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5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

Titel: 5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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nicht wichtig.“
    „Es ist sogar sehr wichtig. Komm, sprich weiter“, bat er sie sanft.
    „Bitte, dräng mich nicht.“ Sie fing wieder an zu weinen.
    „Polly, du musst dich damit auseinandersetzen, sonst belastet es dich zu sehr und zerstört dich am Ende.“
    „Ich kann es nicht …“
    „Doch, du kannst es. Ich bin ja bei dir, du bist in Sicherheit.“ Er küsste sie auf das zerzauste Haar. Nach kurzem Zögern fuhr sie fort: „Sie hat mir grenzenlos vertraut, weil ich Krankenschwester bin. Immer wieder hat sie gebettelt: ‚Du lässt nicht zu, dass ich sterbe, nicht wahr, Polly?‘ Ich wusste nicht, was ich machen sollte, aber ich habe ihr gesagt, was sie hören wollte. Es war mir egal, ob es wahr war oder nicht, solange es ihr half, etwas Ruhe und Frieden zu finden. Ich habe gelogen und gelogen.“
    „Was hättest du auch sonst tun sollen? Hat sie dir geglaubt?“
    „Eine Zeit lang. Am Ende wusste sie jedoch Bescheid, und ich sah die Angst in ihrem Blick. Oft hat sie nachts in meinen Armen geweint. Tagsüber setzte sie jedoch Matti zuliebe ein strahlendes Lächeln auf. Sie war eine gute Mutter. Sie hat sich rührend um den Jungen gekümmert, viel mit ihm gespielt und geredet. Deshalb hat er so früh angefangen zu sprechen.“ Sie zog sich etwas zurück. „Ich habe dir bisher viel Negatives über sie erzählt, sie hatte jedoch auch ihre guten Seiten. Sie war eine wunderbare Mutter, eine bessere konnte Matti nicht haben. Deshalb ist ihr Tod für ihn ja auch so verheerend. Er spürt, dass er das Liebste verloren hat, was er hatte. Dafür solltest du Verständnis haben, du hast nämlich genauso empfunden.“
    „Das ist vorbei.“
    „Für Matti nicht.“
    „Wie ist es weitergegangen?“, fragte er, ohne auf die Bemerkung einzugehen.

„Die letzten drei Wochen hat sie im Krankenhaus gelegen. Ich habe mich um Matti gekümmert und so viel Zeit wie möglich mit ihm verbracht. Ich habe sie dann in Yorkshire im Familiengrab ihrer Eltern beerdigen lassen.“
    „Anschließend bist du nach Neapel geflogen, oder?“
    „Nicht sofort. Ich habe mich mit Matti zwei Wochen lang in meiner Wohnung eingeschlossen. In der Zeit habe ich ihren Brief gelesen und hatte eine ungefähre Ahnung, wo ich dich finden konnte.“ Sie atmete tief durch. „Ich dachte, ich hätte alles im Griff, doch plötzlich …“
    „Es traf dich wie aus heiterem Himmel“, sagte er verständnisvoll. „Ich weiß, wie schrecklich das ist, besonders für Menschen, die gern alles unter Kontrolle haben.“
    „Ja, das trifft auf uns beide zu“, flüsterte sie.
    „Und es ist für uns umso schlimmer, weil wir keine Erfahrung damit haben, was es bedeutet, sich hilflos zu fühlen“, stellte er mit einer Spur von Humor in seiner Stimme fest. „Vielleicht bin ich ja lernfähig.“
    Polly lachte leise auf.
    „Das gefällt mir schon besser.“ Er umfasste ihr Gesicht. „Du hast eine große Last auf dich genommen und alles ganz allein durchgestanden. Doch jetzt bist du nicht mehr allein. Ich bin da und verstehe dich besser als sonst jemand, genauso wie du mich besser verstehst als jeder andere Mensch. Wir sind ein großartiges Team.“
    Ihr Versuch zu lächeln misslang, wie Ruggiero schmerzlich berührt merkte. Um sie zu trösten, zog er sie näher zu sich heran, küsste ihre Wangen, die Augen und den Mund.
    Polly saß reglos da. Als sie seine Lippen auf ihren spürte, überlief es sie heiß und kalt. Ruggieros K uss traf sie völlig überraschend. Sie hatte keine Zeit gehabt, sich gegen die Versuchung und das Verlangen, das sie erfasste, zu wappnen. Sie konnte nur still dasitzen, während sie sich ihm und den herrlichen Gefühlen, die er in ihr weckte, hilflos ausgeliefert fühlte. Offenbar ahnte er nicht, was er mit seinen Liebkosungen bewirkte.
    Plötzlich presste er die Lippen fester auf ihre. Sekundenlang wagte sie nicht zu atmen. Es war beinah erschreckend, so völlig unerwartet etwas zu bekommen, wonach sie sich so sehr gesehnt hatte. Sie fühlte sich wie im siebten Himmel und konnte kaum fassen, was da mit ihr geschah.
    Ruggieros Küsse ließen ihr Herz höher schlagen, und sie konnte nicht mehr klar denken. Sie wollte ihn mit den Lippen streicheln und liebkosen, seinen Körper erforschen, und sie wünschte sich so sehr, dass er sie leidenschaftlich begehrte und es nicht erwarten konnte, sie ganz zu erobern. Es wäre wunderbar, wenn sie sich eng umschlungen auf das Bett sinken ließen und sich liebten, ohne genau zu wissen, wer den ersten

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