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49 Stunden

49 Stunden

Titel: 49 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McLean
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wie sie es wollte, also gab sie es auf und machte sich stattdessen einen einfachen Pferdeschwanz.
    Wozu gebe ich mir überhaupt die Mühe, fragte Susi sich, der Typ will doch mit mir ins Kino, da ist es eh dunkel.
Sie hörte, wie die Tür aufging und stand auf, um Katie und Mary zu begrüßen. Doch als sie um die Ecke in den Flur bog, stellte sie fest, dass Mary allein war.
    ›› Guten Abend, Mary‹‹, sagte sie. ››Wo ist denn Katie?‹‹
    Mary sah sie merkwürdig an. Sie sah ziemlich fertig aus und irgendwie abwesend, so, als wäre sie in Gedanken gar nicht da.
Wahrscheinlich hat sie schon wieder einen wichtigen Fall im Kopf, dachte Susi.
    ›› Oh, äh … Katie. Ach ja, Katie. Sie ist … sie ist bei einer Freundin.‹‹
    ›› Bei einer Freundin?‹‹, fragte sie.
    ›› Ja, genau, wir haben im Aquarium eine Klassenkameradin von ihr getroffen und sie ist mit zu ihr gefahren. Sie wird dort übernachten.‹‹
    ›› Oh‹‹, sagte Susi. ››Welche Freundin ist es?‹‹ Sie kannte natürlich all ihre Klassenkameradinnen.
    ›› Ähm … ich muss erst mal dringend auf die Toilette‹‹, sagte Mary und lief ins Bad.
    ***
    Schnell hatte sie sich ins Bad verzogen und die Tür verschlossen. Dort setzte sie sich auf den Toilettendeckel und schlug die Hände vors Gesicht.
    Was hätte sie Susi denn sagen sollen? Sie wusste anscheinend von nichts, die Kidnapper hatten sich wohl noch nicht gemeldet. Sie hatten geschrieben: Kein Wort zu niemandem! Also würde sie Stillschweigen bewahren. Sie würde tun, was auch immer die verlangten, wenn sie ihr nur ihre kleine Katie wiederbrachten.
    Was sollte sie denn jetzt nur tun? Wie würde es weitergehen?
Mary sah auf ihre goldene Armbanduhr. Sie zeigte 17:43 an. Kaum zu glauben, dass noch nicht einmal eine Stunde vergangen war. Um kurz vor fünf hatte sie Katie auf der Bank zurückgelassen und war noch einmal ins Aquarium gelaufen, um den Becher für Susi zu kaufen … der Becher!!! Sie hatte ihn im Taxi vergessen.
    Der verdammte Becher! Nur wegen ihm hatte sie Katie allein gelassen. Wie konnte sie das nur tun? Welche Mutter ließ ihr Kind ganz allein in einem Park sitzen? In einer Stadt wie Chicago? Sie wusste, dass Selbstvorwürfe alles nur noch schlimmer machen würden. Sie traf ja keine Schuld, wer hätte schon so etwas ahnen können? Sie hatte Katie nicht einmal zehn Minuten aus den Augen gelassen. Die Täter hatten das schamlos ausgenutzt, sie mussten sie schon länger beobachtet haben.
    Wer waren die nur? Wem könnte es etwas nützen, die Tochter der Richterin zu entführen? Wer könnte auf diese Weise etwas von ihr erpressen wollen? Oder sich an ihr rächen wollen?
Sie überlegte hin und her, sie hatte allein in dieser Woche zig Fälle bearbeitet, in den letzten Jahren ein paar tausende. Da war es unmöglich, auch nur ein bisschen Klarheit in die Sache zu bringen, vor allem wenn man partout keinen klaren Kopf bekommen wollte.
    Es klingelte. Mary sah erneut auf die Uhr. 18:11.
Wo war die letzte halbe Stunde geblieben? Sie hatte auf der Toilette gesessen und verzweifelt nachgedacht. Sie stand nun auf, sah kurz in den Spiegel und bemerkte die verwischte Schminke. Sie musste unbewusst geweint haben, dabei weinte sie nie. Sie war aber auch noch nie in solch einer Situation gewesen.
Schnell zog sie ein feuchtes Abschminktuch aus der Box und wischte sich die Augen sauber. Dann rannte sie aus dem Bad zur Wohnungstür, wo Susi bereits stand und mit jemandem sprach.
    ›› Wer ist das?‹‹, rief Mary lauter als gewollt.
    Susi drehte sich um und gab ihr Sicht auf den Besucher. Sie erkannte ihn als einen der Empfangsmitarbeiter aus der Lobby. Fragend sah sie Susi an.
    ›› Mary, das ist Dennis, du kennst ihn sicher, er ist Pförtner unten. Ich gehe heute Abend mit ihm aus. Wenn das okay ist, du siehst nämlich gar nicht gut aus. Ich könnte auch zuhause bleiben.‹‹
    Mary schüttelte schnell den Kopf. ››Nein, Unsinn, geh ruhig. Ich bin nur ein wenig müde. Ich sollte einfach mal früh schlafen gehen.‹‹
    ›› Das solltest du wirklich tun. Und arbeite nicht noch die halbe Nacht, du hast ein bisschen Schlaf dringend nötig‹‹, sagte Susi fürsorglich.
    ›› Ja, das habe ich.‹‹
Mary wartete, bis die beiden aus der Tür waren und brach dann schluchzend zusammen.
    ***
    Der Kofferraum wurde geöffnet und Katie öffnete ihre Augen, die sie zuvor fest zugekniffen hatte. Das helle Licht der Lampe, die von der Garagendecke baumelte, stach in den Augen.

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