49 Stunden
meiner Zeit hier. Aber sie haben das vor Gericht geklärt, und natürlich hat Mary das alleinige Sorgerecht und er nur feste Besuchszeiten bekommen. Das hat ihm wohl nicht gereicht, er war auch ziemlich verärgert und in letzter Zeit schien er sich überhaupt nicht mehr zu kümmern. Zumindest hat er sich lange nicht blicken lassen. Aber vielleicht ist er wieder auf der Bildfläche erschienen, das würde so einiges erklären. Ich werde Mary nachher noch mal genauer befragen, schließlich geht mich Katie auch etwas an.‹‹
›› Das solltest du tun, aber könntest du vielleicht jetzt erst mal aufhören, darüber nachzudenken und den Abend mit mir genießen?‹‹
›› Ja, ich will es versuchen. Lass uns einfach nur Spaß haben, ja?‹‹ Sie wollte sich keine vielleicht unnötigen Sorgen machen.
Der Fahrstuhl war endlich oben angekommen und die Türen öffneten sich. Dennis nahm Susis Hand. Als sie in den Fahrstuhl stiegen, kam ein Bote ihnen entgegen. Er rempelte Susi an, woraufhin Dennis ihn bepöbelte: ››Hey, Mann, pass doch auf!‹‹
Der Kurier drehte sich um und wollte wohl schon zurückschimpfen, überlegte es sich jedoch anders. ››Entschuldigung.‹‹
›› Schon gut‹‹, erwiderte Susi und drückte den Lobby-Knopf im Fahrstuhl. Die Türen schlossen sich und sie fuhren hinunter.
***
Vor genau zwei Minuten und achtundvierzig Sekunden hatte das Telefon geklingelt. Es war der Pförtner gewesen, der Mary gesagt hatte, dass unten ein Bote mit einem Brief für sie wäre. Er fragte, ob er ihn für sie annehmen oder den Boten zu ihr raufschicken sollte.
›› Schicken Sie ihn rauf!‹‹, hatte sie geantwortet und sich neben die Tür gestellt.
Erst hatte sie überlegt, ob sie sich eins der scharfen Küchenmesser zum Schutz holen sollte, doch dann war ihr klar geworden, dass der Entführer sicher nicht selbst kommen würde, sondern wirklich nur irgendeinen kleinen Boten schickte. Außerdem wollte er irgendetwas von ihr, auch wenn sie noch nicht wusste, was es war, da würde er ihr ja wohl nichts tun. Das Schlimmste hatte er ihr eh schon angetan, er hatte ihr ihre Tochter genommen.
Sie sah durch den Spion Susi und Dennis noch immer vor dem Fahrstuhl stehen und betete, dass sie weg sein würden, wenn der Bote kam. Dann sah sie sie in den Fahrstuhl steigen und atmete auf. Kurz darauf sah sie einen jungen Mann auf ihre Tür zukommen. Sie ließ ihn klingeln und öffnete die Tür einen Spalt, wobei sie so ruhig und stark herüberkommen wollte wie möglich.
Erwartungsvoll sah sie den etwa zwanzigjährigen Mann mit schwarzem Zopf und Lederjacke an. Er überreichte ihr ohne ein Wort den Umschlag, drehte sich wieder um und ging davon.
›› Hey, warten Sie! Geht es ihr gut?‹‹, rief sie ihm hinterher, doch er schien sie gar nicht zu hören.
Mary machte die Tür zu und sackte von innen an ihr herunter. Dann öffnete sie den Umschlag, obwohl sie schreckliche Angst vor dem hatte, was drin war.
Es war wieder ein Zettel.
Richterin Walters,
Ihrer Kleinen geht es gut. Sie werden sie am Montag wiederbekommen, wenn Sie unsere Anweisungen genau befolgen.
1. Sie werden weder der Polizei noch irgendwem im Gericht (besonders Staatsanwalt Bradley) ein Sterbenswörtchen sagen. Niemand darf von unserem kleinen Geheimnis erfahren.
2. Sie werden so tun, als sei alles normal, denken Sie sich eine nette kleine Geschichte aus.
3. Sie werden am Montagmorgen im Fall Harry Castello den Angeklagten auf Kaution freilassen. Ohne wenn und aber! Wie Sie das machen, bleibt Ihnen überlassen, Hauptsache, er ist am Ende des Tages ein freier Mann.
4. Sie werden alle Ihnen zukommenden Anweisungen sofort nach dem Lesen zerstören!
Wenn Sie diesen Punkten folgen, ohne dass Probleme aufkommen, werden wir Ihnen Katie am Montagabend übergeben, gesund und munter. Wenn nicht … sehen Sie Ihre Kleine nie wieder.
Weitere Anweisungen werden folgen!
XXX
***
Er hatte es geschafft. Es war tatsächlich alles glatt gegangen. Die Kleine war sicher untergebracht, ohne einen sichtlichen Schaden vom Chloroform davongetragen zu haben. Der ››Kurier‹‹ hatte Richterin Walters den Brief übergeben, und dabei schien es nach Aussage des Jungen so, als sei sie unter Schock gewesen. Er sagte, er glaube nicht, dass sie die Polizei eingeschaltet hatte – und er kannte sich weiß Gott aus.
Tamara hatte Katie gleich unter ihre Fittiche genommen und war mit ihr nach oben ins Kinderzimmer gegangen. Ihren Beluga gab die Kleine nicht aus der Hand,
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