49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul
durchsuchten das Buschwerk und überzeugten sich, daß sich niemand in demselben befand.
„Also hier warte ich“, sagte Wallert. „Wo aber werdet ihr euch verstecken?“
„Wir werden nur so weit, als nötig ist, zurückgehen und uns an dem Weg, der vom Gebäude hierherführt, in das Gras legen. Kommen Sie, Mylord!“
„Können wir nicht noch ein wenig hier sitzenbleiben?“ fragte der Engländer. „Mister Wallert ist doch erst für Mitternacht bestellt.“
„Es wird an zwölf Uhr gar nicht viel fehlen, also halte ich es für das beste – doch pst! Horcht!“
Sie lauschten. Von dem Gebäude her ließ sich ein Geräusch vernehmen, das sehr leise war, doch hörten sie so viel, daß es näher kam.
„Es kommt jemand“, flüsterte Normann. „Schnell, verstecken wir uns in die Büsche!“
„Warum?“ meinte der Lord. „Es wird der Bote sein, der junge Mensch, der unser Verbündeter ist.“
„Vielleicht. Es kann aber auch ein anderer sein. Wir müssen sehr sichergehen.“
Sie verbargen sich schnell in das Strauchwerk. Die leisen Schritte kamen immer näher. Die Versteckten erkannten bald die Gestalt, vermochten aber die Gesichtszüge nicht zu unterscheiden.
„Pst!“ machte dieselbe.
Natürlich wurde keine Antwort gegeben.
„Hermann Wallert Effendi!“
Da dieser Name genannt wurde, wußten sie, daß ihr Verbündeter da sei, und kamen jetzt hervor.
„Um Allahs willen!“ meinte der Vertraute Zykymas erschrocken, als er drei Personen erblickte. „Wer ist das?“
„Wir sind es“, antwortete Wallert. „Fürchte dich nicht.“
„Drei Leute! Du solltest doch allein kommen!“
„Ich habe die Freunde mitgebracht, damit sie für meine Sicherheit wachen sollen.“
„Das werde ich schon tun. Einer allein ist viel sicherer, als drei es sind. Schicke sie wieder fort!“
„Das geht nicht. Nun sie einmal im Garten sind, mögen sie auch bleiben. Wann wird die Herrin kommen?“
„Zykyma sendet mich, um nachzusehen, ob du hier bist. Sie wird kommen, sobald sie erfährt, daß du dich bereits eingestellt hast. Wie seid ihr in den Garten gekommen?“
„Durch das Eingangstor.“
„Dazu gehört doch der Schlüssel!“
„Wir sind Franken. Hast du noch nicht gehört, daß die Franken die Kunst kennen, jedes Schloß zu öffnen?“
Wallert wollte ihm nicht mitteilen, in welcher Weise sie gestern in den Besitz des Schlüssels gelangt waren.
„Werdet ihr auch wieder durch das Tor hinausgehen?“
„Ja; sorge dich nicht um uns und hole Zykyma!“
„Ich muß mich sehr wohl sorgen. Es scheint nämlich nicht alles in Ordnung zu sein. Der Herr ist da.“
„Ah! Ibrahim Pascha?“
„Ja. Und er hat den Derwisch mit. Wenn dieser sich hier befindet, gibt es stets etwas, worüber man sich nicht freuen kann. Sie kamen bereits am Nachmittag.“
„Was wollen sie? Was tun sie?“
„Was sie wollen, weiß ich nicht. Sie tun sehr geheimnisvoll; ich habe nichts sehen und auch nichts erfahren können; aber es scheint, daß sie einpacken, geradeso, als ob sie verreisen wollten.“
„Man wird doch nicht Zykyma mitnehmen?“
„Das glaube ich nicht. Ich habe den Harem ohne Aufenthalt umschlichen und nicht bemerkt, daß von dem Eigentum der Frauen etwas mit eingepackt worden ist.“
„In welchem Gemach wohnt sie?“
„In demjenigen, dessen Gitter ihr dort erleuchtet sehen könnt.“
„Dachte es mir! Wie aber kommt sie herab?“
„Da vorn an der Mauer liegt eine Leiter, die der Aufseher des Gartens gebraucht, wenn er die Bäume beschneidet. Ich lege sie an, und Zykyma wird an ihr herabsteigen.“
„Aber wenn zufällig jemand kommt und sie bemerkt!“
„Ich stehe vorn im Hof Wache und werde alles Auffällige sogleich melden. Aber diese beiden Effendi hier sind nicht von Zykyma bestellt. Sie dürfen nicht hier bleiben, wenn sie kommt!“
„Nein, sie werden gehen. Ich habe dir ja gesagt, daß sie Wache halten sollen.“
„So mögen sie sich in acht nehmen, daß ihnen nicht selbst ein Unglück geschieht. Allah sei mit euch!“
„Warte! Hier hast du etwas! Wenn uns nichts zustößt, wirst du noch mehr bekommen.“
Wallert wollte dem Boten Zykymas ein Geschenk geben, aber der Lord hielt ihn zurück und sagte:
„Halt, Mister Wallert! Was das betrifft, so ist es meine Sache. Es handelt sich um eine Entführung aus dem Serail, und die bezahle ich. Wieviel wollten Sie denn diesem Kerlchen geben?“
„Ich habe zwei Goldstücke da.“
„Werde ihm fünf geben, einstweilen. Später natürlich
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