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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ebenso. Falls wir entdeckt werden, brauchen wir es nun nicht sogleich zu einem Kampf oder Blutvergießen kommen zu lassen.“
    „Warum nicht? Es sollte mich nur freuen, wenn ich einigen von diesen Muselmännern ein paar Revolverkugeln geben könnte!“
    „Das ist allerdings sehr tapfer gedacht, keineswegs aber menschlich und klug. Menschenblut ist ein kostbarer Saft, den man nicht ohne die allergrößte Notwendigkeit vergießen soll, und für uns ist es weit vorteilhafter, im stillen verschwinden zu können.“
    „Gebe ich zu. Meinen Sie etwa, daß wir uns auf diesen Baum verstecken sollen?“
    „O nein! Man würde uns dort trotz der Dunkelheit wohl bemerken. Nein, auf die Mauer müssen wir gegebenen Falles retirieren.“
    „Pfui Teufel! Auf so einem Ast hinüberrutschen?“
    „Allerdings. Drüben würden wir dann so lange Zeit liegen bleiben, bis die Gefahr vorüber ist.“
    „Sehr gut! Aber hätte ich das gewußt, so hätte ich ein Unterbett und einige Kopfkissen mitgenommen. Doch gut! Ich werde also einmal hinaufklettern.“
    Mit diesen Worten umspannte der Lord mit seinen langen Armen den Baum und wollte sofort hinauf. Normann aber hielt ihn zurück.
    „Bitte, Mylord, wollen Sie das nicht mir überlassen?“
    „Warum?“
    „Ich weiß nicht, ob Sie gut klettern.“
    „Und ich weiß ebensowenig ob Sie es können. Nein, ich bin der Längste und ich klettere hinauf.“
    Damit holte er aus und tat einen gewaltigen Sprung empor. Er erfaßte den Stamm mit den Armen, schlang die Beine um denselben und – husch, husch, ging es empor! Bald hatte er einen der betreffenden Äste erreicht, legte sich lang darauf und schob sich hinüber nach der Mauer. Das ging alles so schnell und sicher, als hätte der Lord zeit seines Lebens nichts anderes getan, als Vogelnester ausgenommen. Drüben angekommen, glitt er von dem Ast auf die Mauer und begann dieselbe zu untersuchen.
    „Der Kerl ist wirklich gewandt!“ bemerkte Normann.
    „Gewandter als ich es ihm zugetraut habe. Da kommt er bereits wieder.“
    Die Freunde sahen in der Tat, daß der Lord sich wieder auf den Ast legte, sich nach dem Stamm zurückschob, diesen erreichte und dann mit den Beinen herabglitt, während er mit beiden Händen den Ast noch festhielt. In dieser Stellung blieb er jedoch so lange Zeit hängen, daß es schließlich auffällig wurde.
    „Na, kommen Sie doch!“ raunte ihm Normann ungeduldig zu.
    „Ja, ich möchte wohl!“ antwortete er lachend.
    „Warum also kommen Sie nicht?“
    „Ich hänge!“
    „Das sehen wir allerdings. Aber eben hängenbleiben sollen Sie nicht!“
    „Kann ich anders? Da ist ein kleiner Aststummel, an dem ich mit der Uhrkette festgeraten bin.“
    „So halten Sie sich mit der einen Hand fest, während Sie mit der andern die Kette lösen.“
    „Schön! Will sehen!“
    Die Freunde hörten ihn ächzen, und er baumelte eine ganze Weile hin und her.
    „Ziehen Sie sich doch wieder ganz hinauf!“ riet Wallert.
    „Gut, ja! Eins, zwei und drei! Alle Teufel! Oh! Oh!“
    Im nächsten Moment kam er herabgesaust und lag auf der Erde, Arme und Beine weit von sich streckend.
    „Himmel! Haben Sie sich Schaden getan?“ fragte Normann besorgt, neben ihm niederkniend.
    „Sapperlot! Ich hoffe doch nicht!“
    „Können Sie aufstehen?“
    „Will es versuchen! Ja, es geht.“
    „Fühlen Sie einen Schmerz? Mein Gott! Wenn Sie sich irgend etwas gebrochen hätten!“
    „Na, Schmerzen habe ich gerade nicht. Und wenn ich etwas gebrochen hätte, so könnte es doch nur ein Knochen sein, und daraus mache ich mir nicht viel.“
    „Oho! Ein Knochenbruch hat nicht wenig zu bedeuten, zumal in unserer augenblicklichen Lage!“
    „Bei mir weniger. Meine Knochen sind nämlich alle numeriert und eingeschrieben. Verlieren kann ich also keine, ohne daß ich es später merke.“
    „Sie können scherzen? Das beruhigt mich.“
    „Oh, ich bin selbst auch ganz ruhig; nur der Kopf brummt mir ein wenig; das ist alles!“
    „Wie haben Sie die Mauer gefunden?“
    „Sehr geeignet für unsere Zwecke. Sie ist oben mit Platten belegt, die über drei Fuß breit sind, so daß wir uns also ganz gut darauflegen können, ohne von unten gesehen zu werden.“
    „Das ist gut! Gehen wir weiter!“ Sie erreichten nunmehr nach wenigen Schritten die Ecke. Dort gab es niedriges Gebüsch, dessen Spitzen nicht die Höhe der Mauer erreichten. Es gab auch Rasenstücke, zu einer Bank übereinander gehäuft, die ein sehr bequemes Ruheplätzchen boten. Die drei Männer

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