Als was soll ich denn eigentlich nach Pirna gehen?“
    „Du bist ja Kaufmann hier, lieber Vater.“
    „Kaufmann? Das ist ein jeder, das zieht noch lange nicht“, meinte der Alte verächtlich.
    „Haziendero?“
    „Sie wissen da drüben gar nicht, was das ist.“
    „Plantagenbesitzer?“
    „Auch nichts. Ah, ich wüßte etwas!“
    „Was?“
    „Es war doch hier bei Fort Guadeloupe eine Schlacht –“
    „Allerdings.“
    „Ich habe auch mitgekämpft.“
    „Hm!“ machte Gerard.
    „Und zwar sehr tapfer.“
    „Hm!“
    „Wenn ich recht nachsuche, finden sich vielleicht sogar ein paar Wunden und Schrammen, die ich davongetragen habe.“
    „Hm!“
    „Ich suche also Juarez auf und – und – und – – –“ Er stockte.
    Resedilla fragte: „Was willst du bei ihm?“
    „Nun, Juarez ist Präsident, er kann Stellen oder Chargen vergeben, ganz nach Belieben.“
    „Du möchtest wohl eine?“
    „Freilich!“
    „Was für eine?“
    „Hm, er könnte mich zum Leutnant machen!“
    „Du machst wohl Spaß, Vater?“
    „Spaß? Ja, Leutnant in meinen Jahren, das klingt allerdings sehr spaßhaft; es ist also besser, ich werde Hauptmann oder Major, am allerbesten aber Oberst. Donnerwetter! Was würden sie in Pirna für Augen machen, wenn da plötzlich ein echter mexikanischer Oberst aus der Kutsche stiege und den Leuten erzählte, daß er vor fünfzig Jahren beim alten Schneidermeister Wehrenpfennnig in die Schule gegangen ist. Ich kriegte ein Denkmal gesetzt und eine Tafel über die Tür meines Geburtshauses. Kinder, ich mache zu Juarez. Ich verkaufe alles, ich verkaufe Sack und Band und werde Oberst. Juarez hat mir so viel zu verdanken, daß er mir ein solches Gesuch gar nicht abschlagen kann.“ – – –
    Einige Zeit später saß der alte, brave Haziendero Pedro Arbellez in einer Stube am Fenster und blickte hinaus auf die Ebene, auf welcher seine Herden wieder ruhig weiden konnten, da die kriegerische Bewegung sich nach Süden gezogen hatte.
    Arbellez sah wohl aus. Er hatte sich vollständig wieder erholt; doch lag auf seinem Gesicht ein schwermütiger Ernst, welcher ein Widerschein der Stimmung seiner Tochter war, welche sich unglücklich fühlte, da sie den Geliebten verloren hatte.
    Da sah Arbellez eine Anzahl Reiter von Norden her sich nähern. Voran ritten zwei Männer und eine Dame, und hinter diesen folgten etwa ein Dutzend Packpferde, welche von drei Männern getrieben wurden.
    „Wer mag das sein?“ meinte Arbellez zu der alten Marie Hermoyes, welche sich bei ihm befand.
    „Wir werden es ja sehen“, meinte diese, nun auch hinaus nach der Ebene blickend. „Diese Leute kommen gerade auf die Hacienda zu und werden also wohl hier einkehren.“
    Die Reiter, in solche Nähe angekommen, spornten ihre Tiere zu größerer Eile und ritten bald durch das Tor in den Hof ein. Man denke sich das Erstaunen des Haziendero, als er Pirnero erkannte, und die Freude Emmas, als sie Resedilla und den schwarzen

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