5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
Schichten herauf denn je zuvor. Meine verbliebene Energie (ich hatte die ganze Zeit irrtümlich geglaubt, ich hätte schon neue getankt) verschwand quasi über Nacht komplett, als hätte jemand den Stecker gezogen und ich leblos in mich zusammensacken würde. Einfach so, aus dem Nichts heraus. Jedes Fünkchen Energie war restlos verschwunden.
Meine Idee, irgendeinen Gelegenheitsjob anzunehmen, um in der Gegend ein paar Kontakte knüpfen zu können, war auf einmal dahin. Der bloße Gedanke, jemandem gegenüberzutreten, schien mir völlig absurd. Es war mir unmöglich, selbst für noch so kurze Zeit überhaupt einen Job anzunehmen. Ich konnte einfach nicht. Ich musste in den innersten Kern meines Wesens hinabsteigen, um mich diesen Veränderungen zu stellen, und das war eine ganz schön heftige Tour. Doch ich hatte keine andere Wahl. Es kam hoch, ob es mir nun gefiel oder nicht, und als die Tränen kamen, waren sie nicht mehr aufzuhalten. Ich musste wieder gesund werden und mich völlig von meiner Vergangenheit freimachen, damit ich der Mensch werden konnte, der zu sein mir von Geburt an bestimmt war. Diese Monate wurden die schwersten meines Lebens, denn ich landete ganz unerwartet kopfüber im tiefsten Abgrund einer Depression mit Selbstmordgedanken.
Nicht einmal meine engsten Freunde konnten glauben, dass ich das war. Wäre ich nicht dabei gewesen, ich hätte es selbst bezweifelt. Ich hatte Depressionen bei anderen aus nächster Nähe miterlebt, hätte mir aber nie vorstellen können, je selbst in diese Lage zu geraten. Aber das ist gerade der Haken an einer Depression, und das macht es auch so schwierig für viele Erkrankte: der Schock, dass es ihnen passiert.
Manche Freunde weigerten sich einfach, es zu glauben. Das konnte doch nicht Bronnie sein, die immer alle anderen aufbaute, ausgerechnet sie sollte jetzt plötzlich selbst so völlig ins Bodenlose stürzen? Manche wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten, mich so verletzlich zu sehen. Die Vorschläge anderer Freunde, die mich anriefen– Leute, von denen ich dachte, dass sie mich gut kannten–, waren so weit entfernt von dem, wozu ich überhaupt noch fähig war, dass ich mich hinterher nur noch missverstandener fühlte. Es hätte mich noch trauriger gemacht, wenn das gegangen wäre. Aber das war ohnehin nicht möglich. Andere Menschen waren meine kleinste Sorge. Ich konnte mich mit Mühe und Not um mich selbst kümmern, und manchmal nicht einmal das.
Ich bekam weiterhin Vorschläge von allen Seiten, wie ich meine Situation ändern könnte. Aber was Depressive am meisten brauchen, ist das Gefühl, akzeptiert zu werden. Depression ist eine Krankheit, die jedoch ein machtvoller Katalysator für positive Veränderungen sein kann, wenn man es schafft, sie im eigenen Tempo zu durchlaufen. Die moderne Gesellschaft hat diesem Phänomen den Namen Depression gegeben, aber in Wirklichkeit ist es eine Chance für eine spirituelle Wandlung und Erweckung. Es kann ein Zusammenbruch sein. Aber es kann auch ein Durchbruch werden, wenn man die Dinge mit Entschlossenheit angeht, mit Zuversicht und der Bereitschaft loszulassen. Natürlich ist das Ganze alles andere als spaßig.
Morgens wachte ich schluchzend auf, bevor ich überhaupt meinen ersten Gedanken gefasst hatte. Die Tränen begannen einfach zu fließen, noch ehe ich ganz wach war. Ich brauchte Mitleid und Geduld von guten Freunden. Manchmal drangen die Gedanken beim Aufwachen gar nicht ins Bewusstsein, die Tränen jedoch brachen hervor, sobald ich langsam wach wurde. In anderen Momenten überkam mich Traurigkeit über mich und meine Situation– das Leben kam mir damals so unfassbar schwer vor, im Grunde ja seit Jahren. Ich musste mir eingestehen, dass ich diesmal nicht die Energie besaß, um mal wieder ganz von vorn zu beginnen, aber gleichzeitig wusste ich, dass ich musste, und das walzte mich gänzlich nieder. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich die Energie aufbringen sollte, geschweige denn sie tatsächlich in mir finden. Aber niemand würde an meine Haustür klopfen und mir den perfekten Job anbieten, vor allem weil ich kaum einen Menschen in dieser Gegend kannte.
In meinem engsten Freundeskreis wusste keiner so recht, wie er mit einer so tiefen Trauer und der völligen Kraftlosigkeit umgehen sollte, also riefen sie mich alle an und machten mir Vorschläge, wie ich wieder auf die Beine kommen könnte und wieder funktionierte. Das erhöhte den Druck aber nur noch, denn für so etwas war ich definitiv
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