5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz
zurück, oder?“, fragte er besorgt.
„Das hängt ganz von Ihrer Frau ab“, erwiderte sie.
Toni warf Hope einen liebevollen Blick zu. „Sie trifft immer die richtigen Entscheidungen.“ Nach dem Frühstück rief Polly ihre Freundin an und informierte sie, dass sie noch heute
zurückkommen würde. Dann gesellte sie sich zu Ruggiero in den Garten. Er saß auf einer Bank und hatte den Blick nachdenklich auf seine gefalteten Hände gerichtet.
„Ich habe Ihnen Tabletten hingelegt. Nehmen Sie die nur, wenn es unbedingt nötig ist“, riet sie ihm. „Vielleicht brauche ich keine mehr. Es geht mir schon viel besser.“
„Fein. Muten Sie sich aber nicht zu viel zu.“ In einer plötzlichen Eingebung fügte sie hinzu: „Kommen Sie ja nicht auf die Idee, wieder zu arbeiten.“
„Ich fahre nur zur Firma, um kurz mit meinem Partner zu reden.“
„Er kann doch zu Ihnen kommen.“
„Vergessen Sie es. Ich bin doch nicht schwer krank.“
„Wie soll man Sie nur zur Vernunft bringen?“
„Am besten gar nicht“, antwortete er. „Sie verschwenden nur Ihre Zeit.“
Sekundenlang war Stille. Dann verzog er langsam die Lippen zu einem Lächeln. „Es tut mir leid, dass ich es Ihnen so schwer mache.“
„Das tut es gar nicht“, entgegnete sie. „Sie wollen ja bloß, dass ich endlich den Mund halte.“ „Was mir offenbar nicht gelingt. Hat es überhaupt jemals jemand geschafft, Sie zum Schweigen zu bringen?“
„Glauben Sie, das würde ich Ihnen verraten?“
„Nein, dazu sind Sie zu klug.“ Sein Lächeln wirkte jetzt herzlicher als zuvor. „Ich verspreche, während Ihrer Abwesenheit vernünftig zu sein.“ Plötzlich strahlte er übers ganze Gesicht. „Meine Mutter und Sie haben viel gemeinsam. Sie setzen einfach voraus, dass Ihr Verlobter mit Ihrer Entscheidung einverstanden ist. Das hätte meine Mutter auch getan. Wie heißt er übrigens?“
„Brian“, erwiderte sie, ohne zu zögern.
„Freut er sich, dass Sie kommen?“
„Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen.“
„Dann holen Sie es rasch nach, sonst kann er Sie nicht am Flughafen abholen.“
„Das wird er sowieso nicht. Er ist Krankenhausarzt und hat momentan Spätdienst“, erklärte sie. „Doch jetzt muss ich mich umziehen.“ Sie wollte sich umdrehen und verschwinden.
In diesem Moment griff Ruggiero nach ihrer Hand und hielt sie fest. „Warten Sie. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.“ Er zögerte.
„Ja? Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie sanft.
„Haben Sie zu Hause noch mehr Fotos von Ihrer Cousine?“
„Ja, sehr viele. Ich bringe Ihnen einige mit.“
„Alle, die Sie besitzen, bitte. Ich habe die ganze Zeit gehofft, eines Tages mehr über sie zu erfahren. Dass es auf diese Art geschehen würde, konnte ich nicht ahnen.“
„Okay, ich bringe alle mit“, versprach sie. Vielleicht half es ihm, doch eine Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen.
„Jetzt lassen Sie mich aber bitte los“, bat sie und versuchte, ihm die Hand zu entziehen.
Erst da schien ihm bewusst zu werden, dass er sie immer noch festhielt. Er ließ sie los. „Nun muss ich Sie schon wieder um Verzeihung bitten. Das Beste wäre wohl, wenn ich mich ganz generell für alles entschuldige, was ich in der Vergangenheit gemacht habe und demnächst noch tun werde.“ „In zwei Stunden fahre ich zum Flughafen“, erwiderte sie unbekümmert. „Sie haben also nicht mehr viel Zeit, mich zu ärgern.“
„Unterschätzen Sie mich nicht. Kommen Sie, ich begleite Sie ins Haus.“
5. KAPITEL
Während des Flugs wollte Hope alles über Pollys angeblichen Verlobten wissen und war genau wie Ruggiero der Meinung, er würde am Flughafen sein. Polly flüchtete sich erneut in die Ausrede, die sie sich zurechtgelegt hatte, und Hope schien sich damit zufriedenzugeben.
„Weshalb sind Sie eigentlich von Yorkshire nach London gegangen?“, fragte sie dann weiter. „Vor einigen Jahren war ich schon einmal verlobt und wollte nach der Trennung so weit weg wie möglich. Als meine Cousine Freda krank wurde, ist sie mir gefolgt.“
„Der Kleine kann sicher schon recht gut laufen, oder?“
„Ja. Mit einem Jahr hat er bereits angefangen, die ersten Schritte zu machen.“
„Ruggiero auch“, erklärte Hope begeistert. „Er und Carlo haben miteinander gewetteifert, wer es zuerst konnte, und seitdem haben sie nie aufgehört, sich gegenseitig übertreffen zu wollen.“
Sie hatten beschlossen, Matthew am nächsten Morgen abzuholen, weil sie erst gegen Abend in London sein
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