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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesagt, daß ich ihn nie gesehen habe. Also ihr gebt nicht zu, die Originale dieser Fotografien zu kennen?“
    „Nein“, antworteten alle beide.
    „Nun, kennt ihr auch nicht diesen da?“
    Er griff wieder in das Fach und zog eine Fotografie hervor, welche er ihnen zeigte. Eine Pause trat ein; weshalb, das verrieten die beiden nicht, sie gaben sich im Gegenteil Mühe, ihre Gesichtszüge zu beherrschen.
    „Nun, Señores, wollt ihr mir keine Antwort geben?“ fragte der Pater. „Ist euch dieser Mann vielleicht unbekannt?“
    „Vollständig!“ stieß Cortejo endlich hervor.
    „Mir ebenso“, meinte auch Landola.
    „Das bedaure ich“, sagte der Pater mit ironischem Lächeln. „Das ist nämlich ein sehr interessanter Herr. Es ist der junge Graf Alfonzo de Rodriganda, welcher erst in Mexiko wohnte, später aber nach Spanien ging. Aber leider sagt man, daß er nicht der richtige Erbe, sondern ein fremdes, untergeschobenes Kind sei. Ich glaubte, ihr würdet ihn kennen. Desto mehr aber bin ich überzeugt, daß euch die vierte und letzte Fotografie bekannt ist, welche ich euch zeigen kann. Hier ist sie!“
    Er griff zum dritten Mal in das Fach und zog abermals ein Bild hervor, welches er ihnen entgegenhielt.
    „Tod und Teufel!“ rief dieses Mal Landola.
    „Verdammt!“ rief auch Cortejo.
    „Nun?“ fragte der Pater, sich mit übermütigem Lächeln an dem bestürzten Ausdruck ihrer Gesichter weidend:
    „Ich kenne ihn doch nicht!“ meinte Landola.
    „Und ich ebensowenig!“ meinte Cortejo.
    „Wirklich nicht? Aber fällt euch nicht vielleicht etwas an dieser Fotografie auf?“
    „Allerdings“, gestand Cortejo zu.
    „Nun, was?“
    „Sie sieht mir ein wenig ähnlich.“
    „Ein wenig nur?“
    „Nun –“, stockte der Gefragte – „es mag meinetwegen etwas mehr als wenig sein.“
    „Auch das nicht. Wenn Ihr Euch heute fotografieren laßt, so könnt Ihr gar nicht besser getroffen werden, als es hier der Fall ist.“
    „Aber ich bin es doch nicht!“
    „Ihr behauptet das wirklich?“
    „Ich muß es behaupten, denn es ist die Wahrheit.“
    „Nun, dann sind wir allerdings fertig miteinander“, meinte der Pater, indem er ruhig und wie bedauernd die Achsel zuckte.
    Er steckte die Fotografien gemächlich in das Fach zurück, schob dasselbe zu und fuhr dann fort:
    „Wir haben uns alle drei getäuscht. Ihr habt nicht geglaubt, daß man die Namen lesen könne, und ich habe nicht geglaubt, daß es ein so merkwürdiges Naturspiel, eine solche Ähnlichkeit geben könne. Das letzte Bild war dasjenige des Advokaten Gasparino Cortejo in Manresa oder Rodriganda. So aber ist es, wenn man sich einer vorgefaßten Meinung zu sehr anvertraut; die Enttäuschung kommt sicher nach. Scheiden wir also in Zufriedenheit voneinander. A Dios, Señores!“
    Er winkte unter einem höflichen Lächeln ihnen mit der Hand entlassend zu und drehte sich ab, wie um sich in das Nebengemach zurückzuziehen. Die beiden blickten sich verlegen an, und dann trat Cortejo vor und sagte:
    „Halt, Señor! Ehe wir gehen, werde ich Euch ersuchen, mir noch eine Frage zu gestatten.“
    Der Pater drehte sich verwundert wieder um und antwortete:
    „Eine Frage?“
    „Ja.“
    „Wozu? Ich glaube, daß wir miteinander fertig sind, und daß jede weitere Frage zwecklos zu nennen ist.“
    „Doch vielleicht nicht.“
    „Nun, so sprecht Eure Frage aus, Señor!“
    „Sind die Fotografien, die Ihr uns zeigtet, Euer Eigentum?“
    „Was anderes sollen sie sonst sein?“
    „Ihr könnt sie ja gefunden haben.“
    „Dann hätte ich sie abgegeben.“
    „Oder sie können Euch zur einstweiligen Aufbewahrung anvertraut worden sein!“
    „Dann hätte ich kein Recht, sie euch zu zeigen.“
    „Ihr habt sie also geschenkt erhalten?“
    „Ja.“
    „Eine jede Fotografie von der Person, welche sie darstellt?“
    Es war ein eigener, sarkastischer Zug, welcher über das Gesicht des Paters glitt. Er schüttelte den Kopf und antwortete nur:
    „Nein, Señor.“
    „Von wem sonst?“
    „Interessiert Euch das?“
    „Sehr sogar.“
    „Das ist mir nun allerdings höchst unbegreiflich!“
    „Warum?“
    „Ihr kennt ja alle diese Personen nicht. Ihr seid ein Advokat, und Euer Gefährte ist ein Pflanzer. Ihr beide steht ihnen allen sehr fern. Wie könnt ihr euch für sie interessieren?“
    Cortejo blickte sich hilfesuchend um. Er wußte nicht, was er auf diesen berechtigten Einwurf antworten sollte. Da kam ihm Landola zu Hilfe.
    „Wir wundern uns darüber, daß Ihr diese

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