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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bedeutende Streifpatrouille, welche zum Korps des Generals Velez gehörte.
    Sie wurden in das Quartier desselben geleitet. Dieser hatte Kurt bei Juarez gesehen und kannte überdies Emilia sehr genau. Er war ein rauher, höchst feuriger und oft rücksichtsloser Republikaner. Er ließ sich das Geschehene erzählen und rief den Dicken vor sich, den er eine ganze Weile schweigend und mit finsteren Blicken betrachtete.
    „Du hast geleugnet, was dir dieser Señor vorgeworfen hat?“ fragte er ihn.
    „Ich leugnete es, denn ich sagte die Wahrheit“, antwortete der Mann.
    „Du bist nicht derjenige, für den er dich hielt?“
    „Ich heiße Perdillo und handle mit Ponchos und Serapen.“
    Da nahm die Miene des Generals ein höhnisches Grinsen an.
    „Und jetzt sagst du auch die Wahrheit?“ fragte er.
    „Die reine, lautere Wahrheit.“
    „Wenn ich dich nun besser kenne?“
    „So täuschen Sie sich, Señor.“
    „Hund! Ich täusche mich niemals in einer Person, am allerwenigsten aber in einer solchen Galgenphysiognomie, wie die deinige ist. Hast du jemals einen Mönch, einen Pater Juanito gekannt?“
    Der Mann wurde leichenblaß.
    „Nein“, antwortete er dennoch.
    „Der aus dem Kloster Anuamente entwich?“
    „Nein.“
    „Und den Franzosen den General Tonamente an das Messer lieferte.“
    „Ich habe ihn nicht gekannt, Señor.“
    Dieses Verhör fand im Freien statt. Der General stand wie ein Racheengel vor dem Gefangenen.
    „Mensch, zu allen Teufeleien hattest du den Mut, aber zu einem Bekenntnis bist du zu feig“, rief Velez. „Du nanntest dich Perdillo, den Verlorenen, und du hast recht. Verloren bist du. Du sollst zum Teufel fahren in allen deinen Sünden, ohne Beichte und Absolution.“
    Seine Hand fuhr in den Gürtel, ein Schuß krachte, und der frühere Mönch stürzte, durch den Kopf getroffen, tot zur Erde.
    „General!“ rief Kurt.
    „Was?“ fragte Velez rauh.
    „Er hätte noch leben sollen.“
    „Wozu?“
    „Er hätte uns Geständnisse machen und alle seine Mitschuldigen und Verschworenen nennen müssen.“
    „Pah! Ich mag nichts von ihnen wissen. Diese Schufte geraten noch alle in meine Hände. Wenn ich so einen Schurken auf irgendein Verhör oder eine Untersuchung aufhebe, so bin ich niemals sicher, daß er mir doch noch entkommt.“ –
    An demselben Mittag traf Oberst Lopez mit seinen vier Soldaten wieder in Querétaro ein; man kann sich denken, in welcher Stimmung. Seine Pflicht war, sich sogleich zu Miramon zu begeben, um diesem Meldung über das Geschehene zu machen.
    Der General hörte ihn erstaunt an.
    „Was?“ sagte er. „Zwei Männer waren es, welche euch bezwangen?“
    „Es ging so verteufelt schnell, Señor.“
    „Hm. Und wohin haben sie das Mädchen geschafft?“
    „Zu Juarez, wie die Vaqueros sagten.“
    „Das ist noch gut, denn da sind wir sicher, daß der Kaiser sie niemals wieder zu sehen bekommt, und darum will ich Ihnen diesen Fehler noch verzeihen. Aber ich hoffe, daß Sie den nächsten Auftrag, welchen ich Ihnen geben werde, desto besser, sorgfältiger und vorsichtiger zu Ende führen.“
    Welcher Auftrag dies sein sollte, das wußte er jetzt bereits, hütete sich aber sehr, schon ein Wort davon zu sagen.

SECHSTES KAPITEL
    Der sterbende Kaiser
    Von jetzt an entwickelten sich die Verhältnisse mit ungemeiner Schnelligkeit. Eskobedo rückte rasch näher und schloß die fünfzehntausend Mann, welche Max bei sich hatte, mit fünfundzwanzigtausend Republikanern ein. Die Belagerung von Querétaro begann.
    Ebenso umschloß Porfirio Diaz mit seiner Armee die Hauptstadt, in welcher bald der gräßlichste Hunger zu wüten begann.
    Kurt wollte nicht untätig bleiben. Er schloß sich dem Geniewesen an und leitete unter dem Kommandanten dieses Korps die Belagerungsarbeiten. Sternau bemühte sich als tüchtiger Arzt und leuchtete allen seinen mexikanischen Kollegen als Muster vor.
    Juarez hatte den Sitz der Regierung nach San Luis Potosí verlegt. Lindsay und Amy befanden sich bei ihm. Es läßt sich denken, wie erfreut diese beiden gewesen waren, als sie von der Rettung der Gefangenen gehört hatten. Wie gern wäre Amy einmal nach Santa Jaga gegangen, aber allein getraute sie sich nicht fort und die Begleitung ihres Vaters konnte sie nicht erlangen, da er bei Juarez unumgänglich nötig war. Desto eifriger aber wurden Briefe gewechselt. Täglich flogen dieselben zwischen Santa Jaga und Potosí hin und her, um Grüße und Küsse zu bringen und die Liebenden auf die so nahe

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