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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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zu sagen, dass du mich nie wieder ansprechen sollst? Ja, stimmt.«

    »Nein, das meine ich nicht«, sagte Paul mit einem schiefen Lächeln. »Sind das da nicht deine Schuhe?« Er zeigte auf meine Jimmy Choos. Fast wäre ich ohne sie aus dem Raum gestapft. Wenn Schwester Ernestine mich barfuß durch die Schule hätte laufen sehen, hätte sie sicher einen mittleren Herzanfall bekommen.
    »Oh.« Ich war wütend, weil Paul mir meinen theatralischen Abgang versaut hatte. »Ja.«
    Ich ging zu meinem Pult zurück und stopfte meine Füße in die unbequemen Treter.
    »Bevor du gehst, Aschenputtel …«, sagte Paul, immer noch lächelnd. »Vielleicht willst du das hier ja auch mitnehmen?« Damit hielt er mir meine Trigonometrie-Aufgaben hin. Ich sah mit einem Blick, dass er alle gelöst hatte – und wahrscheinlich auch noch absolut fehlerfrei.
    »Danke.« Ich nahm mein Heft und fühlte mich mit jeder Sekunde bescheuerter. Langsam fragte ich mich, warum ich bei jeder Begegnung mit diesem Typen so viel Gift und Galle spuckte. Ich meine, okay, er hatte versucht, mich – und Jesse – umzubringen. Zumindest dachte ich das. Aber er sagte ständig, das sei gar nicht wahr. Was, wenn ich mich wirklich irrte? Was, wenn Paul gar nicht das Ungeheuer war, für das ich ihn hielt? Was, wenn er …
    Wenn er genauso war wie ich?

    »Übrigens, dieser Craig …«, begann Paul.
    »Paul.« Ich ließ mich auf den Stuhl neben ihm fallen. Mrs Tarentino, die im Computerraum die Aufsicht hatte, durchbohrte mich fast mit ihrem Blick. Hier wurde es nicht gern gesehen, wenn man ständig aufstand und hin und her lief – außer man musste etwas aus dem Drucker holen.
    Aber nicht nur deswegen setzte ich mich wieder hin. Zugegeben, ich war neugierig, was Paul sagen wollte. Die Neugier war beinahe stärker als meine Angst.
    »Jetzt mal im Ernst«, sagte ich. »Danke für dein Angebot, aber ich brauche deine Hilfe nicht.«
    »Ich glaube doch«, widersprach Paul. »Was will dieser Craig eigentlich überhaupt?«
    »Was alle Geister wollen«, antwortete ich matt. »Wieder lebendig sein.«
    »Schon klar. Aber ich meine, was will er noch außer wieder lebendig sein?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Ich zuckte mit den Schultern. »Er ist sauer auf seinen Bruder, weil er denkt, der hätte sterben müssen, nicht er. Jesse meint …« Ich brach ab. Jesse war so ziemlich der letzte Mensch, über den ich mit Paul reden wollte.
    Aber Paul sah mich sowieso nur mit mildem Interesse an. »Was meint Jesse?«
    Tja, es war wohl zu spät, um Jesse aus der Nummer
rauszulassen. »Jesse meint, Craig wird versuchen, seinen Bruder umzubringen«, sagte ich seufzend. »Du weißt schon, aus Rache.«
    »Was ihm natürlich überhaupt nichts bringen würde«, sagte Paul, nicht im Mindesten überrascht. »Oh Mann, wann lernen die endlich mal was dazu? Wenn er versuchen würde, sein Bruder zu werden, das wäre was anderes.«
    »Sein Bruder werden?« Ich schaute ihn fragend an. »Was meinst du damit?«
    »Ach du weißt schon«, sagte Paul achselzuckend. »Seelenwanderung und so. Er könnte versuchen, den Körper seines Bruders zu übernehmen.«
    Das war jetzt doch ein bisschen zu viel für einen Dienstagvormittag. Dank dieses Mistkerls hatte ich sowieso schon eine ziemlich miese Nacht gehabt. Und jetzt noch diese Sachen aus seinem Mund… Ich war echt ziemlich durch den Wind. Und so behaupte ich mal, dass es nicht meine Schuld war, was als Nächstes passierte.
    »Den Körper seines Bruders übernehmen?!«, wiederholte ich, legte meine Bücher auf meinen Schoß und umklammerte die Armlehnen des Computersessels so heftig, dass ich mit den Fingernägeln die billige Schaumstoffpolsterung durchbohrte. »Wovon redest du da eigentlich?«
    Paul zog eine Augenbraue hoch. »Kennst du wohl
nicht, was? Ich frage mich echt, was der gute Pater dir überhaupt beigebracht hat. Viel scheint es ja nicht gewesen zu sein.«
    »Jetzt spuck’s schon aus«, drängte ich. »Was soll das, von wegen den Körper eines anderen übernehmen und so?«
    Paul lehnte sich zurück und faltete die Hände am Hinterkopf. »Ich hab dir doch gesagt, dass es in Sachen Mittler jede Menge Dinge gibt, die du noch nicht weißt. Und noch mehr Dinge, die ich dir beibringen könnte, wenn du mich nur lassen würdest.«
    Ich starrte ihn an. Dieses ganze Gerede von wegen Seelenwanderung und so weiter, das klang wie eine Sendung vom Science-Fiction-Kanal. Und ich war mir nicht sicher, ob Paul mir nicht nur irgendeinen Köder hingeworfen

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