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5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

Titel: 5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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kleine Kinder eben.“
    „Nicht nur kleine Kinder. Habe ich mich nicht ähnlich benommen? Anders als Matti habe ich dafür jedoch keine Entschuldigung. Ich bin wirklich nicht stolz auf mich.“ Sanft berührte er Mattis kleine Hand. „Vielleicht können er und ich einander helfen“, sagte er leise. „Wir scheinen einiges gemeinsam zu haben.“
    „Ich hätte damit rechnen müssen.“ In Pollys Stimme schwang Bedauern. „Das war zu viel für ihn.“ „Für dich etwa nicht?“ Ruggiero blickte sie aufmerksam an.
    „Mit mir ist alles in Ordnung“, behauptete sie. Doch plötzlich standen ihr wieder Tränen in den Augen. „Ich weiß selbst nicht, warum ich weine, aber … auf einmal …“
    „Früher oder später musstest du zusammenbrechen. Bis jetzt warst du so stark, doch irgendwann lassen auch deine Kräfte nach.“
    „Als Krankenschwester kann ich mir das gar nicht leisten“, wandte sie leise ein.
    „Trotzdem bist du auch nur ein Mensch.“
    „Ich bin daran gewöhnt, Kranke zu pflegen“, flüsterte sie. „Wenn man jedoch eine nahe Verwandte monatelang pflegt … Ich wollte ihr unbedingt helfen, es stand aber nicht in meiner Macht. Ich habe versucht, es ihr etwas leichter zu machen, und trotzdem versagt. Ich konnte nichts …“
    Wie wogende Wellen stürzte der Schmerz auf sie ein, und ziellos lief sie weinend im Zimmer hin und her. Schließlich blieb sie an der Wand stehen und lehnte sich mit der Stirn dagegen.
    Ruggiero war sogleich hinter ihr, drehte sie zu sich um und nahm sie in die Arme. „Wein dich aus, wehr dich nicht dagegen“, sagte er sanft.
    Im ersten Moment wollte sie sich von ihm lösen, doch er ließ sie nicht los. Auf einmal barg sie das Gesicht an seiner Schulter und gab sich ihrem Schmerz und Kummer hin.
    Schließlich zog er sie durch den Raum, drückte sie auf das Bett und setzte sich neben Polly, die plötzlich das Gefühl hatte, keine Energie und keine Hoffnung mehr zu haben. Sie war einfach nur noch todunglücklich und weinte herzzerreißend.
    Ruggiero ließ sie gewähren, bis sie sich etwas beruhigt hatte.

„Erzähl mir alles“, bat er sie dann.
    „Das habe ich doch schon getan. Wir haben immer wieder über sie gesprochen.“
    „Wir haben über mich und über deine Cousine geredet. Du hast jedoch nie erwähnt, wie es für dich war, was du empfunden und wie du dich gefühlt hast.“
    „Das ist ja auch nicht wichtig“, erwiderte sie hitzig.
    „Ist das deine ehrliche Meinung? Glaubst du wirklich, du seist unwichtig? Das sehe ich nicht so. Du musst mit jemandem über alles reden, sonst zerbrichst du daran. Und mit wem außer mir könntest du das tun, Polly?“
    Sie brachte nur einen undefinierbaren Laut hervor.
    „Wir beide, du und ich, wissen etwas, was sonst niemand weiß, und das können wir nicht einfach beiseiteschieben. Erzähl mir, was wirklich geschehen ist, wie es war und wie du die Kraft gefunden hast, mit der Sache zurechtzukommen. Und die Antwort, als Krankenschwester sei das deine Aufgabe, kannst du dir sparen, sie zieht nicht mehr.“
    Sein Einfühlungsvermögen überraschte Polly. Trotzdem zögerte sie. Ruggiero blickte sie jedoch so liebevoll und verständnisvoll an, dass sie tief durchatmete, ehe sie anfing zu erzählen.
    „Freda lebte in Yorkshire im Ranley Manor, wie George das Herrenhaus nannte, während ich in einem südlichen Stadtteil Londons in der Nähe des Krankenhauses wohnte, wo ich arbeitete. Eines Abends stand sie mit Matti auf dem Arm vor meiner Tür. George hatte sie hinausgeworfen, und ich war ihre nächste Verwandte. Zunächst hat sie mir nur anvertraut, Matti sei nicht Georges Sohn, den Rest erfuhr ich später. In der ersten Zeit kamen wir ganz gut miteinander zurecht, denn sie war eine ausgezeichnete Köchin, und ich habe ihre gute Küche genossen. Dann war sie wegen eines ‚Symptoms‘, wie sie es nannte, beunruhigt. Ich wusste sogleich, was los war, und habe sie zum Arzt geschickt. Doch sie hatte schon zu lange gewartet. Wir haben ihr verschwiegen, wie ernst ihr Zustand war, weil sie zu der Zeit die Wahrheit noch nicht ertragen konnte.
    Im Krankenhaus hat man für sie alles Menschenmögliche getan, es war jedoch zu spät. Trotzdem gab Freda die Hoffnung nicht auf und erklärte immer wieder, sie würde wieder gesund. Am schlimmsten war für mich, dass …“ Polly verstummte, während die Erinnerungen wie eine Woge über ihr zusammenzubrechen schienen. Es war einfach zu schrecklich.
    „Was war am schlimmsten?“
    „Ach, das ist

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