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49 Stunden

49 Stunden

Titel: 49 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McLean
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sie aufwachte, bevor sie da waren und anfing zu heulen? Oder ihn womöglich anfiel vor lauter Panik? Nee, damit könnte er nicht umgehen. Es war schon das Beste so. Man sah ja, wie schnell sie wieder wach war.
    Ein paar Minuten später waren sie bei Marge. Sie war alleinerziehend mit sechs Kindern, die beiden Großen, Shawn und Steve hatte man ihr weggenommen und in Jugendheimen untergebracht, weil sie zu viel Scheiße gebaut hatten. Übrig geblieben waren noch Josh, 11, Tamara, 9, Kenny, 6 und die kleine Angel, 2. Alle von verschiedenen Vätern, bei einigen war er sich nicht sicher, ob Marge selbst überhaupt wusste, wer der Erzeuger war.
    Noch im Wagen rief er jemanden an, der jemanden kannte, der für ein paar Dollar für jede Schandtat bereit war. Er hatte dem einen jemanden einen Brief gegeben, den er jetzt dem anderen jemanden übergeben sollte, der ihn bei Mary Walters abzugeben hatte. Der nächste und entscheidende Schritt.
Er konnte nur hoffen, dass die liebe Mary keine Dummheiten machte.
    Er stieg aus dem Auto und marschierte ins Haus, wo er die Kinder begrüßte und ihnen wie immer Bonbons gab, die er mitgebracht hatte. Dann stellte er sich neben Marge an die Küchentheke, wo sie gerade das Abendessen zubereitete: Hot Dogs mit den billigen Würstchen aus dem Supermarkt.
    Er erklärte ihr ruhig die Situation und sie schrie auf: ››Ist das etwa dein Ernst?‹‹
    ›› Pssst!‹‹, sagte er und zeigte zu Kenny, der am Küchentisch drei Meter entfernt saß und Hausaufgaben machte. ››Nicht so laut, Marge!‹‹
    ›› Schon gut, schon gut‹‹, sagte sie mit gesenkter Stimme. ››Du willst allen Ernstes, dass ich dir bei deiner Entführung helfe? Und dann auch noch die Tochter einer hohen Staatsbeamtin? Dafür können wir beide mächtig Ärger bekommen!‹‹
    ›› Das weiß ich selbst, ich sehe aber keine andere Möglichkeit. Denkst du, mir macht das alles Spaß? Ich hab ein kleines, verängstigtes Kind in meinem Kofferraum, verdammt!‹‹
    ›› Ach, und ich soll sie wieder besänftigen, oder wie sehe ich das? Scheiße, in was hat Harry dich da nur wieder reingezogen?‹‹
    Carlo dachte an das Telefongespräch zurück, das Harry aus dem Knast geführt hatte. ››Fang den kleinen Vogel ein und sperr ihn so lange in einen Käfig, bis der große Adler aus seinem Käfig frei ist.‹‹
››Großer Adler‹‹, damit meinte Harry sich selbst, er sah sich selbst gern als den König der Lüfte an, regierend über alle anderen.
    ›› Was soll ich denn machen, Marge? Wenn ich es nicht tue, sperren sie Harry für immer weg.‹‹
    ›› Vielleicht wäre das das Beste für alle Beteiligten. Du hättest endlich deine Freiheit wieder und könntest anfangen, ein guter Mensch zu werden. Und ich hätte auch endlich meine Ruhe. Ich hab hier auch meine Kinder, Carlo, die ziehst du ständig da mit rein, ist dir das eigentlich klar? Dass du sie damit in Gefahr bringst?‹‹
    ›› Ich weiß, ich weiß, und es tut mir leid. Aber ich kann Harry jetzt nicht hängenlassen. Er verlässt sich auf mich. Und ich bin ihm was schuldig.‹‹
    ›› Glaubst du nicht, du hast deine Schuld allmählich mal beglichen?‹‹
    ›› Das werde ich erst, wenn ich im Grab neben ihm liege‹‹, antwortete Carlo. Er war ein Ehrenmann, und er würde jetzt nicht anfangen, Harry im Stich zu lassen.
    ***
    Mary war wie in Trance zur Straße gelaufen und hatte sich ein Taxi herbei gewinkt. Ohne groß zu überlegen, hatte sie dem Fahrer ihre Adresse gesagt.
Nun saß sie im Taxi, genau wie einige Stunden zuvor, nur diesmal ohne ihre Tochter. Sie wusste selbst nicht, warum sie die Anweisungen auf dem Zettel so einfach befolgte, warum sie nicht weiter nach Katie gesucht hatte, die Polizei nicht gerufen hatte, wo sie doch immer der Ansicht gewesen war, man sollte in solch einer Situation sofort die Gesetzeshüter einschalten. Sie war doch selbst eine von ihnen, eine, die dem Bösen keine Chance gab.
    Wahrscheinlich war es, weil sie es insgeheim besser wusste. Wer auch immer das gewesen war, wer auch immer ihr Kind entführt hatte – wer ohne Skrupel irgendein Kind in so etwas mit hineinzog, noch dazu das Kind eines Staatsbeamten, mit denen war nicht zu spaßen. Mary wusste ganz genau, dass sie den Anforderungen haargenau folgen musste, oder sie würde ihre Katie nie wiedersehen.
    ***
    Sie stand vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und versuchte bereits zum fünften Mal, sich die Haare hochzustecken. Doch sie wollten einfach nicht so,

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