Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

Titel: 5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
Vom Netzwerk:
die Treppe hinaufgingen, um den Kleinen ins Bett zu bringen, meldete er sich per Telefon. Toni nahm den Anruf entgegen und verkündete wenig später: „Ruggiero kommt heute nicht zurück. Er möchte alles aufarbeiten, was während seiner Abwesenheit liegen geblieben ist, und wird in seinem Apartment bleiben.“
    Auch am nächsten und übernächsten Tag tauchte er nicht auf. Polly war beunruhigt, denn sie erinnerte sich noch genau daran, was er in der letzten Nacht, die er in der Villa verbracht hatte, gesagt hatte. Ihrer Meinung nach war er eine gequälte Seele, und sie wollte unbedingt mit ihm reden. Vielleicht konnte sie ihm helfen, den Dämonen der Vergangenheit zu entfliehen.
    Oder soll er Freda nur deshalb vergessen, damit er nur noch an mich denkt?, fragte sie sich spöttisch. In der Nacht träumte sie dann von ihrer Cousine. Sie war wieder so schön und elegant wie vor ihrer Krankheit, und ihr langes blondes Haar umrahmte ihr Gesicht wie ein Heiligenschein.
    „Ich bin nicht mehr Freda, sondern Sapphire, weil er mich so sieht“, verkündete sie. „Du möchtest, dass er mich vergisst, weil du ihn für dich haben willst. Das wird jedoch nie geschehen, denn er gehört mir. Er liebt mich, und du kannst nichts dagegen tun, nichts, nichts, nichts …“ Dann war sie verschwunden.
    Plötzlich wachte Polly auf. Sie saß senkrecht im Bett, und ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken.
    „Es war nur ein Traum“, flüsterte sie. Rasch stand sie auf und lief ins Badezimmer, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Nur auf den ersten Blick sehe ich so aus wie Freda; schaut man jedoch genau hin, erkennt man die Unterschiede, dachte sie, während sie ihr Spiegelbild betrachtete. „Sie ist tot“, sagte sie laut. „Sie kommt nie mehr zurück.“
    Für Ruggiero war sie jedoch nicht tot. War er etwa nur deshalb nicht gekommen, um mit seinen Erinnerungen allein zu sein?
    Panische Angst erfasste sie. Sie rannte hinaus auf den Flur und in Ruggieros Zimmer. Ihre
    schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich: Er hatte die Fotoalben mitgenommen.
    Der sogenannte Palazzo Montelio lag in der Nähe des Hafens von Neapel. Der Name des
    beeindruckenden Gebäudes war noch ein Relikt aus der Vergangenheit. Ein reicher Händler hatte es vor mehr als zweihundert Jahren errichtet, um das Be- und Entladen seiner Schiffe, denen er seinen Reichtum verdankte, überwachen zu können. Doch der Besitz der Familie war in nichts zerflossen. Der große Komplex musste verkauft werden und wurde zu einem Apartmenthaus umgebaut. Während Polly langsam die breite Treppe in den zweiten Stock hinaufstieg, kamen ihr Zweifel. War es wirklich eine gute Idee, Ruggiero aufzusuchen? Nachdem Hope in der Firma angerufen und erfahren hatte, dass er dort seit zwei Tagen nicht aufgetaucht war, machte sich Polly auf den Weg in die Höhle des Löwen, darauf gefasst, dass er bei ihrem Erscheinen einen Wutanfall bekommen würde. Doch als er die Tür öffnete, fragte er nur: „Weshalb tauchen Sie erst jetzt auf?“
    Sie hatte damit gerechnet, dass er seinen Kummer im Alkohol ertränkt hätte, und war überrascht, ihn völlig nüchtern zu sehen.
    Er bat sie einzutreten und führte sie in eine hochmoderne Küche. Während er Tee machte, betrachtete sie ihn unauffällig. Er hatte sich offenbar nicht rasiert und auch nichts gegessen. Seine dunklen Bartstoppeln ließen sein Gesicht ungewöhnlich blass aussehen. Viel geschlafen hatte er anscheinend ebenfalls nicht, denn er hatte dunkle Ränder unter den Augen.
    Das Hemd, das er zu den verwaschenen Jeans trug, hatte er nicht zugeknöpft, sodass Polly die dunklen Härchen auf seiner Brust sehen konnte.
    „Wussten Sie, dass ich Sie besuchen würde?“
    „Ich hätte darauf wetten können.“
    „Sie sind immer noch mein Patient. Wie Sie inzwischen zurechtgekommen sind, brauche ich Sie gar nicht zu fragen. Ich stelle fest, Sie haben sich gut versorgt, haben gut gegessen, genug geschlafen und waren insgesamt sehr vernünftig. Warum ich mir überhaupt Gedanken gemacht habe, verstehe ich selbst nicht.“

Ruggiero musste lachen, verzog jedoch prompt das Gesicht und hielt sich die Seite. „Ich habe wieder stärkere Schmerzen“, gab er zu.
    „So rasch klingen die auch nicht ab. Ich habe Ihnen Tabletten mitgebracht, von denen Sie nicht so müde werden wie von den anderen. Hier.“ Polly reichte sie ihm. „Nehmen Sie zwei davon, und dann überlegen wir, was wir essen können.“
    „Es ist fast nichts im

Weitere Kostenlose Bücher