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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erschwindelt.“
    „General!“
    „Diese Schwindelschuld kaufte Herr Morny, Halbbruder Napoleons. Und weil Juarez diese Summe nicht bezahlen wollte, so –“
    „General!“ rief Max noch drohender.
    Aber Mejia ließ sich in seinem ehrlichen Feuereifer nicht irremachen, sondern er fuhr fort:
    „So überzog Napoleon unser schönes Land mit Krieg.“
    „Ah, Sie machen mich zum Mitschuldigen“, rief Max.
    „Nein. Das sei fern von mir. Davor mag unser Gott mich in Gnaden behüten. Ich halte es nur für meine Pflicht, Sie auf die Stimme des Landes, des Volkes aufmerksam zu machen, welche vielleicht einmal die – Stimme der Geschichte sein wird.“
    „Sie sind mehr als kühn!“
    „Ich bin es nur, um Sie zu retten. Ich muß Ihnen beweisen, daß Miramon nichts zu erwarten hat, weder Gnade, noch Barmherzigkeit. Und Marquez, Larez und die anderen, unter denen die Bewohner der Hauptstadt seufzen, werden auch nicht gerettet, indem Sie sich für dieselben opfern. Ein Haar Eurer Majestät ist teurer und mehr wert als diese Männer zusammen. Majestät, Sie sehen mich zu Ihren Füßen. Ich vereinige mein Flehen mit den Bitten aller Ihrer treuen Diener und Untertanen. Lassen Sie das Wort Flucht nicht den schlimmen Klang haben, den es zu besitzen scheint. Vertrauen Sie sich mir an. Kehren wir zurück nach Europa, um Kräfte zu sammeln, das hohe Spiel, welches uns die Klugheit rät, einstweilen aufzugeben, von neuem zu beginnen und dann zu gewinnen.“
    Er war vor Max niedergekniet und hatte dessen Hände ergriffen.
    „Ich – kann nicht!“ antwortete dieser.
    Da spielte Mejia seinen letzten und besten Trumpf aus. Er sagte:
    „Denken Sie unserer hohen Kaiserin. Noch ist vielleicht Rettung für sie möglich. Vielleicht belebt sich ihr Auge, wenn es auf den Mann fällt, dem ihre Seele, ihr Herz, ihr Leben gehört. Soll sie in die Nacht unrettbaren Geistestodes fallen, wenn sie vernimmt, daß dieser Mann gestorben sei, gestorben am Kreuz im dunklen Winkel, gestorben den Tod des Verbrechers?“
    Da entzog der Kaiser ihm seine Hände und legte sie sich vor das leichenblasse Angesicht.
    „Wen – wen erwähnen Sie da?“ rief er.
    „Diejenige, welche Sie vielleicht retten können und retten müssen, indem Sie sich selbst retten.“
    „Charlotte, o Charlotte!“
    Bei diesem Schmerzensruf rollten dem Kaiser Tränentropfen zwischen den Fingern herab. Er war tief bewegt. Seine Brust hob und senkte sich, und hinter den vorgehaltenen Händen ließ sich ein tiefes Schluchzen hören.
    „Majestät!“ rief der noch immer kniende General in bittendem Ton.
    Da ließ Max die beiden Hände sinken und sagte unter noch immer strömenden Tränen:
    „Mejia, Sie haben da eine Saite berührt, deren Klang ich niemals widerstehen konnte.“
    Da sprang der treue Mann auf und rief:
    „O mein Gott, wäre es möglich, daß Du das Herz meines Kaisers gelenkt hättest?“
    „Ja, er hat es gelenkt“, antwortete Max. „Mein Weib, meine Charlotte soll nicht dem Wahnsinn verfallen, wenn es mir möglich ist, ihrem Geist das Licht wiederzugeben. Also Sie halten die Rettung für möglich?“
    „Ja.“
    „Aber nur durch die Flucht?“
    „Nur durch sie.“
    „Sie meinen heimliche Flucht?“
    „Nein. Heimlich zu fliehen, bin auch ich zu stolz. Freilich braucht nicht jeder vorher zu erfahren, daß Sie das Land verlassen wollen. An der Spitze Ihrer treuen Husaren bringe ich Sie sicher an das Meer.“
    „Aber die Republikaner?“
    „Ich fürchte sie nicht.“
    „Sie werden es erfahren und uns den Weg verlegen.“
    „Sie werden uns ziehen lassen.“
    „Nachdem wir sie zurückgeschlagen, ja. Aber ich will so wenig wie möglich Blut vergießen.“
    „Es soll keins vergossen werden. Juarez wird uns beschützen.“
    „Juarez?“ fragte der Kaiser erstaunt.
    „Ja.“
    „Welch ein Rätsel! Juarez wird meine Flucht beschützen?“
    „Ja“, antwortete Mejia im Ton größter Zuversicht.
    „Inwiefern?“
    „Darf ich an die Dame erinnern, welche Majestät bereits einige Male gesprochen haben?“
    „Jene Señorita Emilia etwa?“
    „Ja.“
    „Sie ist mir doch einige Male absichtlich in den Weg getreten.“
    „Haben Majestät mit ihr gesprochen?“
    „Nein. Sie hat mir jedesmal ein Schreiben übergeben.“
    „Darf ich erfahren, was diese Schreiben enthielten?“
    „Die dringende Mahnung zur Flucht.“
    „War Juarez nicht erwähnt?“
    „Ja. Ich hielt sie für eine Abenteurerin.“
    „Vielleicht ist sie das auch. Aber Juarez bedient sich

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