5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
Stückchen die Straße hinunter ein anderer Vogel von seinem Baum antwortete. » Jetzt ist jeder Tag wie ein Geschenk, weißt du. Das war schon immer so, aber erst jetzt lebe ich langsam und bewusst genug. Ich sehe die unglaubliche Schönheit, die uns jeder Tag bietet. Wir können so viel für selbstverständlich nehmen. Hör doch. « Von ein paar anderen Bäumen in der Nähe hörte man noch andere Vögel singen.
Cath erzählte, wie sie erkannt hatte, was für eine mächtige Kraft die Dankbarkeit ist. Es ist so einfach, immer noch mehr vom Leben zu wollen, sagte sie, und das mag bis zu einem gewissen Grad ja auch in Ordnung sein, denn zu unserem Träumen und Wachsen gehört ja auch eine gewisse Ausdehnung des Selbst. Aber da wir nie alles bekommen werden, was wir wollen, und immer weiterwachsen, ist es enorm wichtig, dass wir zu schätzen wissen, was wir alles schon haben. Das Leben vergeht so schnell, egal ob man mit zwanzig, vierzig oder achtzig stirbt. Sie hatte recht. Jeder Tag an sich ist ein Geschenk und ein Segen. Überhaupt ist alles, was wir haben, der Moment, in dem wir gerade leben.
In den letzten zwanzig Jahren hatte ich ein Dankbarkeitstagebuch geführt, in dem ich am Abend ein paar Dinge notierte, für die ich dankbar war. Oft gab es zahllose Dinge, für die ich dankbar sein konnte. Aber ab und zu, in meinen dunkelsten Zeiten, kostete es mich Mühe, etwas zu finden. Die emotionale Erschöpfung hatte mich so ausgelaugt, dass es mich schon überforderte, die Geschenke in meinem Leben zu erkennen. Trotzdem hörte ich nicht auf. Und jedes Mal gelang es mir doch noch, Dinge zu nennen, für die ich dankbar war, zum Beispiel sauberes Wasser, ein Dach über dem Kopf, Essen im Bauch, ein Lächeln von einem Fremden, ein singender Vogel.
Ich wusste die Dinge am Abend zu schätzen, wenn ich sie aufschrieb, erklärte ich Cath, doch brauchte es einiges Training, um sie schon dann schätzen zu können, wenn ich sie erlebte. Ich gewöhnte mir dieses Bewusstsein an, indem ich jedes Mal ein stilles Dankgebet sprach, wenn mir ein solches Geschenk gemacht wurde.
Die Natur hatte meinen Dank definitiv immer sofort bekommen. Wenn eine sanfte Brise mein Gesicht küsste, war ich dankbar, gesund genug zu sein, um mich draußen aufhalten und sie genießen zu können. Aber ich wollte noch dankbarer für andere Dinge sein. Obwohl mir das Tagebuch sicherlich schon die Augen geöffnet hatte, kam die Dankbarkeit im Alltag erst in mein Leben, als es mir gelang, wirklich immer im gegenwärtigen Augenblick zu leben. Es gibt in jeder Stunde irgendetwas, wofür man sich bedanken kann, beschloss ich, und so nahm ich diese Gewohnheit erfolgreich an.
» Ich bin sicher, dass einem viele Geschenke zuteil werden, wenn man immer so dankbar ist, oder? « , fragte Cath.
» Wenn ich es zulasse, Cath, wenn ich meinen eigenen Wert nicht vergesse und die Dinge einfach fließen lasse, dann ja. Ich habe in meinem Leben definitiv schon ein paar große Geschenke bekommen. Manchmal stehe ich mir bloß selbst im Weg. Es geht mir wie anderen Menschen auch: Wenn ich dankbar bin und alles fließen lasse, bekomme ich viel, viel mehr. «
Cath lachte, als sie diese Theorie hörte, und stimmte mir zu. » Ja, die Dinge wollen uns tatsächlich zufließen. Aber wenn wir sie nicht zu uns lassen und nicht dankbar sind, blockieren wir sie, glaube ich. Den meisten Leuten ist gar nicht klar, wie gut sie es haben. Mir ging es lange Zeit genauso. Aber Gott sei Dank ist mir das schon aufgegangen, bevor diese Krankheit zuschlug, also hatte ich schon einen ganz anderen Ausgangspunkt. «
Nachdem wir eine Weile die Sonne genossen hatten, brauchte Cath ihr Mittagessen und dann ein wenig Ruhe. Zum Essen gab es Eis und Kompott. Das war alles, was sie noch zu sich nehmen konnte. Alles andere fand sie zu anstrengend zu kauen und geschmacklich zu fad. Nach der Mahlzeit hob ich ihre Beine aufs Bett, legte sie in eine bequeme Position und zog die Vorhänge zu. Die Dosis ihrer Schmerzmittel war gerade erst erhöht worden, was ihr Erleichterung verschaffte, sie aber auch stärker erschöpfte. Sie fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
Am frühen Abend war Caths Ex-Freundin vorbeigekommen. Die beiden trugen sich nichts nach. Sie waren nach ihrer Trennung vor über zehn Jahren gute Freunde geblieben. Es war eine freundliche, respektvolle Freundschaft. Daneben gab es noch ein paar andere Leute, die sie regelmäßig besuchten, wie Caths älterer Bruder mit seiner Frau und den Kindern,
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