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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nein. Ich schwöre es dir bei Allah und seinem Propheten, daß ich dich liebe, obgleich mich noch kein Mann hat anrühren dürfen.“
    „Donnerwetter! Nicht übel! Ich bin dir auch gut.“
    „So komm und küsse mich!“
    Sie hielt ihm den Mund entgegen. Das kam ihm denn doch etwas spanisch vor.
    „Na, na, nicht gleich so hitzig Kind!“ sagte er abwehrend. „Es ist doch sonderbar. Man braucht einer nur zu sagen, daß man ihr gut ist, so will sie auch gleich geherzt, gedrückt, gequetscht und geküßt sein! So sind sie alle. Alle miteinander, in England ebenso wie in Tunis. Kind, laß mich jetzt damit noch in Ruhe, und sag mir lieber, wohin ich mich setzen soll. Du siehst ja, daß ich hier nicht stehen kann. Ich stoße sonst mit dem Kopf die Decke und das ganze Haus ein.“
    „Wohin du dich setzen sollst? Welche Frage! Natürlich zwischen uns, hier auf den Teppich.“
    „Dorthin? Na, Kinder, solch ein orientalisches Sitzen bin ich eigentlich nicht gewöhnt, aber ich will es euch zu Gefallen tun, wenn ihr mir etwas versprecht.“
    „Und das wäre?“
    „Ihr dürft es mir nicht gar zu heiß machen.“
    „Habe keine Sorge! Ich verlange nicht noch einmal, daß du mich küßt.“
    Das klang schmollend, fast beleidigt. Er beeilte sich daher, zu antworten:
    „Na, na, nur nicht alles gleich übelnehmen! Wenn du gern einen Schmatz haben willst, so sollst du einen bekommen, aber das darf doch nicht gleich losgehen, wie ein Schnellfeuer bei einem Reiterangriff.“
    Hierauf legte er Hut, Regenschirm und Fernrohr ab und setzte sich auf den Teppich, nahe an seine zweite Bekanntschaft heran, damit die erste auch noch Platz finden möge. Diese aber machte noch keine Miene, sich zu setzen. Sie blickte erst noch einmal zur Tür hinaus, dann sagte sie:
    „Weißt du, daß es hier in Tunis Sitte ist, einen lieben Gast zu bewillkommnen?“
    „Das ist überall Sitte, und ihr habt es ja auch schon getan.“
    „Ganz noch nicht. Den Willkommentrunk haben wir dir noch nicht gereicht.“
    „Ach so! Einen Trunk! Was gibt es denn?“
    „Wasser der Liebe.“
    „Donnerwetter! Das habe ich noch nicht getrunken. Wo habt ihr es denn?“
    „Dort in den Flaschen. Willst du eine haben, damit wir mit dir trinken dürfen?“
    „Ja, freilich.“
    „Aber der Besitzer dieser Hütte ist arm, er darf dieses Wasser der Liebe nicht umsonst geben.“
    „Ach so! Ich soll einen Willkommenstrunk erhalten und ihn auch bezahlen. Gern. Was kostet dieses Liebeswasser?“
    „Zehn Franken. Ist es dir zuviel?“
    „Das kann ich natürlich noch nicht sagen, da ich nicht weiß, wie es schmeckt und was es wert ist. Aber euch zu gefallen ist es mir auf keinen Fall zuviel.“
    „So bezahle.“
    „Ah! Gleich?“
    „Ja.“
    „Also Kredit bis zum Fortgehen gibt es nicht? Gut, hier ist das Geld, kleine Hexe.“
    Damit gab er ihr die zehn Franken, und sie brachte nun eine der Flaschen nebst dem Glas, füllte dieses und bot es ihm.
    „Hier, trink! Allah erhalte dich recht lange unserer Liebe!“
    „Trinke nur du vorher.“
    Da setzte sie an und leerte das Glas in einem Zug.
    „Nicht übel!“ sagte er erstaunt. „Du hast einen sehr guten Zug, fast so wie mein Steuermann. Gib deiner Schwester nun auch.“
    „Nein, erst kommst du. Du bist der Gast.“
    „Na, so gib her.“
    Doch vorsichtig führte er das wieder gefüllte Glas zunächst an sein kleines Stumpfnäschen. Seine Augen zogen sich dabei zusammen, es kam ihm in diesem Moment wirklich an, als ob er niesen müsse. Doch setzte er dann das Glas entschlossen an und tat einen raschen Zug. Die Folge davon war ein ganz und gar unbeschreibliches Gesicht. Kaum war nämlich der Schluck hinab, so schüttelte es ihn am ganzen Körper, er begann in einem Atem zu husten und zu niesen, und es folgte ein Ausbruch, den man geradezu vulkanisch hätte nennen können. Während ihm das Wasser in hellen Strömen über die Wangen lief, lachten natürlich die beiden Mädchen herzlich über diese Wirkung ihres Willkommens.
    „Was habt ihr zu – abzieeh! – zu lachen, ihr Kobolde!“ zürnte er. „Dieses verteufelte – abzieeh! – verteufelte Zeug brennt ja – abzieeh! – wie die Hölle! Und das nennt – abzieeh! – das nennt ihr ein Willkommen? Woraus ist denn dieser Trank gemacht?“
    „Aus Spiritus.“
    „Ja, das merke ich! Und aus was für welchem. Herrgott! Aber was ist noch drin in dem Spiritus?“
    „Apfelsinenschalen, Koloquinten und Knoblauch.“
    „Koloqu – und Knobl – Donnerwetter, seid

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