5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
und wunderschön. Die Liebe, die zwischen uns floss, stärkte uns, um es vorsichtig auszudrücken. Unter dem harten Äußeren steckten Menschen wie du und ich– Menschen, die ihre Kinder liebten, sich nach Liebe und Respekt sehnten, sich nützlich fühlen und ein Leben in Selbstrespekt führen wollten.
Nur wenige von ihnen hatten keine Schuldgefühle. Die meisten wollten in der Tat bessere Menschen werden. Doch als ich ihre persönlichen Storys hörte, sah ich nur tragische Geschichten, niedriges Selbstwertgefühl, Teufelskreise, aus denen die Frauen nicht ausbrechen konnten. Sie waren wegen diverser Verbrechen hier, manche zum Beispiel wegen illegaler Prostitution. Tatsächlich wussten manche Frauen das System aber auch durchaus zu ihrem Vorteil zu nutzen. Ihnen war bekannt, welche Gefängnisstrafen auf welche Bagatellvergehen standen, und begingen eine solche Tat pro Jahr, so dass sie über den Winter drei Monate von der Straße wegkamen, ein warmes Bett und regelmäßige Mahlzeiten hatten. Andere saßen wegen Verbrechen, die von Drogenmissbrauch oder -besitz, Körperverletzung, Betrug und Ladendiebstahl (eine Gewohnheit, die eine Frau ursprünglich angenommen hatte, um ihre Familie zu ernähren, nach der sie dann aber süchtig wurde) bis zu Alkohol am Steuer in mehreren Fällen reichten.
Das Gefängnissystem reagierte nur auf das Verbrechen, also die Auswirkungen, nicht aber auf die Verletzungen, die solchen Taten zugrunde lagen. Obwohl es ja eigentlich eine Besserungsanstalt sein sollte, gab es nur sehr wenig Hilfe für jemand, der die Denk- und Handlungsmuster seiner Vergangenheit ernsthaft ändern wollte. Hier wäre die Heilung am allernötigsten, um den Teufelskreis von niedrigem Selbstwertgefühl, Drogenkonsum, gewalttätigen Ehemännern und dem daraus resultierenden kriminellen Lebensstil zu brechen. Vielleicht würden manche Verbrecher auch noch Verbrechen begehen, wenn man ihnen solche Hilfe zur Verfügung gestellt hat. Aber die, die ich kennenlernte, hätten ihr Verhalten garantiert geändert, wenn sie dauerhafte Unterstützung während und im Anschluss an ihren Gefängnisaufenthalt gehabt hätten.
Im Gefängnis arbeiteten noch ein paar sehr nette Leute, die auch gegen dieses System waren. Daneben gab es noch ein paar Ehrenamtliche von kirchlichen Gruppen, denen es gelang, zu der einen oder anderen Frau durchzudringen und ihr zu helfen, das Ruder in ihrem Leben noch einmal herumzureißen. Aber die Wahrheit ist, dass weit mehr Geld für Sicherheit und Bürokratie ausgegeben wurde als für Therapie und Unterstützung. In einem Gefängnis mit ungefähr dreihundert Insassinnen gab es nur zwei Psychologen, und die waren oft nicht zu sprechen, weil sie überlastet waren. Wenn man sich vor dem Gefängnisaufenthalt noch nicht down gefühlt hatte, passierte einem das auf jeden Fall währenddessen und hinterher.
Nachdem ich eine informative Dokumentation über den Erfolg von Meditation in Gefängnissen gesehen hatte, erzählte ich einigen Mitarbeitern davon und meinte, ich könnte sie da mit den richtigen Leuten in Kontakt bringen. In anderen Ländern hatte man Gefangene erfolgreich in der Art von Meditation unterrichtet, die ich praktizierte. Aber hier bekam ich nur ein » Na, dann viel Glück « zu hören. Man lachte mich aus und entmutigte mich. Also arbeitete ich stattdessen mit meinen eigenen Fähigkeiten und half den Frauen in meinem Kurs, an ihre Schönheit und Güte zu glauben. Das tat ich, indem ich ihnen zeigte, wie sie sich durch ihre Songs ausdrücken konnten, durch Songs, die ihnen gehörten und die sie anderen vorspielen und mit anderen teilen konnten. Viele von ihnen hatten in ihrem Leben noch nie ein Kompliment gekriegt und saugten mein ehrlich gemeintes positives Feedback in sich auf wie Schwämme. Wenn ich ihnen Vorschläge machen wollte, wie sie ihre Songs verbessern konnten, verpackte ich sie immer in behutsames Lob.
Als sie Vertrauen zu mir gefasst und mir so einiges über das Leben auf dem Gefängnishof beigebracht hatten, hatten wir auch unsere lustigen Momente. Eines Tages erzählte eine Frau einer anderen ganz laut davon, wie es ihr gelungen war, ein Extrapaar Turnschuhe abzustauben. Als sie merkte, dass ich ihre Ausführungen mit angehört hatte, verstummte sie sofort. Doch als die anderen Teilnehmerinnen und ich sie ermunterten, erklärte sie mir den Trick auch, und auf meine Bemerkung, dass sie sich das wirklich klug ausgedacht hatte, antwortete sie: » Na ja, wir sind immerhin
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