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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu kommen.“
    „Es wäre schade um seine Dummheit gewesen. Doch vorwärts.“
    Sie ritten mehrere Stunden lang, ohne die Verfolgten zu ereilen. Da sahen sie an der Straße eine Venta, durch deren Ladenritzen Licht schimmerte.
    „Sollten sie da eingekehrt sein?“ fragte André.
    „Jedenfalls!“
    „Ah! Wieso?“
    „Dort hängen ja sechs Pferde.“
    „Bei Gott, das ist wahr. Halleluja! Wir haben sie.“
    „Ruhig. Auch wir binden unsere Pferde an, aber abseits. Wenn wir drin die Señorita sehen, tun wir so, als ob wir sie nicht kennen und nichts ahnten.“
    Sie stiegen ab. In der Stube waren sehr laute Stimmen zu hören. Nachdem Sie ihre Pferde angebunden hatten, traten sie an den Laden und blickten hindurch.
    „Ein Offizier und vier Soldaten“, flüsterte André.
    „Und einige Vaqueros am anderen Tisch“, antwortete Kurt. „Hinten am Herd sitzt die Señorita.“
    „Richtig. Na freue dich, Oberst Mo- Po- Ro- wie heißt der Kerl?“
    „Lopez.“
    „Ja, Lopez. Freue dich Lopez, der ‚Kleine André‘' ist da.“
    „Schonen wir ihn soviel wie möglich.“
    „Werden es abwarten.“
    „Sie brüllen so laut, daß sie den Hufschlag unserer Pferde wohl gar nicht gehört haben. Treten wir ein.“
    Kurt hatte recht. Als die beiden Männer grüßend in die armselige Stube traten, fuhr Lopez erschrocken auf. Als er aber bemerkte, daß es nur zwei waren, setzte er sich wieder nieder. Aber er drehte sich zu ihnen herum und fixierte sie scharf.
    Sie setzten sich an einen leeren Tisch nieder, welcher an der Tür stand. So waren sie sicher, daß ihnen niemand entgehen könne. Der Wirt fragte sie, ob sie etwas genießen wollten.
    „Drei Glas Wein“, antwortete André.
    „Drei?“ fragte der Wirt verwundert.
    „Ja.“
    „Sie sind doch nur zwei.“
    „Was geht das deine Tante an?“
    Da begann der Oberst:
    „Wer seid ihr, Señores?“
    Der ‚Kleine André‘ saß mit dem Rücken gegen ihn gerichtet. Jetzt drehte er sich herum, betrachtete sich den Frager mit maliziösen Blicken und antwortete:
    „Neugierde.“
    „Was? Neugierde?“ brauste der Offizier auf. „Wißt ihr, wer ich bin?“
    „Pah! Wollen es gar nicht wissen. Viel Gescheites wird es nicht sein.“
    „Mensch, ich glaube, du bist verrückt.“
    Bei diesen Worten erhob sich Lopez und trat an den Tisch.
    Emilia hatte beim Eintritt der beiden sofort gewußt, daß dieselben gekommen seien, sie zu retten. Aber sie hatte das mit keiner Miene verraten. Jetzt wollte es ihr Angst werden um den kleinen Mann. Dieser jedoch blickte den Obersten furchtlos an und meinte:
    „Ja, einer von uns beiden ist verrückt.“
    „Du nämlich, Mensch.“
    „Wollen sehen.“
    In demselben Augenblick gab er dem Obersten, der ihm prächtig hiebrecht stand, einen so gewaltigen Faustschlag in die Magengegend, daß der Getroffene zu Boden stürzte. Und im nächsten Augenblick kniete er auf ihm und schnürte ihm die Kehle zu. Die vier Soldaten wollten ihrem Offizier zu Hilfe kommen, aber da stand auch Kurt vor ihnen und hielt ihnen die geladenen Revolver entgegen.
    „Halt!“ gebot er. „Kein Laut und keine Bewegung, wenn ihr nicht eine Kugel haben wollt.“
    Sein Aussehen war so drohend, daß sie auf Widerstand verzichteten. Sie setzten sich, gar nicht an ihre Waffen denkend, wieder nieder. Die Vaqueros und der Wirt, an solche Szenen gewöhnt, hielten es für das Beste, sich nicht einzumischen.
    „Fertig mit dem Oberst?“ fragte Kurt.
    „Gleich!“ meinte der Kleine, indem er den Offizier noch einen Faustschlag an den Kopf versetzte. „So, der hat genug für diesen Abend.“
    „Dann die Stricke her dort von der Wand. Wir wollen diese vier Señores ein wenig binden.“
    André brachte die Stricke herbei und fesselte einen Soldaten nach dem anderen. Sie wagten auch jetzt nicht, sich zu widersetzen, denn sie sahen es Kurt an, daß er wirklich schießen werde. Zuletzt wurde auch der Oberst gebunden, damit er nicht schaden könne, wenn er wieder zu sich komme.
    „So!“ meinte der Kleine. „Von jetzt an wird niemand ohne unsere Erlaubnis die Stube verlassen. Es geschieht keinem etwas, aber wer sich nicht fügt, den holt entweder der Teufel oder ich.“
    Dann trat er zu Emilia.
    „Welche Angst werden Sie ausgestanden haben“, sagte er. „Wir kamen gerade dazu, als diese Kerls mit Ihnen forttrabten, und sind natürlich schleunigst nach. Kommen Sie, Señorita, und trinken Sie einen Schluck.“
    Er führte sie zum Tisch und reichte ihr das dritte Glas.
    „Seht Ihr“,

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