5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz
Leibeskräften, obwohl Polly ihn zu beruhigen versuchte.
Schließlich griff Hope, die offensichtlich ausgesprochen gut mit Kindern umgehen konnte, ein. Ohne langes Federlesen nahm sie den Kleinen auf den Arm, lächelte ihn an und sprach tröstend auf ihn ein. Unvermittelt hörte er auf zu schreien, und Großmutter und Enkel blickten sich schweigend an. Plötzlich machte Matthew ein Bäuerchen, und Hope lachte fröhlich auf, während der kleine Kerl übers ganze Gesichtchen strahlte. Liebevoll drückte Hope ihn an sich und senkte dann schnell den Kopf. Als sie wieder aufsah, waren ihre Augen feucht.
„Mein Enkel“, sagte sie heiser. „Oh ja, wir haben einander sogleich erkannt.“
Nachdem Iris’ Mann gegangen war, schlug Hope vor: „Rufen Sie doch Ihren Verlobten an, und laden Sie ihn ein, heute Abend mit uns bei meinem Sohn Justin und seiner Frau Evie zu essen.“ „Ich denke nicht, dass er in der Klinik abkömmlich ist“, erwiderte Polly.
„Fragen Sie ihn doch erst. Oder besuchen Sie ihn jetzt gleich. Da Matthew schon da ist und wir ihn nicht abholen müssen, haben Sie doch genug Zeit.“
Wenn ich mich weiterhin weigere, schöpft Hope Verdacht, überlegte Polly und gab nach. Sie würde einen Einkaufsbummel machen.
„War es schön?“, fragte Hope, als Polly nach einigen Stunden zurückkam.
„Ja, sehr“, antwortete sie betont fröhlich und hoffte, wie eine Frau auszusehen, die gerade ihren Geliebten getroffen hatte. Doch sie war eine schlechte Schauspielerin und befürchtete, Hope würde sie durchschauen. Deshalb wechselte sie rasch das Thema und blickte auf die Uhr.
„Was? So spät ist es schon? Wir müssen uns beeilen!“
Wenig später machten sie sich auf den Weg zu Justin und Evie. Unterwegs berichtete Hope, dass sie mit Ruggiero telefoniert habe.
„Ich habe ihm erzählt, was für einen wunderbaren Sohn er hat und dass der Kleine und ich etwas Zeit hatten, einander kennenzulernen. Ruggiero schien sich zu freuen.“
Wenig später wurden sie herzlich von Hopes Sohn begrüßt. Die friedliche und harmonische Atmosphäre bei Evie und Justin mit ihren Zwillingen und Justins Sohn, der schon im Teenageralter war, empfand Polly als ausgesprochen wohltuend. Evie und Hope spielten voller Begeisterung mit Matthew, der eine Zeit lang Spaß daran hatte, sich dann jedoch mehr für das Hündchen der Familie interessierte. Dem Tierchen passte es jedoch nicht, wie grob der Kleine mit ihm umging, und es lief weg. Prompt schrie der Junge aus Leibeskräften.
„Er ist ganz sein Vater“, stellte Hope fest und nahm ihn auf den Arm. „Ruggiero hat auch gebrüllt wie am Spieß, wenn ihm etwas gegen den Strich ging.“ Sie wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Polly, in dem stillen Einverständnis, dass sich daran wenig geändert hatte.
„Du kommst offenbar sehr gut mit Polly aus“, sagte Evie, als sie mit Hope allein war. „Hast du dich für sie entschieden?“
„Wie meinst du das?“, fragte Hope mit Unschuldsmiene.
„Das weißt du genau“, erwiderte Evie lachend. „Du suchst die Schwiegertochter aus und ziehst dann alle Register, damit sie es auch wird.“
„Ich habe nur das Beste für meine Söhne im Sinn“, entgegnete Hope.
„Du möchtest, dass Ruggiero sie heiratet, gib es zu.“
„Polly wäre sicher die richtige Frau für ihn. Wir müssen jedoch behutsam vorgehen.“
„Ihr Verlobter könnte dir im Weg stehen.“
„Das glaube ich nicht“, antwortete Hope nachdenklich. „Nein, ich halte es für sehr
unwahrscheinlich.“
Am nächsten Tag flogen sie nach Italien zurück. Vor der Landung in Neapel wurde Polly immer nervöser. Ruggiero war ihr die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen. Jetzt würde sie ihn wiedersehen, und das beunruhigte sie.
Eigentlich bin ich doch ein sachlich und nüchtern denkender Mensch, überlegte sie und hoffte zugleich, dass er sie vom Flughafen abholen würde.
Sie erblickte ihn sofort, als sie durch die Zollkontrolle gingen. Hope trug den Jungen, und Toni kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, um sie und seinen Enkel zu begrüßen.
Ruggiero hingegen bewegte sich nicht von der Stelle.
„Er ist völlig durcheinander, Polly“, flüsterte Toni ihr später zu. „Offenbar weiß er nicht, was er machen soll.“
Doch plötzlich lächelte Ruggiero sie irgendwie erleichtert an, als hätte er auf ihre Rückkehr gewartet. Obwohl sie sich bemühte, jede Regung zu unterdrücken, wallte Freude in ihr auf.
„Du und der Junge fahrt mit papà, und Polly
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