5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
wollte ich irgendwo leben, wo ich näher an der Küste war.
Nachdem ich mir eine entsprechende Gegend ausgesucht hatte, begann ich im Internet nach Mietangeboten zu suchen. Ich legte fest, zwischen welchen zwei Städten ich wohnen wollte und wie viel Miete ich maximal zahlen wollte. Als ich nach ein paar Wochen nichts Passendes gefunden hatte, setzte ich eine Anzeige in die Lokalzeitung, in der ich klar formulierte, was ich suchte. Ich bekam mehrere Angebote, allerdings fühlte sich keines davon richtig an. Aber immerhin knüpfte ich neue Kontakte, und wenig später kam mir zu Ohren, dass da ein tolles, kleines Cottage frei war. Es lag genau dort, wo ich es gewollt hatte, kostete genau so viel Miete, wie ich mir leisten konnte, und bevor ich mich’s versah, wohnte ich auf einem Bauernhof mit 800Hektar Land.
Durch die Finsternis zum Licht
Ein kleiner Bach floss vor dem Cottage vorbei, was mir eine ständig wechselnde, herrliche Naturkulisse bescherte. Wundervolle, mächtige Bäume prägten die Landschaft. Den ganzen Tag über sangen die Vögel für mich, in der Nacht die Frösche. Abends leuchteten über meinem Kopf Millionen von Sternen– keine Straßenlaternen. Es war die reinste Wonne, vor allem, wenn ich auf meiner perfekten Veranda saß, Gitarre spielte und den Sonnenuntergang beobachtete oder zuhörte, wie der Regen auf das Blechdach prasselte. Ich war im Himmel und sprach unzählige Dankgebete.
Das Landleben bedeutet natürlich eine Menge Opfer– an Live-Musik und Kunst ist nicht mehr so leicht ranzukommen–, aber was ich hatte, reichte mir. Meine Lebensweise würde mich sowieso immer wieder auf Reisen in andere Länder führen. Es spielte also keine Rolle. Ich bewegte mich wieder im Rhythmus der Natur und lebte endlich das Leben, das ich am vernünftigsten fand. Fünf Häuser lagen über diese 800Hektar Hügel und Täler verteilt. Ich als Mieterin durfte einfach die Weite genießen.
Alles fühlte sich sofort einfacher und leichter an. Als wäre ich nach Hause gekommen. Meine Energie war nach der Pflege so vieler sterbender Menschen und der Arbeit im Gefängnis erschöpft, deswegen war ich glücklich, einmal eine Pause einlegen und eine Weile von meinen Ersparnissen leben zu können. In der Zwischenzeit wollte ich ein wenig nach einem neuen Beschäftigungsfeld recherchieren und überlegen, welche Richtung ich einschlagen wollte, sobald ich bereit war. Ein Schritt nach dem anderen, wie es sich eben so entwickelte. Mit jedem Tag fühlte ich mich besser, als würde ich mich langsam wieder verjüngen. Positive Energien und Gedanken begannen wieder zu fließen. Ich wanderte über die Hügel und Weiden, genoss die Schlichtheit und Komplexität der Natur und brachte meine Genesung auf den Weg.
Die zurückliegenden Jahre des Wachstums, in denen ich am Bett so vieler wunderbarer, weiser Menschen gesessen hatte, hatten definitiv jede Menge positive Veränderungen in mir bewirkt. Ich lächelte, wenn ich mich an sie erinnerte, und oft rief ich mir besonders zärtliche Momente und schöne Gespräche ins Gedächtnis. Obwohl dieses Leben weit hinter mir zu liegen schien, vor allem jetzt, wo ich über die Hügel und Täler wanderte, hatte es mich enorm beeinflusst, und dafür war ich nach wie vor mehr als dankbar.
Ich musste nicht nur ein wenig Zeit zu Hause verbringen und meinen kreativen Weg fortsetzen, ich war auch mal wieder kurz davor, ins kalte Wasser zu springen, im Vertrauen darauf, dass die nächsten Schritte sich schon rechtzeitig offenbaren würden, wenn es so weit war. So war es früher ja auch immer gegangen. Nun, da ich von so viel natürlicher Schönheit umgeben war, flossen die Texte und die Musik nur so aus mir heraus. Die reiche Flora und Fauna rund um mein Cottage und der Bach halfen mir, mich in kürzester Zeit an einen sehr schlichten Lebensstil zu gewöhnen.
Doch unterbewusst lauerten immer noch die zerstörerischen Muster meines geringen Selbstwertgefühls. Auf der bewussten Ebene hatte ich im Laufe der letzten zehn Jahre eine Menge geändert, und das Leben fühlte sich leichter an denn je. In dieser Hinsicht war ich ganz friedlich und dankbar und erholte mich mit jedem neuen Tag mehr. Emotional war alles wunderbar im Fluss. Dachte ich jedenfalls.
Dann nahmen die Dinge aus heiterem Himmel eine ganz andere Wendung. Ich lebte gerade so schön vor mich hin, dass es mich völlig aus der Bahn warf, als der Heilungsprozess mich in die dunkelsten Tiefen meiner selbst stürzte. Es stieg aus tieferen
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