49 - Der Zorn von Antares
ihnen.«
»Opaz sei Dank.«
Mein Kamerad Fweygo, ebenfalls ein Kregoinye, ein prächtiger goldener Kildoi, trug ein Waffenarsenal, das zu einem Burschen mit vier Armen und einer Schwanzhand paßte. Die Herren der Sterne hatten sich entschieden, mir den Clantzer und Drexer zu lassen, mitsamt der zusammengewürfelten Ausrüstung, die ich den toten Söldnern abgenommen hatte. Fweygo wußte über die Angelegenheit Bescheid und war darüber hinweggegangen. »Einst sind sie ehrenvolle Paktuns gewesen. Nun dienen sie diesen Blintzen von Dokerty-Priestern.«
»Vielleicht. Trotzdem müssen wir gegen sie antreten.« Ich wollte keinesfalls die Moral untergraben, aber mein guter Kamerad Fweygo neigte angesichts seines überragenden Mutes dazu, die Gegenseite zu unterschätzen. Ich hatte ihm jede Einzelheit über San Quenlo und San Cuisar den Oblifex berichtet. Er stimmte mir zu, daß es hier ein Rätsel gab. Zena Iztars Rolle bei all dem hatte ich ausgelassen und statt dessen die Herren der Sterne vorgeschoben, und er hatte ernst genickt. »Keine Sorge, Drajak. Ich werde gut auf dich aufpassen. Schließlich bist du der Herrscher der Herrscher, der Herrscher von Paz. Die Everoinye befehlen. Und so wird es auch geschehen.«
Diesen Unsinn überhörte ich einfach. Ärgerlich war nur die Tatsache, daß die Herren der Sterne mich aus dem Blumenland geholt hatten, bevor ich dem Geheimnis um San Quenlo und San Cuisar dem Oblifex näher auf die Spur gekommen war.
»Wir sollten dieses Rätsel einmal genau durchdenken.« Fweygo trank einen Schluck Ale und fuhr fort: »Du hast gesagt, Quenlo besuchte einen Zauberer aus Balintol, bevor er den Auftrag Cuisars erledigte.«
»Aye. Irgendwo in Enderli. Er nannte keine Einzelheiten.«
»Ich nehme an, einen dieser Illusionszauberer.«
»Nein. Quenlo berichtete, San L'Lengul sei ein Nekromantiker.«
»Einer von der Brigade der Totengräber? Das ist ein übler Haufen.«
Ich trank mein Ale aus, stellte den Becher mit einem Ruck auf den Tisch und stand auf. Fweygo schloß sich mir an, ohne sich umzudrehen. Schulter an Schulter gingen wir zur Tür und traten in den Abend hinaus, auf der Spur F'Farhans des Salbungsvollen.
Der Dokerty-Kultist ging sehr aufrecht daher, mit hocherhobenem Kopf und geraden Schultern. In seinem roten Gewand gab er eine beeindruckende Gestalt ab, und Passanten machten ihm respektvoll den Weg frei. Stämmig, wie er war, hatte er ein ausgeprägtes Kinn von der Art, die immer sehr dunkel wirken und ständig eine dringende Rasur zu benötigen scheinen. Er trug einen kurzen Stock aus Balass-Holz mit goldenem Knauf, den ich für eine seiner kleinen Eitelkeiten hielt, die er sich hier in Nerlinium leistete.
Die Zwillingsschatten auf den Straßen wurden immer länger. Ich hegte keinen Zweifel, daß diese Stadt mit ihren Gebäuden aus der Luft wie ein verrücktes Wirrwarr aussah; es handelte sich um Häuser, die kunterbunt an einer Stelle zusammengequetscht worden waren. Die Dächer wiesen eine Vielzahl von Stilen und Farben auf, die Häuserwände bestanden entweder aus völlig offenen Fensterfluchten oder waren blanke, verputzte Ziegelmauern. Die meisten Straßen und Gassen schlängelten sich um die Häuser herum. Es gab nur wenige größere Straßen, die einen einigermaßen geraden Verlauf aufwiesen. Baron Haussmann hätte sich erfreut die Hände gerieben.
F'Farhan ging ein ganzes Stück voraus. Wir hielten uns schon seit der Schenkenschwelle nicht mehr Schulter an Schulter; Fweygo machte den Anfang, und ich blieb hinter ihm. Wir beide hatten schon in der Vergangenheit Verdächtige verfolgt und kannten die Prozedur.
Unser Informant, ein kleiner Polsim namens Nath der Verkrümmte, hatte uns unter anderem auch das Gerücht mitgeteilt, daß F'Farhan zwar zweifellos eine einflußreiche Person sei, daß seit einiger Zeit aber eine dunkle Wolke über ihm schwebe. Das Verschwinden des Oblifex war Stadtgespräch. Der Hohepriester war einfach verschwunden. Dunkle Gerüchte kursierten. F'Farhan war nicht in Nerlinium gewesen, als Cuisars Verschwinden bekannt geworden war.
Nun, ich wußte aus eigenem Erleben nur zu gut, daß jemand sein Ziel genau gekannt und ihm die Männer mit den roten Umhängen hinterhergeschickt hatte. Mittlerweile würde er mit W'Watchun verhandeln, da Delia ja Fweygo getroffen hatte und nun mit den Everoinye plauderte.
Fweygo ging ein Stück voraus, und trotz seiner vier Arme verschmolz er wie ein Geist mit den Zwillingsschatten. In der ganzen Stadt
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