49 - Der Zorn von Antares
plötzlich inmitten des Schwebers ein hellblaues Licht auf. Ich starrte es an. Fweygos Gestalt fing an zu flackern. Instinktiv sah ich nach oben. Der blaue Riesenskorpion hatte sich verstohlen herangeschlichen. Einen Lidschlag später wurde alles blau. Fweygo verschwand. Der kalte Hauch geisterhafter Winde hüllte mich ein.
Im nächsten Augenblick wurde ich in die Höhe gezogen. Der Skorpion nahm mich in sich auf.
Das Blau wich undurchdringlicher Dunkelheit. Meine Füße berührten nackten Boden, und ich taumelte ein paar Schritte, bevor ich das Gleichgewicht zurückerlangte. Süßer Blumenduft hing in der Luft.
Eine Stimme ertönte. »Dray Prescot! Was hast du vor?«
Das war ein gefährlicher Augenblick. Es war von entscheidender Bedeutung, mein Temperament im Zaum zu halten und mich nicht von Wut überwältigen zu lassen; Gelassenheit mußte meine Handlungen und Worte diktieren. »Balintol zu einen.«
»Da ist noch ein Prisma der Macht.« Die flüsternde Stimme der Herren der Sterne durchdrang die Dunkelheit wie ein Rapier.
»Man hat mir versichert, es sei so sicher versteckt, daß niemand es finden könne.«
»Das hat man dir versichert. Das muß sich erst noch herausstellen.«
Schweigen setzte ein; eines von der undeutbaren Art. Wenn die Herren der Sterne mich an diesen Ort geholt hatten – wo immer das auch war –, um sich nach meinen Fortschritten zu erkundigen, sollten sie mich gefälligst geradeheraus fragen. Sie konnten verschlagen sein – aber auch direkt.
Es endete damit, daß sie Fragen stellten und ich alles sorgfältig erklärte. Zu meinem Erstaunen antworteten sie sofort. »Aber, Dray Prescot, beeil dich!«
Der Ortswechsel kam übergangslos. Die blaue Strahlung ergriff mich, wirbelte mich Hals über Kopf durch eisige Kälte und setzte mich auf Kopfsteinpflaster ab. Das strömende vermengte Licht der Sonnen von Scorpio erhellte alles. Ich wußte sofort, wo ich mich befand.
Auf der einen Seite funkelte das Wasser des großen Nordkanals. Auf der anderen stand das Gasthaus Die Rose von Valka und hieß mich mit weitgeöffneten Türen willkommen. Der junge Bargom, der längst nicht mehr jung war, trat aus der Gasthaustür, sah mich, riß Augen und Mund unvorstellbar weit auf, stieß einen Freudenschrei aus und eilte mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.
»Strom! Llahal und Lahal!«
Er schüttelte mir die Hand wie einen Pumpenschwengel. »Jen! Strom!«
Durch den Aufruhr eilten andere Valkaner herbei. Die frische Luft summte vor Aufregung. Doch die glückliche Szene wurde von einem häßlichen Mißton getrübt. Ich sagte: »An allen Masten flattern die Flaggen des Todes. Wer?«
Sie wurden sofort ernst. »Lord Farris.«
Diese Nachricht traf mich wie ein Schlag. Farris! Ein Mann, der Delia stets treu ergeben gewesen war, der unzählige Perioden lang ein guter Freund gewesen war, der den vallianischen Luftdienst mit entschiedener und menschlicher Wirksamkeit geleitet hatte. Und jetzt flatterten die Kaotreshes im Wind.
In der stolzen Stadt Vondium wehten überall die Kaotreshes für Lord Farris.
Nachdem ich mit den Valkanern eine angemessene Zeit getrunken und mich unterhalten hatte, begab ich mich zum Palast. Ich war ordentlich angezogen und gab meinem Gesicht einen gewissen Ausdruck, um unterwegs nicht aufgehalten zu werden. Im Palast herrschte Stille. Selbst Inch und Sasha begrüßten mich leise. Delia war da. Sie hatte geweint. Ich nahm sie fest in die Arme, und wir brachten kein Wort hervor.
»Nun, mein alter Dom, ich bin froh, dich zu sehen, besonders bei einem so traurigen Anlaß.«
»Seg!«
Es waren alle da. Alle die großartigen Männer und Frauen, die während meiner Zeit auf Kregen meine Freunde geworden waren. Die Familie war da. Sogar Zeg und Miam waren aus Zandikar herbeigeflogen. Lela und Tyfar waren aus Hamal gekommen. Lildra begleitete Jaidur aus Hyrklana; aber wie Delia mir später berichtete, standen die Dinge zwischen ihnen nicht so, wie sie eigentlich sein sollten. Velia und Didi waren nun ergebene Schwestern der Rose. Und Dayra, Ros die Klaue, traf natürlich verspätet und in voller Kampfmontur der Schwestern der Rose ein: Rapier, Main-Gauche, Peitsche und Klaue in ihrem Beutel.
Turko und Korero gesellten sich zu uns. Als ich Korero begrüßte, erkannte ich, wie sehr er Fweygo glich und sich zugleich von ihm unterschied. Wir boten eine traurige Gesellschaft.
Die Zauberer aus Loh waren mit Ausnahme von Rollo in ihren magischen Jenseitswelten beschäftigt. Sie wohnten
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