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49 - Der Zorn von Antares

49 - Der Zorn von Antares

Titel: 49 - Der Zorn von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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erhellte einen Anblick des Schreckens.
    Fweygo fing den zusammenbrechenden F'Farhan auf. Mein Kamerad war äußerst praktisch. Er stieß eine Leiche vom Stuhl und setzte den Priester vorsichtig ab. F'Farhans Gesicht hatte die Farbe von grünem Käse. In dem Zimmer verstreut lagen sechs tote Dokerty-Priester.
    »Wir sollten die Meuchelmörder holen. Alle zusammen in einem Raum.« Fweygo vergewisserte sich, daß F'Farhan sicher saß. »Sie haben sich eben gegenseitig getötet.«
    »Aye.«
    Als wir alles in diesem Sinne hergerichtet hatten, hatte sich F'Farhan so weit erholt, daß er sich nach unseren Namen erkundigte und uns dankte, um sofort wieder in seinem Schmerz zu versinken. Der Kildoi fand eine Karaffe Wein und ein paar Pokale, und wir flößten dem am ganzen Leib zitternden Mann etwas von dem milden Rotwein ein. Ein paar rote Tropfen rannen ihm das Kinn hinunter. Er zeigte auf die Leichen. »Meine Freunde. Alle tot. Und mich hätte es auch getroffen. Ich weiß es.« Er trank noch einen Schluck aus dem Pokal, den Fweygo hielt. »Ich weiß, wessen Werk dies ist! Möge Dokerty ihn auf der Stelle strafen!«
    Ich sah F'Farhan ins Gesicht. Er erwiderte den Blick.
    »Hyr Kov Khonstanton«, sagte ich mit knirschendem Tonfall und legte etwas von der vom Yrium verstärkten Autorität in die Worte. »Khon der Mak.«
    Einen Augenblick lang glaubte ich, ich hätte mich geirrt. Er zeigte keine Reaktion, sondern blieb zusammengesunken sitzen, während Fweygo ihm mit einer seiner Hände den Pokal vor den Mund hielt. Aber dann erkannte ich, daß er noch immer in der von Schock und Verzweiflung ausgelösten Apathie versunken war. Er zitterte. »Ja, er und diese verabscheuungswürdige alte Kröte, die er Hohenpriester nennt, Nath G'Goldark, der es nicht einmal wert wäre, Stallbursche zu sein, geschweige denn Oblifex.«
    Fweygos Zurückhaltung zeigte erste Lücken, als er hervorstieß: »Warum sollte ein Priester Dokertys andere Priester töten?«
    F'Farhan fuhr hoch und stieß dabei den Pokal beiseite, so daß roter Wein aufspritzte. »Weil er ein böser Mensch ist!« Er wandte uns sein vom Entsetzen gezeichnetes Gesicht zu; seine Lippen bebten, seine Augen weiteten sich. »Woher wißt ihr das alles? Khon der Mak! Er hat euch bezahlt, mich zu töten!«
    »Nein, nein«, beruhigte Fweygo den verängstigten Mann. Erst nach kurzem Nachdenken begriff der Priester, daß wir ihn nicht gerettet hatten, um ihn dann zu töten. Ob er unsere wahren Beweggründe erkannte, weiß ich nicht. Als wichtiger Priester mußte er über eine gewisse Intelligenz verfügen. Fweygo entlockte ihm noch weitere Informationen, solange er sich in diesem benommenen Zustand befand. F'Farhan war ein loyaler Anhänger von San Cuisar. Da er sich zum Zeitpunkt des Umsturzes nicht in der Stadt befunden hatte, hielt er sich nach seiner Rückkehr klugerweise erst einmal unauffällig im Hintergrund. In den letzten Tagen hatte er versucht, diejenigen für einen Gegenputsch zu rekrutieren, die im geheimen dem alten Oblifex noch immer die Treue hielten. »Heute abend sollte ich Narlin treffen. Er ist nicht gekommen.«
    »Hältst du ihn für den Verräter?« wollte Fweygo wissen.
    Der stets unangenehme Blutgestank wurde in dem kleinen Raum äußerst widerwärtig. Ich stand auf. »Dieses Haus ist ihnen bekannt. Ich nehme an, es war einst ein sicherer Unterschlupf. Wir sollten gehen, und zwar schnell.«
    F'Farhan begehrte sofort auf. Er zeigte auf die schreckliche Szene in dem blutgetränkten Raum. »Seht doch! Ich kann meine Brüder nicht zurücklassen! Das ist undenkbar! Sie müssen ein anständiges Begräbnis ...«
    Fweygo packte ihn unter der Achsel und zog ihn hoch. »Komm schon, San. Es ist eine Schande, aber da kann man nichts machen.« F'Farhan setzte sich erfolglos zur Wehr. »Aber ... aber ...« Er wollte sich losreißen, und Fweygo lud ihn sich kurzerhand über die Schulter. Dann verließen wir zur allgemeinen Erleichterung das Schreckenskabinett.
    »Komm schon, San!« sagte Fweygo energisch in dem Korridor, als wir gerade auf die Straße treten wollten. »Hör auf, dich zu sträuben.«
    In Balintol gibt es nicht viele Fluttrells, aber der korrekte Ausdruck hätte lauten müssen: ›Du mußt unter die Flügel des Fluttrells kommen!‹
    Da ich die Nachhut bildete, konnte ich es nicht vermeiden, gegen den Priester zu stoßen. Ich sah mich um.
    Etwa ein Dutzend Söldner mit roten Umhängen, die Fackeln auf Stangen vor sich hertrugen, marschierten die Straße entlang.

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