Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
dafür.“
    „Warum?“
    „Die Holzwände sind so dünn, daß man sich gegenseitig sicherlich hört und stört.“
    „Das ist richtig. Aber vielleicht gewinnen Sie Veranlassung, mir dieses kleine hinterlistige Arrangement zu verzeihen. Ich will Ihnen da ein Geheimnis mitteilen. In der Zwischenwand befinden sich mehrere viereckige Fächer, die um ein kleines Mittelfach gruppiert sind. Dieses letztere hat auf Ihrer Seite einen hölzernen Knopf und läßt sich nach links verschieben.“
    „Herr, führe uns nicht in Versuchung!“
    „Nun, ich will Sie damit nicht in Versuchung führen, aber prinzliche Durchlaucht, Ihr gnädiger Herr, hat Sie mir auf die Seele gebunden, und da dachte ich, Ihnen eine kleine Abwechslung in dem Einerlei der Seefahrt zu bieten.“
    „Sehr verbunden! Doch bin ich überzeugt, daß ich von dem Schieber keinen Gebrauch machen werde.“
    „Warum nicht?“
    „Ein Ehrenmann tut so etwas nicht!“
    „Sehr gut gesagt und gedacht! Ich habe Ihnen keineswegs etwas Ehrenwidriges zugetraut, sondern es nur für meine Pflicht gehalten, Sie auf den Schieber und auf Ihre Nachbarschaft aufmerksam zu machen.“
    Der Türke hatte inzwischen ein Kissen auf das Deck legen lassen und auf demselben Platz genommen. Er rauchte eine Wasserpfeife. Seine drei Diener lungerten in der Nähe herum. Das alte Weib hatte sich auf eine Rolle Taue gesetzt und starrte gedankenlos in die Luft. Später kam die Frau des Türken. Die Dienerin mußte auch ihr ein Kissen holen. So befanden sie sich alle auf dem freien Verdeck.
    Das benutzte der Sekretär, um in seine Kabine zu gehen. Er hatte bis jetzt gewartet, um die Türkin nicht zu inkommodieren. Sie mußte ihn ja hören. Er nahm sich vor, möglichst viel auf dem Deck zu sein. Es fiel ihm gar nicht ein, an eine Benutzung des Schiebers zu denken; aber als er den Knopf erblickte, ergriff er ihn doch und probierte, ob er wirklich zur Seite zu schieben sei. Es ging.
    Die Probe war gelungen; das war genug. Er warf jedoch keinen Blick durch die kleine Öffnung hinüber, sondern verschloß sie wieder und legte sich in seine Hängematte, indem er ein Buch nahm, um zu lesen.
    Die Lektüre war nicht anstrengend. Er konnte lesen, ohne viel denken zu müssen, und endlich fielen ihm die Augen zu – er war eingeschlafen.
    Als er erwachte, vermochte er nicht zu sagen, wie lange er geschlafen hatte. Er wäre wohl gar nicht aufgewacht, wenn er nicht durch ein drüben in der Nachbarkabine geführtes Gespräch aufgeweckt worden wäre. Er vernahm eine männliche und eine weibliche Stimme, und da die Zwischenwand sehr schwach war, so konnte er jedes Wort verstehen. Noch am Beginn des Gespräches, das er belauschte, ging er mit sich zu Rate, ob er sich wohl entfernen solle oder nicht. Diskret war es jedenfalls nicht, wenn er liegenblieb. Stand er aber auf, so hörte man ihn vielleicht, und dann war das Übel ärger als vorher. Bald aber nahm das Gespräch einen solchen Verlauf, daß er zu bleiben beschloß.
    Zu seinem allergrößten Erstaunen wurde die Unterhaltung in französischer Sprache geführt, die von der Frau viel besser gesprochen wurde, als von dem Mann. Die ersten Worte, die er hörte, sprach letzterer:
    „Wer hat dir erlaubt, hier zu wohnen?“
    „Der Kapitän.“
    „Auf wessen Vollmacht hin?“
    „Auf die meinige.“
    „So hast du ihn um diese Kabine gebeten?“
    „Ja.“
    „Das ist stark! Was muß der Mann denken!“
    „Er wird denken, daß ich allein sein will.“
    „Ich habe dich für meine Frau ausgegeben.“
    „Das ist nicht mein Fehler, sondern der Ihrige. Das Wort Schwester würde eine ebensogute Erklärung bilden.“
    „Ist aber nicht nach meinem Geschmack.“
    „Und die Frau nicht nach dem meinigen.“
    „Ich glaube, daß es hier weit mehr auf meinen Geschmack ankommt, als auf den deinigen. Ich werde also dem Kapitän befehlen, dich hier auszuquartieren.“
    „In diesem Fall werde ich nicht gehorchen.“
    „Oho!“
    „Ganz gewiß! Ich bin leider gezwungen, Ihre Sklavin zu sein. Mehr dürfen Sie nicht verlangen. Sobald Sie mich aber für Ihre Frau ausgeben, hört meine erzwungene Fügsamkeit auf. Sie haben das bisher noch nicht getan. Jetzt versuchen Sie es zum ersten Mal. Ich hoffe, daß es zugleich das letztemal ist.“
    „Welch eine Sprache! So spricht entweder eine Königin, oder eine Theatermamsell, die eine Fürstin darzustellen hat. Aus deinem Mund aber ist dieser Ton die reine Lächerlichkeit. Spukt dir deine dumme Liebschaft noch im Kopf,

Weitere Kostenlose Bücher