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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich nämlich nicht allein entführen.“
    „Nicht? Warum nicht? Soll ich etwa alle zwölf, von denen du sprachst, fortschaffen?“
    „Nein, denn neun davon sind bereits Frauen und auch alt.“
    „Da mögen sie bleiben, wo sie sind.“
    „Aber wir drei andern, wir Schwestern, wir haben uns lieb und uns gegenseitig zugeschworen, uns nicht zu verlassen. Wer nicht gleich alle drei nimmt, der bekommt gar keine.“
    „Verteufelt, verteufelt! Alle drei!“ schmunzelte der Lord. „Ihr seid ja die richtigen Wetterhexen!“
    „Nicht wahr, diese Bedingung ist schwierig, so schwierig, daß du nun von mir gar nichts mehr wissen willst?“
    „Was du denkst! Gerade diese Bedingung ist mir die allerliebste. Aber wie steht es mit der dritten Schwester? Ist sie jung?“
    „Sie ist die jüngste von uns.“
    „Und schön?“
    „Sie ist ebenso die schönste von uns.“
    „Gut, gut, ausgezeichnet! Also ich entführe euch alle drei.“
    „Gibst du uns dein Wort und deine Hand darauf?“
    „Ja. Hier ist Wort und Hand. Aber, Kinder, sagt mir nun auch, warum ihr euch überhaupt entführen lassen wollt. Eigentlich kommt mir eure Bereitwilligkeit doch ein bißchen verdächtig vor.“
    „Wie kannst du das sagen! Der erste und eigentliche Grund ist der, daß wir dich lieben.“
    „Das geht, das lasse ich gelten. Weiter!“
    „Zweitens ist unser Vater ein Tyrann.“
    „Der Esel!“
    „Er gibt uns zu wenig zu essen.“
    „Na, sehr verhungert seht ihr nicht aus!“
    „Nichts zu trinken!“
    „Und doch trinkt ihr das Wasser der Liebe!“
    „Heimlich, ganz heimlich nur!“
    „Ach so!“
    „Und drittens können wir uns mit seinen Weibern nicht vertragen. Sie sind alt und zänkisch und klatschsüchtig. Sie hassen uns, weil wir jung und hübsch sind. Darum tun sie uns so viel Ärger an, wie ihnen nur irgend möglich ist.“
    „Gut! Also fort von den alten Nachthauben!“
    „Und endlich gefällt es uns nicht, daß wir den Bei von Tunis heiraten sollen.“
    „Wie? Das gefällt euch nicht? Tausend andere würden sich danach sehnen. Er ist ja der Reichste, Größte und Vornehmste im ganzen Land.“
    „Ja, bis heute waren wir damit ganz einverstanden. Nun aber sind wir es nicht mehr.“
    „Warum nicht mehr?“
    „Weil wir dich gesehen haben.“
    „Macht keine Faxen!“
    „Wir lieben dich.“
    „Ist das wahr, he, wie?“
    „Wir haben es dir ja bereits zugeschworen.“
    „Das ist für mich sehr erfreulich. Aber, Kinder, sagt mir doch zunächst einmal eure Namen. Ich weiß ja gar nicht, wie ich euch nennen und rufen soll.“
    „Das dürfen wir nicht.“
    „Ah, warum denn nicht?“
    „Es ist uns verboten.“
    „Unsinn! Euch Weibern ist vieles verboten, was ihr dennoch tut. Ja, ihr tut es gewöhnlich nur deshalb, weil es eben verboten ist.“
    „Nenne uns lieber so, wie du willst.“
    „Das ist romantisch, und darum gefällt es mir. Also will ich darauf eingehen und euch die Namen geben. Da ich so zwischen euch sitze und mir dabei vorkomme wie der Erzvater Jakob, der ja auch zwei Schwestern mit sich in die Heimat nahm, so sollt ihr wie diese beiden Schwestern heißen, du rechts Rahel und du links Lea. Seid ihr damit einverstanden!“
    „Ja“, antworteten beide unter einem herzlichen Lachen.
    Der Lord ahnte nicht, daß er gerade ihre richtigen, eigentlichen Namen getroffen hatte. Sie waren nämlich Jüdinnen, was sie ihm aber nicht verraten wollten.
    „Schön!“ fuhr er fort. „Nun laßt uns also einmal recht ernsthaft von unserem Vorhaben sprechen. Habt ihr vielleicht die Ansicht, daß ich euch ganz mit mir nehmen soll?“
    „Ja, natürlich.“
    „Um euch dann zu heiraten?“
    „Nun, etwa nicht?“
    „Kinder, das geht nicht. Ich darf als Christ keine Türkin heiraten, und zwei darf ich vollends gar nicht heiraten. Das wäre eine schöne Geschichte. Also merkt wohl auf: Entführen will ich euch recht gern und mit dem größten Vergnügen, heiraten aber kann ich euch nicht.“
    „Das schadet nichts.“
    „Wie?“ fragte er erstaunt. „Das schadet nichts?“
    „Nein, gar nichts.“
    „Aber, Kinder, das ist doch wunderbar! Ich denke, daß ihr vor Entsetzen ganz außer euch geraten werdet, und nun sagt ihr in aller Ruhe, daß es nichts schadet!“
    „Was soll denn schaden?“
    „Wenn ich euch nicht heirate? Hm!“
    „Es gibt doch andere, viele andere!“
    „Donnerwetter!“ platzte er heraus.
    „Ist das nicht wahr?“
    „Ja, wahr ist es. Also ihr meint, daß ich euch entführen soll, damit andere euch

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