5 1/2 Wochen
gebe ich meinem Hund per Handzeichen zu verstehen, sich zu verkrümeln. Der weiß mal wieder worauf es ankommt, pariert sofort und schenkt dem amüsierten Señor ebenfalls ein breites Lächeln. Zum guten Schluss mache ich noch den Reißverschluss mit einem bedeutenden Hinweis zu und singe fast zum krönenden Abschluss: „Dónde está el perro (wo ist der Hund)? Hm, señor, dónde está el perro?“ Kurze dramatische Pause und dann: „Se ve un perro pequeño (siehst du einen kleinen Hund)?“ Eigentlich erwarte ich jetzt stürmischen Applaus, aber mein Zuschauer reagiert, in dem er die Hundetasche und meinen Rucksack aufhebt und mich lachend in die Herberge führt.
Die Bilder sprechen eigentlich für sich, aber Sie sollen auch wissen, was mir durch den Kopf geht: „Dafür habe ich so gekämpft? Ich will hier nicht sein. Ich kann das nicht. El Acebo jedoch bleibt für heute unerreichbar. Ich muss dadurch! Wenn ich auch die ganze Nacht kein Auge zumache, hier bin ich zumindest in Sicherheit. Und nach dem ganzen Theater gibt es sowieso kein Zurück!“
Vier Pilger halten sich bereits hier drinnen auf. Sie sitzen auf einer Couch, die wahrscheinlich schon seit hundert Jahren hier steht. Sie haben es sich erstaunlicherweise richtig gemütlich gemacht. Eine Kerze - die einzige Lichtquelle in diesem Raum, Strom gibt es nicht - und ein Räucherstäbchen erzeugen eine wohlige Atmosphäre. Ein schmaler, hoher Ofen wurde angefeuert und hat diesen kleinen Raum wunderbar aufgeheizt. Die jungen Leute haben sich einen Tee gekocht und schlürfen ihn genüsslich aus den unterschiedlichsten Trinkgefäßen. Ich setze mich gerne mit in die gemütliche Runde. Sekunden später habe auch ich einen Tee in der Hand.
Ich erzähle ihnen, dass ich fast nicht hierbleiben durfte wegen meines Hundes. „Welcher Hund?“ Ich zeige auf die Tasche und sage: „Er darf nicht raus. Ist aber nicht schlimm! Er ist sowieso froh, dass er endlich schlafen kann.“ Sie bestehen darauf, einen Blick auf ihn zu werfen. Die Tasche wandert von einem Schoß auf den nächsten und Ruddi bekommt tausend Streicheleinheiten. Er bewegt sich keinen Millimeter - der alte Genießer.
Ach so, dafür habe ich gekämpft! Für die liebenswerten Jungs und Mädels, mit denen ich hier sitze. Alle sind aus voller Überzeugung hier. Sie sagen, es sei ein ganz außergewöhnlicher Ort mit ganz besonderen Menschen. „Du kommst auch noch dahinter, glaub es uns. Wer hier übernachten kann, hat ganz großes Glück, es gibt nur zehn Schlafplätze und die sind jeden Tag belegt.“ „Aber Warum? Was ist es denn?“ „Tomás“, sagen sie alle zusammen wie aus einem Munde. Er ist ein ganz besonderer Mensch. Er strahlt so viel Gelassenheit, Ruhe, Frieden, Glück, Gesundheit, Freude und Liebe aus, wie es sonst kaum jemand tut. Du wirst ihn gleich noch kennenlernen. Apropos, wir sollten so langsam mal zum Essen gehen.“
„Wo ist denn hier ein Bad oder eine Toilette?“ frage ich ahnungslos. Sie fangen an zu lachen: „Komm mit, ich zeig es Dir!“ Eine der Frauen überquert mit mir die Landstraße und zeigt auf etwas, was ich nicht beschreiben kann. Sehen Sie sich die Fotos an und staunen Sie.
Wortlos nähern wir uns dem Unikum. Ich brauche fast eine Leiter, um überhaupt ins „Bad“ hinein zu gelangen. Meine Beine sind zu kurz. Gott sei Dank bin ich ja nicht alleine und die Frau schiebt von hinten nach. Von außen kann man zwar nicht rein sehen, aber von innen habe ich freie Sicht nach draußen. Ausgerechnet jetzt bewegen sich einige ankommende Pilger auf diese Hütte zu und das wohl einzige Auto heute Abend kommt genau in diesem Moment mit eingeschalteten Scheinwerfern den Berg hochgefahren. Ich fühle mich wie auf einer Freilichtbühne.
Hilflos und entsetzt stehe ich hier mit breiten Beinen auf zwei Brettern über einem Loch, in dem sich irgendwas weißes, staubiges - vielleicht Kalk? - befindet. Das Zeug soll wohl das zusammenhalten, was die Pilger hier so loslassen. Es nützt nichts, ich muss dieses Klo benutzen. Es kostet mich unglaubliche Überwindung, die Hosen runterzulassen und meinen Hintern in die richtige Position zu bringen.
Nach dieser kurzen, dennoch knackigen Aktion steht für mich fest, dass sie einmalig für mich bleiben soll und ich ab sofort nichts mehr essen oder trinken werde. Die Portion Pommes von heute Mittag muss bis El Acebo reichen und am besten da bleiben, wo sie gerade ist. Fazit bis hierhin: Plumpsklo, kein fließendes Wasser, kein Strom. Jetzt
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